Zeit der Jaeger
ringsum an die Oberfläche und platzten in einem Miniaturschauspiel unterbewussten Feuerwerks, ein Licht-und Tonschauspiel, das nur er allein wahrnehmen konnte.
Doch die Blasen sprudelten in keinem geordneten Muster. Von seiner Wut getrieben, wirbelten sie unergründlich umher und vermischten Erinnerungen aus längst vergangenen Jahren mit denen aus jüngster Zeit.
Petr versuchte vergeblich, sich herumzuwälzen und sie zu zerquetschen.
Der Geruch von Blut, der sich in der Nase eines Achtjährigen festsetzt, wenn er die ersten Kampflektionen erhält. Der Pulktrainer hängt in der Luft, ein Gott, der sich um die eigene Achse dreht und dessen Miene unverändert bleibt, unbewegt, ganz gleich ob er lobt oder bestraft. Das Mädchen, mit blitzenden Augen, kurzem braunem Haar und pumpender Brust. Ihr triumphierendes Lächeln, die aufgeschürfte, mit seinem Blut verschmierte Faust. Die Niederlage, eine weit schlimmere Erfahrung als jeder Hieb.
Der Schmerz verselbständigte sich, wenn er durch eine derartige Bewegung ...
Eine Adelshalle auf einem vergessenen Planeten. Seltsame, leicht anwidernde Gerüche füllen den Raum. Fremdartige, einheimische Küche. Der Vicomte bereitet das Essen selbst zu. Nur ein Lendenschurz bedeckt seinen frisch rasierten Körper. Die Niederlage verlangt den Verlust der gesamten Körperbehaarung, als Zeichen der verlorenen Männlichkeit. Der Rumpf eines einheimischen Nutztiers, der Schwanz um mehrere Früchte gedreht - Äpfel? -, am Spieß gebraten und Petr von der Hand des Vicomte persönlich serviert. Ein süßer Sieg, hintergründig, hart.
... Nahrung erhielt, doch er musste ...
Braunes Haar, länger jetzt, die pumpende Brust hatte weibliche Rundungen angenommen. Eine Ko-schwester, eine Freundin. Ekstatisch funkelnde Augen, schweißbedeckte Leiber, die sich im Einklang bewegen wie MechKrieger und Mech. Werden eins auf diesem Schlachtfeld. Benutzt und genommen, geschenkt und gegeben. Wachsender Rhythmus, Zunge, Zähne, Schreie. Schmerz und Verlust vergessen in einem endlosen Aufblitzen triebhafter Not. Erschöpfung, Keuchen, umschlungene Körper, eine Umarmung der Liebe ...des Todes.
... den Kreis durchbrechen oder wieder in den ...
Laserschüsse schlagen Löcher in die Panzerung. Die Muskeln erlernen die Bewegungsabläufe noch, mühen sich weiter ab, den 30-Tonnen-Mech zu beherrschen. Eine noch zwei Jahre vom ersten Flaum entfernte Wange schlägt gegen den Neurohelm. Treibgut seines Unterbewusstseins explodiert vor seinen Augen und zieht ihn hinab in die Niederlage. Er umklammert die Steuerknüppel, fletscht die Zähne, kämpft dagegen an, stemmt sich gegen das scheinbar Unvermeidliche. Den Geschmack von Erfolg auf der Zunge, nicht den des eigenen Blutes, der sich langsam ausbreitet und jede Zelle an ihre Sterblichkeit erinnert.
... selbst verschuldeten Abgrund stürzen.
Blasen, Blasen, Blasen ... seine Blasen. Sein Leben. Seine Erinnerungen. Seine Siege und Niederlagen. Petr erkannte, dass es auf ihre beunruhigende Menge oder verwirrende Unordnung nicht ankam. Sie gehörten ihm.
Er atmete tief durch und entspannte sich. Fühlte das kühle Laken unter seiner Haut, das warme Sonnenlicht auf dem freiliegenden l ink en Bein, den sanften, warmen Wind, der den Hauch eines weiteren dräuenden Monsterunwetters mit sich trug. Gerüche von Flora und Fauna kitzelten seine Nase, noch immer fremdartig, obwohl er schon seit Wochen hier unten war. Er atmete noch einmal tief ein, bis die Rippen schmerzhaft knackten ... und sog seine Erinnerungen ein, wo sie wie in einer luftleeren Schleusenkammer zerplatzten.
»Und wie fühlen wir uns heute Morgen?«
Petr wollte die Augen geschlossen halten, doch er wusste, dass es ihm nichts helfen würde. Die Hexe wusste, dass er wach war. Er öffnete die Lider einen Spalt und eine nicht ganz unangenehme Helligkeit drang ein.
»Gut so. Ich weiß, dass Sie nicht mehr schlafen. Sie können sie ruhig weiter öffnen.« Es war einfach nicht richtig. So eine sanfte, tröstende Stimme, ganz zu schweigen von ihrem anziehenden Äußeren -blaue Augen, schulterlanges, milchschokoladenbraunes Haar und ein sommersprossiges Gesicht - bei dieser Hexe. Er kannte ihren Namen, weigerte sich aber, sich daran zu erinnern. Diese Savashri ließ ihn einfach nicht in Ruhe. Ließ ihn nicht allein. Ließ ihn sich nicht ungestört in Selbstmitleid suhlen. Hexe!
»Was denn, haben Sie die Sprache verloren? Keine Beschimpfungen? Kein Gewinsel heute Morgen?«
»Ich winsele nicht«, fauchte
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