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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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Petr und musste augenblicklich husten. Sein Hals war noch immer verbrannt.
    »Ah, Sie können also doch noch sprechen.«
    Wütend drehte Petr sich weg. Was konnte eine MedTech schon von seiner Schande verstehen? Von den Schmerzen, die schlimmer waren als jede Wunde oder jeder Knochenbruch?
    Sie summte vor sich hin, während sie die Geräte überprüfte. Er versuchte sie zu ignorieren, doch es gelang ihm nicht. Nach seinem kleinen Sieg über sich selbst war Petrs Kraft wieder dahin. Er wusste sehr gut, dass sie versuchte, ihn aufzumuntern, seine körperlichen und seelischen Verletzungen zu heilen. Aber sie konnte nicht wissen - und er dachte nicht daran, es ihr zu sagen -, dass ihr ständiges Predigen, ihr unaufhörliches Drängen aufzustehen, die Muskeln zu strecken, seine Glieder - und seinen Geist -zu trainieren, ihn nur noch tiefer in sein Innerstes trieb.
    Er hatte die beschämendste aller Niederlagen erlitten: Er hatte überlebt. Und jetzt lag er hier und wurde zu einer obszönen Imitation von Leben hochgepäppelt, von der er nichts mehr wissen wollte. Er schloss die Augen, und konnte doch beinahe exakt vorhersagen, wohin ihre Schritte sie im kleinen Krankenzimmer als Nächstes trugen, auf einem Weg, der so sicher vorgezeichnet war wie der einer aus einem Gaussgeschütz abgefeuerten Nickeleisenkugel.
    »Sie haben Besuch.«
    »Sag Jesup, ich habe keinen Bedarf, ihn zu sehen.«
    »Hat Jesup jemals gefragt, ob Sie ihn sehen wollen oder nicht?« Der tadelnde Ton ihrer Stimme hob Petrs Stimmung geringfügig.
    »Wohl kaum. Wer ist es dann?«
    »ObKhan Sha Clarke.«
    Einen Augenblick lang stockte Petr der Atem. Ihre Worte waren eine Brandbombe, die den gesamten Sauerstoff in dem kleinen Zimmer aufsog und es unmöglich machte, einen Atemzug zu tun oder auch nur einen Ton herauszubringen. Über dem Puls-schlag, der in seinem Schädel hämmerte, konnte er kaum noch das leise Fiepen des Herzmonitors hören. Lähmende Kopfschmerzen ergriffen ihn. Er unterdrückte ein Keuchen, weigerte sich, diese Schwäche vor ihr zu zeigen. Dann aber hob er den bandagierten rechten Arm an den Kopfverband.
    »Ist alles in Ordnung?« Ihre Besorgnis hatte keinerlei Effekt auf die Wut, die glutheiß und zähflüssig wie geschmolzenes Blei in ihm aufstieg.
    »Was denkst du?« Sie sprach ihn kein einziges Mal mit Titel an. Ein Recht, das er vergeblich durchzusetzen versucht hatte. Ein weiterer Absturz in die Mittelmäßigkeit. Was wurde hier aus ihm?
    »Sie haben Ruhe offensichtlich nötiger als Gesellschaft. Ich werde obKhan Clarke sagen, er soll ein andermal wiederkommen.«
    In seinem Innern tobte ein Kampf. Die kühle Umarmung der Stille und seiner morbiden Gedanken oder Shas angesichts dieser Schwäche verächtlich verzogener Mund? Schließlich hatte ihn der Surat bereits besiegt. Welche denkbare zusätzliche Erniedrigung konnte darin bestehen, dass er der Schwester erlaubte, ihre Autorität auszuspielen? Keine.
    Falls das stimmte, warum loderte seine Wut dann immer heißer? Sie saß wie ein vier Tonnen schweres Gyroskop in seinem Leib, und ihr erdrückendes Gewicht und das ungesteuerte Rotieren bescherten ihm Übelkeit und Schwindelgefühle. Er versuchte sich zu verstecken und sah sein Spiegelbild in den Splittern Millionen zerborstener Blasen. Er musste sich dieser
    Begegnung stellen. Obwohl er in diesem Augenblick mit Freuden gestorben wäre, war er nicht bereit, in Schwäche zu sterben. Nicht vor Sha.
    Er schob sich auf dem Bett aufrecht, zog die Dek-ke von der geschwollenen und bandagierten Brust, sorgsam darauf bedacht, den rechten Arm nicht mehr als unbedingt nötig zu bewegen.
    »Was tun Sie da?«, fragte die Hexe, und ausnahmsweise sah er durch einen Riss in ihrer Maske eine wahre Gefühlsregung. Sorge? Echte Sorge?
    Er schwang ein Bein aus dem Bett und packte mit der linken Hand den Rand der Matratze, als Fledermäuse durch sein Sichtfeld flatterten. Für einen Moment war er nahe daran aufzugeben, hätte sich fast zurück in die kühlen Tiefen seiner inneren Leere zurückgezogen. Plötzlich vermisste er das Streichen seiner Haare über die Schultern. Er wusste, man hatte ihm den Kopf rasiert, nachdem das Haar im Inferno des Mechcockpits verbrannt war. Auf der rechten Seite seines Schädels würde nie wieder Haar wachsen.
    Die kalten Augen lockten, spotteten, schmeichelten. Was tagelanges Summen der Hexe und endloses Geschwätz Jesups nicht geschafft hatten, gelang Shas spektraler Präsenz.
    Er schwang das zweite Bein herüber und

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