Zeit der Rache - Zeit der Liebe
drücken, aber der machte bloß eine wegwerfende Handbewegung.
„Nein, nein, signorina. Es ist mir ein Vergnügen, einer so schönen Frau zu helfen.“
Sie lachte und schüttelte den Kopf. Schöne Frau? Typisch italienische Übertreibung! „Vielen Dank jedenfalls“, wiederholte sie.
„Glauben Sie ihm etwa nicht?“, schaltete sich der Fremde wieder ein.
„Dass es ihm ein Vergnügen war, mir zu helfen? Doch, auf jeden Fall. Er scheint ein sehr netter Mann zu sein.“ Erneut lächelte sie dem Inhaber des Cafés zu. „Sie haben mir wirklich jede Menge Ärger erspart.“
„Aha, dann zweifeln Sie also an dem, was Antonio über Ihre Schönheit gesagt hat“, neckte ihre neue Bekanntschaft sie.
Bethany zuckte mit den Schultern. Dabei streifte ihr Arm seinen Oberkörper, sodass sie für einen kurzen Moment nicht klar denken konnte. Sie brauchte eine Weile, um sich wieder ins Gedächtnis zu rufen, was er gerade gesagt hatte.
2. KAPITEL
„Na ja, man würde mich wohl kaum für die Miss-America-Wahl nominieren, aber das geht wohl den meisten Frauen so.“
Wollte die Frau ein Kompliment von ihm hören? Alberto trat einen Schritt zurück und ließ den Blick einmal über ihren ganzen Körper gleiten. „Also, ich persönlich würde Sie gern mal in einem Abendkleid sehen. Das gehört bei so einer Misswahl doch zum Programm, oder?“ Mit Daumen und Zeigefinger strich er sich über das Kinn, während er sie mit Kennerblick musterte. „Oder vielleicht auch im Badeanzug …“
„Wie bitte?“
Fast hätte Alberto laut losgelacht, so komisch wirkte der ungläubige Blick der schönen Fremden auf ihn. Doch er nahm sich zusammen, die Frau sah ohnehin schon aus, als würde sie am liebsten sofort Reißaus nehmen. Sie wirkte schüchtern und verunsichert.
„Das mit dem Abendkleid lässt sich einrichten, du brauchst sie doch bloß heute Abend zum Essen einzuladen“, meldete sich nun Antonio zu Wort. „Und morgen fährst du dann mit ihr aus der Stadt raus, zum Baden …“ Alberto wusste genau, was Antonio mit ‚Baden‘ in Wirklichkeit meinte. Allein beim Gedanken daran wurde ihm ganz heiß.
Das sexy Sommerkleid der Frau schmiegte sich um ihre weiblichen Kurven. Wenn er sich nun auch noch vorstellte, wie sie wohl in einem knappen Bikini aussähe …
„Aber ich … das ist wirklich nicht nötig. Sie …“ Die Frau klang, als würde sie gleich an ihrer eigenen Zunge ersticken.
„Jetzt hast du sie aber in Verlegenheit gebracht, Antonio“, rügte Alberto den Cafébesitzer.
„Ach was.“ Der älteste Freund seines Vaters gab einen wegwerfenden Laut von sich. „Ich greife dir bloß ein bisschen unter die Arme, merkst du das denn nicht? Als ich noch jung war, musste ich mir nicht erst von einem älteren Herrn sagen lassen, dass ich so ein schönes Mädchen zum Essen ausführen sollte. Frag ruhig deinen Vater, der wird dir das bestätigen.“
Bevor Alberto etwas erwidern konnte, hatte sich die Frau auch schon von ihm gelöst. Auf ihren Lippen lag ein etwas erzwungenes Lächeln. „Ich gehe dann jetzt besser.“
„Haben Sie noch etwas vor?“ Er bewegte sich wieder ein Stück auf sie zu und überwand damit den geringen Abstand, den sie zwischen sich und ihn gebracht hatte. „Sind Sie vielleicht mit jemandem verabredet?“
„Ähm … nein“, gab sie zu und blickte ihn mit großen grauen Augen an. „Um genau zu sein, wollte ich mir noch das Forum Romanum ansehen. Ich hoffe nur, dass es nicht wieder so schwer zu finden ist wie die Sixtinische Kapelle. Ich habe einen halben Tag damit verbracht, mich in den Gassen zurechtzufinden. Wahrscheinlich können Sie sich so etwas kaum vorstellen, oder? Ich wette, dass alle Menschen in Rom immer ganz genau wissen, wo sie gerade sind, bloß ich bin schon ein Dutzend Mal im falschen Bus gelandet.“ Sie ging rückwärts in Richtung Tür, auf ihrem Gesicht lag ein gequälter Ausdruck. „Wenn ich mich jetzt nicht auf den Weg mache, erwische ich die letzte Führung durch das Forum nicht mehr.“
Alberto hielt die Frau schnell am Arm fest, bevor sie rückwärts in den besetzten Tisch hinter ihr hineinlief. „Aufgepasst!“
Sie warf einen Blick über die Schulter, sah den Tisch und drehte sich dann wieder zu Alberto um. Sie errötete. „Ich hatte gar nicht gemerkt … äh, danke schön.“
Nun zog er sie noch dichter zu sich heran. Er hätte gerne gewusst, warum sich alles in ihm drängte, die Fremde zu berühren. „Sie möchten also auf den Spuren der antiken Römer wandeln
Weitere Kostenlose Bücher