Zeit der Jaeger
sandsteintrockener Zunge. »Du warst es, der die Trainingsprotokolle verletzt hat. Ich habe den Arm deiner Sphinx zerstört. Ich beanspruche den Sieg.«
Eine kurze Pause. »Bist du so schwer verletzt,
Petr? Offensichtlich benötigst du medizinische Versorgung. Ich habe deinen Mecharm zerstört, und du warst nicht bereit aufzugeben, sondern hast meinen ebenfalls zerstört, bevor ich dich schwer genug beschädigen konnte, um dich zur Flucht zu zwingen.«
Die Worte schienen ein akustisches Echo der Ereignisse zu sein - ein verzerrendes Echo, denn sie riefen ein Bild wach, das sich nicht mit Petrs Erinnerung deckte.
Aber es war alles so verschwommen.
»Das kann nicht stimmen, Sha.«
»Natürlich kann es das. Akzeptiere es.«
Petr warf einen Blick auf Radar und Magnetortung, sah aber nichts. Waren die Sensoren beschädigt oder hatte er ein gutes Versteck gefunden?
»Dieser Satz gefällt dir wohl.«
»Ja. Akzeptieren. Zugeben. Unausweichlich. Unaufhaltsam. Wir sind ClanKrieger. Worte wie diese entsprechen unserem Wesen, frapos? Die Innere Sphäre muss unsere Überlegenheit akzeptieren. Wir müssen diese Verantwortung akzeptieren, genau wie wir die Unausweichlichkeit des Todes akzeptieren müssen. Das Leben ist voller Absolutismen. Auch dieser Tag hat seine Absolutheiten, und an denen kann auch das größte Können nicht rütteln.«
»Du redest zu viel, Sha.«
»Zu mehr bist du nicht fähig, Petr? Nach allem, was ich von dir und über dich gehört habe, ist dies das Beste, zu dem du fähig bist?«
»Ich habe vorhin einen Fehler begangen, aber du wirst mich nicht noch einmal provozieren, Surat. Komm und finde mich, und ich werde dir mein Bestes zeigen.«
»Ich habe dein Bestes schon gesehen, obKhan Kalasa, und ich finde es furchtbar schwach.«
Ein metallener Gevatter Tod, aufgestiegen aus den Tiefen der Hölle, trat vor die Sonne. Die Sphinx erschien auf dem Gipfel über Petrs Versteck.
Augenblicklich versuchte er, den noch verbliebenen Mecharm zu heben und die Laser einzusetzen.
»Wirklich furchtbar schwach«, wiederholte Sha und feuerte eine Breitseite ab.
Sieben Lanzen aus gebündelter Lichtenergie bohrten sich in den Tiburón, zerkochten die verbliebene Panzerung, stießen tief ins Innere und zerstörten unzählige interne Systeme. Ein Strahl peitschte über den bereits beschädigten Mechkopf. Grausame, Furcht erregende Hitze schlug über Petrs Leib, füllte seine Nase mit dem Gestank von versengten Haaren und Haut.
Ich habe immer gewusst, dass wir gemeinsam sterben werden ...
Aimag-Beta-Lager, Halifax, Vanderfox, Adhafera Präfektur VII, Republik der Sphäre
15. Juli 3134
Die alte Frau beanspruchte viel Platz. Ihr Hort ungeordneter Kleiderhaufen und übriger Schätze hielt die Menschen ebenso auf Abstand wie der Dreck und Gestank. Ganz besonders der Gestank! Sie war in ein farbloses Kleid gehüllt, das fünfzig Jahre zuvor möglicherweise hochmodern gewesen war. Seine zahlreichen Risse und Löcher boten jedem, der genauer hinsah, kurze Blicke auf eine Haut, die von Ausschlag bedeckt und unter dem eingetrockneten Schmutz und Schweiß kaum zu erkennen war. Wer etwas zu genau hinschaute, sah eine regelrechte Armee von Flöhen scheinbar unbemerkt über diese Haut marschieren, deren Anblick jeden entsetzt zurückschrecken ließ. Ein riesiger Hut, dessen Bänder, Schleifen und einzelne Feder längst jede Form und Farbe verloren hatten, ruhte auf ihrem Kopf: ein einstmals stolzer Schmuck, an dem Dekaden unübersehbar genagt hatten. Ihr Gesicht blieb unter dem doppelten Schatten der Krempe und eines Sonnenschirms mit noch mehr Löchern verborgen, der zwischen einer uralten Aussteuertruhe und einem fleischigen Schenkel klemmte. Das leichte Wiegen des Oberkörpers und ihr falscher Gesang vergrößerten den Freiraum um sie herum noch zusätzlich. Selbst einem Mech wäre es schwer gefallen, durch die Abwehr zu brechen, die sie zwei Tage nach dem Eintreffen Aimag Betas aufgebaut hatte.
Die Sicherheitsleute Aimag Betas hielten die alte Hexe für einen festen Bestandteil der Stadt. Schließlich blieb sie durch sintflutartige Regenfälle, eisige Kälte und die kurzen Episoden fahlen Sonnenlichts, wo sie war. Hätten sie sich die Mühe gemacht, irgendeinen Einwohner von Halifax zu fragen, wäre dieser Eindruck natürlich schnell korrigiert worden. Doch von Clannern erwartete sie eine derartige Arroganz und verließ sich darauf.
Unter den Lumpen, die sie aus einem ausgebrannten Wohnhaus mehrere Kilometer von
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