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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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reproduziert war, klang dennoch eine nicht sofort identifizierbare Qualität mit. Was war das? Traurigkeit? Bedauern? Plötzlich erkannte er die Antwort, und die Wut verbrannte sein Inneres, als wäre der Mech überhitzt. Mitleid! Sha bemitleidete ihn? Ihn!
    Ohne ausdrücklichen Befehl bearbeitete Petr die Pedale und brachte den Tiburón in einem weiten Bogen herum, beschleunigte wieder, hielt geradewegs auf Sha zu.
    Dass ausgerechnet der ihn bemitleidete!
    »Ah, wieder zurück im Spiel, wie ich sehe.« Shas
    Stimme war so ätzend kühl wie immer. Er feuerte mit sechs Lasern, als der Tiburón die Deckung der Bäume verlassen hatte, und die Hälfte der Lichtbahnen krachten in seine Mechbeine wie ein Raubtier nach langem Hungerwinter, das seine erste Frühjahrsbeute schlug. Die Schadensanzeige am unteren Rand der Sichtprojektion leuchtete auf, zeigte wütende rote Flecken, die ein totes Schwarz ankündigten.
    »Stravag«, fluchte Petr und ritt den Energiesturm aus. Panzerung flog vom Rumpf seines Mechs. Der Neurohelm und die Kopplung zum Kreiselstabilisator des Tiburón erlaubten ihm, die Maschine aufrecht zu halten. Sha hatte ihn ins Verderben gelockt.
    Er ist bis an den Hain vorgerückt, und dann hat er auf mir gespielt wie auf einem Instrument. So sehr er sich auch dagegen sträubte, seine Wut steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Wut auf sich selbst und seine Lage.
    »Siehst du«, sprach Sha weiter, während er gestaffelte Lasersalven abfeuerte und die Luft mit tödlichen Sensen aus Licht erfüllte, Energieattacken, denen Petr nur um Haaresbreite ausweichen konnte ... wenn überhaupt. »Deswegen wirst du schließlich scheitern. Ja, du hast Erfolge. Sogar große Erfolge, das gestehe ich durchaus ein. Aber du denkst nur an dich. Du glaubst, du würdest im besten Interesse deines Aimags handeln, aber das ist ein Irrtum. Du handelst aus rein persönlichem Interesse. Ich könnte dich nicht zu derartigen Waghalsigkeiten verführen, ginge es dir um die Ehre, die dein Aimag durch deine Niederlage einbüßen wird. Ein Unentschieden hätte für beide Aimags genug Ehre gebracht, aber du denkst nur an dich selbst. Deshalb wirst du letzten Endes scheitern. Jeder Seefuchskrieger, der sich als so selbstsüchtig erweist, wird, muss schließlich unterliegen.«
    Petr knirschte mit den Zähnen, als ein weiterer Energiestrahl eine Schmelzspur quer über seinen Mechtorso zog. Sie litt. Die bizarre Qualität des Gesprächs verlieh dem Geschehen beinahe etwas Sur-reales: Shas ruhiger, belehrender Tonfall stand in krassem Kontrast zu den vernichtenden Gewalten, die er entfesselte.
    »Du hast keine Ahnung, Sha. Ich denke immer zuerst an meinen Aimag.« Petr grunzte zufrieden, als zwei seiner Kurzstreckenraketen auf der Sphinx detonierten.
    »Im Gegenteil, obKhan, ich kenne dich sehr gut. Lehrt man uns nicht, unseren Gegner ebenso gut zu kennen wie uns selbst? Ganz gleich, um welches Schlachtfeld es sich handelt, das Wissen um den Feind ist von entscheidender Bedeutung. Wie sonst könnte man ihn besiegen?«
    »Bin ich dein Feind?«
    »Natürlich bist du das. Kämpfen wir etwa nicht gegeneinander? Nun ja, zumindest einer von uns kämpft. Ich bin mir nicht sicher, was du tust.«
    Es hätte nicht geschehen dürfen, aber diese konstanten Beleidigungen gingen Petr zu weit. Von diesem Surat bemitleidet zu werden! Beleidigt zu werden, obwohl er eindeutig besser kämpfte. Als selbstsüchtig bezeichnet zu werden von einem obKhan, der seine Untergebenen für den kleinsten Verstoß bestrafte, wenn man den Gerüchten glauben schenkte. Sich eine Predigt über Ehre anhören zu müssen. Überhaupt aus der Deckung gelockt worden zu sein -Petr wusste, dass auch dies eine Falle war. Doch er konnte nichts dagegen tun.
    Sein Verstand setzte aus.
    Petr zog die Schulter an, um den Schmerz zu lindern, und schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, aus einem Drogenrausch zu erwachen. Immer noch brummte Shas Stimme in seinen Ohren - wie ein Bienenkorb neben dem Cockpit.
    »Komm schon, Petr, ich bin sicher, es lässt sich als Irrtum ausgeben. Eine Fehlfunktion. Mein Aimag wird es nicht erwähnen. Ich bin sicher, deiner wird es ebenfalls nicht tun.«
    Was erwähnen? Er warf einen Blick auf das Schadensdiagramm, und wieder erwachte seine Wut. Zu all dem anderen Schaden kam noch, dass sein Tiburón keinen rechten Arm mehr hatte. Eine vage Erinnerung, den linken Arm der Sphinx zerstört zu haben, stieg in ihm auf.
    »Mein Irrtum?«, krächzte Petr mit geschwollener,

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