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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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Halifax geholt hatte, zusammen mit einem Großteil des Mülls, den sie so eifersüchtig hütete, schob Snow unauffällig die rechte Hand nach unten und kratzte einen Ausschlag, der sich ein wenig zu hoch an der Innenseite ihres Oberschenkels befand. Bei dem Gedanken, er könnte noch weiter aufwärts wandern, schauderte ihr.
    »Wenn das nichts hilft, wird jemand teuer dafür bezahlen«, murmelte sie.
    Die Seefuchs-Wachen fünfzehn Schritte entfernt hatten sich schnell an derlei unverständliches Gebrabbel zwischen den nervtötenden Gesangsversuchen gewöhnt. Ihre Mutter hatte ihr schon unmiss-verständlich erklärt, dass ihre Singstimme die Toten aufwecken und noch einmal umbringen konnte. Sie kicherte bei dem Gedanken daran, wie sie dieses Talent jetzt einsetzte - Fröhlichkeit ohne erkennbaren Anlass, wenn niemand außer einem selbst lachte, wirkte wahre Wunder, falls es darum ging, andere davon zu überzeugen, dass man verrückt war.
    Sie biss die Zähne zusammen und kicherte noch einmal. Sie konnte geradezu spüren, wie die Flöhe an ihrem Fleisch nagten. »Und ich habe reichlich davon, so viel steht fest.« Sie zog die rechte Schulter hoch und fühlte nur einen Hauch der üblichen Schmerzen. Ohne den Kopf merklich zu drehen, waren ihre Augen ständig in Bewegung, durchsuchten jeden Winkel, registrierten alles, was um sie herum geschah. Vor allem aber konnte sie von den Lippen nahezu aller Personen in ihrer Sichtlinie lesen, einschließlich der Seefuchs-Wachen. Und - Junge, Junge! - waren die redselig. Keine welterschütternde Offenbarung, aber genug, um zu bleiben, wo sie war, und den Insekten als Restaurant zu dienen.
    Von Clannern hätte sie eine derartig lockere Disziplin nicht erwartet ... aber andererseits waren es Seefüchse, also bestenfalls halbe Clanner.
    In diesem Augenblick kam ein wahrer Riese um die entfernte Ecke des größten Zeltbaus im Lager und auf die beiden zu. Sie bewunderte seine Muskelberge und die Art, wie sie sich nahezu flüssig unter dem Uniformoverall bewegten. Automatisch glitt ihr Blick abwärts. Ob bei ihm wohl alles proportional größer ist? Natürlich fragte sie sich das schon lange, und sie war sich sicher, dass es den meisten Frauen der Inneren Sphäre so ging. Aber bis jetzt hatte sie es nicht überprüft. Vielleicht diesmal. Sie lachte gak-kernd.
    Als der Muskelberg näher kam, grüßte er die wartenden Posten. Sie zog einen Berg schimmelnder Kleider näher und verlagerte das Gewicht wie bei jeder Wachablösung - um besser von den Lippen ablesen zu können.
    »Hallo, Kota. Sari«, sagte dieser Bär von einem Kerl. Selbst auf eine solche Entfernung spürte sie seine tiefe Stimme praktisch mit dem ganzen Körper. Sie lächelte genießerisch. Ja, der käme mir schon recht.
    Die beiden anderen drehten sich zu dem Elementar um - durch die Entfernung und die Stellung bekam sie nun von der Antwort nichts mit.
    » Ann e hm bar.« Er lachte laut und schien den kurzen Moment Sonnenschein zu genießen. »Auch wenn ich nichts dagegen hätte, diese Schwerkraftsenke zu verlassen.«
    Sari drehte sich wieder um und schaute nach links und rechts, aber Kotas Antwort blieb verborgen.
    Der Hüne lachte erneut. »Wenn das dein Ernst ist, dann lass uns einen Kreis zeichnen und herausfinden, wer hier faul ist. Ich ziehe einfach die Schönheit der Schwerelosigkeit vor, genau wie die meisten hier unten, darauf wette ich.«
    Es folgte eine Pause, in der der Elementar zu den beiden aufschloss und nach kurzem Händedruck bei ihnen stehen blieb. Nach einer weiteren verdeckten Antwort sagte er: »Ja, die Kampfrituale wiegen alles andere auf, besonders nach dem Sieg über Aimag Delta. Das ist anderthalb Standard-g Belastung wert.«
    Dieses Lachen. Lachte er immer so? Hatte er ständig dieses Grinsen im Gesicht, das weiß genug war, sie selbst auf diese Entfernung noch zu blenden?
    Endlich drehte sich Kota weit genug um, dass sie auch von seinen Lippen ablesen konnte.
    »Hasst du sie?«
    »Wen, Aimag Delta? Warum um alles in der Milchstraße sollte ich sie hassen?«
    Kota zuckte die Achseln und neigte den Kopf, doch sein Blick wanderte weiter umher. Einerseits gab Snow den beiden gute Noten für ihre konstante Aufmerksamkeit, obwohl sich die Bewohner dieses zerlumpten Hinterwäldlerplaneten eher vor Angst in die Hosen machen würden, als ernsthaft etwas gegen die Clanner zu unternehmen. Andererseits aber nahm er sie kein einziges Mal bewusst wahr. Das war sein Verderben.
    »Ich weiß nicht, Corin.« So

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