Zeit der Jaeger
Mechs ins Wanken gebracht hatten. Sie schleppten Baumstämme davon, richteten Zelte wieder auf, säuberten Fahrzeuge, erledigten kleinere Reparaturen, wo es nötig war. Es war eine wahre Heraklesaufgabe.
Und sie hüpften geradezu vor Erwartung.
Ein uralter J-27-Munitionstransporter, den sie von den Einheimischen gekauft hatten, wälzte sich in dem vergeblichen Versuch, seinen metallenen Proviant in das hungrig klaffende Maul eines wartenden Thor zu schaffen, durch den Morast. Die durchdrehenden Ketten schleuderten vier Meter hohe Schlammfontänen auf, die noch zehn Meter entfernt
Fahrzeuge, Mechs und Personal voll spritzten.
Nichts konnte die Stimmung beeinträchtigen.
Obwohl das Blutrecht schon vor einigen Tagen begonnen hatte - eine Ehre für sie alle, ob direkt beteiligt oder nicht -, war dies ein besonderer Tag, eine Ehre ganz anderer Art. Eine Ehre, die, im Gegensatz zum Sennet-Blutrecht, nahezu jedem SeefuchsKrieger ebenso die Chance zur Teilnahme bot wie einem beträchtlichen Prozentsatz der Arbeiter und Techs.
Heute begannen die Kampfrituale, Manöver mit scharfer Munition, die alles - von Kröten über Mechs bis zu Luft /Raumjägern - gegeneinander schickte. Weil sie so oft Monate, wenn nicht sogar Jahre im All verbrachten, nutzten die Aimags jede sich bietende Gelegenheit, das Können ihrer Krieger zu testen, um zu verhindern, dass sie einrosteten. Die Kampfrituale waren weit mehr als bloße Gefechtsübungen. Sie fußten auf einer alten, beinahe mystischen Tradition. Die bei den Ritualen errungenen Siege und erlittenen Niederlagen hatten Auswirkungen auf Ru hm und Ehre eines Aimags innerhalb des Khanats und sogar im ganzen Clan.
Petr ging vorsichtig über das Gelände, um seine halbhohen Stiefel möglichst sauber zu halten. Obwohl die Temperatur während des Gewitters erheblich gesunken war, stand das Thermometer jetzt bei 35 °C und fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Er atmete tief durch.
Petr bog um eine besonders große Pfütze und in den Schatten seines Mechs. Er ging noch sechs Schritte auf die metallenen Säulen zu, die vor ihm aufragten, dann blieb er stehen. Langsam ließ er den Blick über den Metallriesen gleiten, den er sein Eigen nannte.
Der Tiburón ragte neun Meter hoch auf. Die Sonne verdampfte den letzten Rest der Feuchtigkeit, die auf seinem Metall lag. Petr lächelte bei der Vorstellung, dass der Mech aus dem Bad stieg und sich für die bevorstehende Darbietung mit Heißluft trocknete und stylte. Eine Darbietung, auf die er schon viel zu lange hatte warten müssen.
»Sie scheint bereit zu sein. Und stark.« Jesup stampfte durch den Morast heran. Petr beobachtete ihn auf den letzten Metern Weges zu ihm herüber. Es war offensichtlich, dass sein Adjutant keinen Gedanken an die Schlamm spritzer an seinen Beinen und auf den Stiefeln verschwendete.
»Willst du das mit in deine Maschine schleppen?«
»Hä?«, reagierte er und sah nach unten. Als er den Kopf wieder hob, griente er.
»Im Gegensatz zu deinem zimperlichen Mech, o Saubermann, macht meinem Thor ein wenig Dreck auf der Fußmatte nichts aus.«
Petr schüttelte den Kopf. Die noch immer nassen Haare schlugen auf seine Schultern und blieben am Netzgewebe der Kühlweste fast kleben.
»Das hat nichts mit Zimperlichkeit zu tun, mein Schmutzfink von einem Freund. Es geht um Respekt. Ich respektiere sie, und sie respektiert mich.«
»Mein Thor respektiert mich, weil ich ihn beherrsche.«
»Du glaubst ihn zu beherrschen, aber genau wie im Kampf oder bei Verhandlungen ist diese Herrschaft bestenfalls fließend. In solchen Situationen arbeitest du innerhalb der Grenzen, die dir die Umstände diktieren, an einem Sieg. Du hast sie nie wirklich unter Kontrolle, sondern setzt deine Willenskraft und dein Wissen so ein, dass du mit dem Ergebnis zufrieden sein kannst, frapos?«
»Pos.«
»Bei einem Mech ist es genauso. Du arbeitest mit ihm, um den Sieg zu erringen. Frapos?«
»Neg. Das sehe ich anders.«
»Vielleicht hast du mich deshalb noch nie bezwungen, obwohl dein Mech doppelt so schwer ist wie der meine.« Petr stellte es fest, ohne sich zu seinem Adjutanten umzudrehen, daher entging ihm der verbitterte Ausdruck, der bei seinen Worten auf dessen Gesicht erschien. »Bist du vorbereitet? Ich möchte nicht, dass Aimag Beta meinen Adjutanten besiegt. Das sähe nicht gut aus.« Jetzt wandte er sich um und lächelte.
»Besiegen, mich! Niemals! Nur du, großer obKhan, kannst mich bezwingen. Und das wäre eine Niederlage, die ich
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