Zeit der Jaeger
und stieß sich ab, segelte - die Füße voran -zurück zur Luke. Auf der Plattform setzten sich die beiden Krieger sofort in Bewegung und Sha riss den Blick von der Blutmeisterin los.
Noch bevor sie die Kammer verlassen hatte wusste er, dass Bek siegen würde. Wie alle Seefüchse verstand es Jard, sich in der Schwerelosigkeit zu bewegen, aber Bek hatte eine Kunstform daraus gemacht. Er verkeilte auf der Stelle beide Magnetschuhe unter der Haltestange, ging in die Hocke, um sie mit der rechten Hand zu packen, und zog die Füße aus den Schuhen, um sich ohne mögliche Behinderung bewegen zu können.
Noch bevor die Überraschung auf Jards Gesicht verblasst war, riss Bek an der Haltestange und schnellte wie ein Seefuchs, der durch das Wasser auf seine Beute zu-schoss, vorwärts. Seine ausgestreckte Faust versetzte Jard einen Hammerschlag ins Gesicht, den dieser mit lautem Grunzen quittierte. Aber so schnell war er nicht zu besiegen. Er ließ sich vom Schwung des Hiebes nach hinten von der Plattform tragen, mit ausreichend Energie, um die Kuppelwand zu erreichen. Wie Sha selbst schon zu Beginn seines
Null-g-Trainings hatte lernen müssen, konnte ohne Schwung und einen Festpunkt, um ihn wiederzugewinnen, eine Niederlage als sicher gelten.
Als die beiden zwischen Kuppelwand und Plattform erneut aufeinander zu glitten, kehrten Shas Gedanken zu Petr zurück. Wenn ich nur seinen Denkansatz verändern könnte. Nein, ihn nur zu verändern würde nicht reichen. Er musste ihn komplett umkehren.
Sha löste sich von dem Duell, das über ihm stattfand und in dem Jard gerade einen guten Treffer landete, auf den Bek mit einem Hieb reagierte, der Blutstropfen durch die Kammer spritzen ließ, und konzentrierte sich erneut auf die Karte der Inneren Sphäre. Auf die Republik der Sphäre. Auf Präfektur VII.
Vielleicht war es eine Frage der Sichtweise.
Aber es war ja auch die Sichtweise, die sie von den Sphärern unterschied, die verhinderte, dass sie zurück in Barbarei und Ehrlosigkeit fielen. Ja, Petr brachte seinem Aimag großen Ruhm und Ehre, aber nur, weil er seinen persönlichen Ruhm zu mehren trachtete. Wie er es Petr schon bei ihrem Gefecht erklärt hatte, diese Denkweise würde schließlich zu seinem Untergang werden, zu dem seines Aimags und des ganzen Clans. Es ging darum, dem Aimag um des Aimags willen Ruhm zu bringen. In dieser Strömung lag die wahre Ehre.
Aus dem Augenwinkel sah er Bek auf den Deckboden gleiten und unmittelbar an der Wand auf den Händen aufkommen. Er nutzte seinen Schwung zu einem Salto an die Kuppel aus, wo er sich nach einer halben Drehung wieder in Richtung Jard abstieß ... Ein Luft/Raumjäger, der zu einem weiteren verheerenden Angriff mit geladenen Partikelkanonen und ballistischen Geschützen ansetzte. Sha nickte geistesabwesend, erfreut über das Schweigen beider Krieger, trotz der brutalen Hiebe, die Blutergüsse und Platzwunden schlugen.
Er konzentrierte sich auf einen Gedankengang, den nur er so verfolgen konnte. Es ging um mehr als nur darum, Petrs überkommene Vorstellungen von Loyalität zu ändern. Es ging darum, sein ganzes Leben umzukrempeln.
Wie dieses Duell war auch Shas noch im Gange. Aber diese neue Phase würde weit schwieriger werden als die vorherige. Es ging nicht mehr einfach darum, Petr zu besiegen - an diesem Sieg bestand nie ein Zweifel -, sondern vielmehr darum, Petrs Wesen zu überwinden.
Ein echtes Lächeln streckte seine Lippen in ungewohnter Spannung, oder doch zumindest ein so echtes, wie es Sha möglich war. Konnte es eine größere Herausforderung geben? Als die, das innerste Wesen eines anderen Menschen zu verändern? Eines anderen Kriegers?
Sha duckte sich nach links, als Jard knapp über seinem Kopf vorbeisegelte und hart auf die metallene Kuppelwand aufschlug. Die Wand erzitterte regelrecht unter der Wucht des Aufpralls, ein klares Zeichen, dass dieser Test vorüber war.
Sha warf einen Blick auf Jard, als er langsam davonschwebte, die Gliedmaßen kraftlos. Blut floss aus der gebrochenen Nase.
Natürlich war eine Niederlage immer möglich. Und falls nur der Tod Petr überzeugen konnte, dann würde er ihn eben finden, ganz gleich, wie schmerzhaft dieser Verlust für den Clan war.
Krankenrevier, nahe Halifax, Vanderfox, Adhafera Präfektur VII, Republik der Sphäre
18. Juli 3134
Seine Haut fühlte sich fremd an.
Petr trieb in einem Meer von Übelkeit. Sein Körper und Geist kämpften gegen seinen unbezähmbaren Willen. Erinnerungen stiegen wie Blasen
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