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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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waren sie nicht längst mit Radar geortet worden? Konnten sie sich dagegen abschirmen? Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr häuften sich Fragen, auf die ich keine Antwort wußte.
    Noch etwas anderes ging mir durch den Kopf. Konnten es nicht gewalttätige Wesen sein? Sprach nicht ihre heimliche Landung dafür, daß sie etwas im Schilde führten? Mußte sich mit der wissenschaftlichen, technischen Entwicklung in jedem Falle auch eine hohe sittliche Reife verbinden? Was zum Beispiel, wenn die Intelligenz eines anderen Sterns in uns nur barbarische Wesen erblickte? Was wußten wir von außerirdischen Lebensprozessen? Technik, Wissenschaft, sittliche Reife – waren es nicht modernste Düsenflugzeuge, die Napalm über Städte und Dörfer abwarfen, fruchtbare Felder vergifteten? Faschistoide Horden auch noch von anderen Planeten? Eine erschreckende Vorstellung. Anderseits – die hüpfenden kleinen Gestalten gestern nacht hatten durchaus keinen gewalttätigen Eindruck gemacht. Meine Überlegungen bewegten sich im Kreise.
    Die ersten Sterne flackerten auf, Wega kroch zum Zenit, die Deichsel des Großen Wagens zeigte nach Südwesten. Kamen sie von einer dieser fernen Sonnen?
    Zu meinen Füßen schnurrte Peppi. Er war liebebedürftig, sprang auf meinen Schoß, trampelte und ringelte sich. Verschwinde, Kater, du bist ein braver Mäusefänger und mitunter auch ein angenehmer Bettwärmer, aber jetzt bist du unerwünscht. Wenig später raschelte es irgendwo. Der Kater sprang hinunter, machte Jagd auf Kalorien. Dafür stellten sich andere ungebetene Gäste ein. Die Wirkung der Mückensalbe ließ nach, die summenden Stecknadeln formierten sich zum Angriff, schickten Kundschafter vor, die ihre Rüssel in meine Ohren bohrten. Ich blieb sitzen, ohrfeigte mich und dachte: Andere haben für die Wissenschaft größere Opfer gebracht; Scott ist bei der Erforschung des Südpols umgekommen, Amundsen im Nordmeer verunglückt, die Raumfahrt hatte ihre Opfer gefordert – sollte ich vor Mücken kapitulieren?
    Am liebsten hätte ich laut gelacht, so idiotisch kam mir auf einmal alles vor. Der Kater, Besuch aus dem All, Mücken, in der Jackettasche ein schweres Etwas. Ein Glück, daß mich niemand sehen und meine Gedanken hören konnte.
    Der Hauptstern des Schwans stand im Zenit; hinter den Bäumen glitzerte das Sternbild der Andromeda. Das war die Stunde. Ich wurde unruhig, stand auf, machte ein paar Schritte. Auf der Wiese breitete sich wieder Nebel aus. Inmitten dieses Wolkenteppichs bewegte sich etwas. Es waren Rehe. Ein ganzes Rudel äste, schmatzte, lauschte. Ich hatte mich oft an ihrem Anblick erfreut, jetzt erschienen sie mir als unliebsame Störenfriede. Einen Augenblick schwankte ich, wollte sie mit einem Steinwurf verscheuchen, doch andere kamen mir zuvor.
    Die Rehe standen einen Moment wie aus Gips. Dann rasten sie in großen Sprüngen an mir vorüber, verschwanden im Unterholz des Waldes. Ein feines, kaum hörbares Summen erfüllte die Luft. Ich vergaß das Atemholen. Weit hinten stob der Nebel auseinander, wallte auf. Nur diese Nebelwand war zu sehen. Gebannt stierte ich auf die Wolkendecke, die sich langsam senkte. Ich hatte einen Feldstecher mitgenommen. Meine Augen bohrten sich in den Dunst, aus dem sich die Umrisse der riesigen Metallscheibe abhoben.
    Das Erhoffte und doch kaum Erwartete war eingetreten. Erfüllt von zwiespältigen Gefühlen, zwang ich mich zur Ruhe, wartete. Meine Hand umklammerte das schwere Fundstück in der Tasche. Sie waren heute etwas weiter von Manik Maya entfernt, es war schwierig, Einzelheiten zu erkennen. Jetzt, da sie wirklich gekommen waren, erschien mir alles selbstverständlich. Wie hatte ich nur einen Augenblick zweifeln können? Meine Hand zitterte, als ich den Feldstecher absetzte. Im Wandschrank steht Baldrian, fiel mir unsinnigerweise ein. Vor dem Flugkörper bewegten sich wieder die kleinen Gestalten… Ich legte den Feldstecher auf den Stuhl, hatte das Empfinden, Blei an den Füßen zu haben. Was für ein Weg! Der längste und schwerste, den ich je in meinem Leben gegangen war. Meinen Fund hielt ich wie eine Trophäe in der Hand. Auf halbem Wege sah ich sie vor dem Flugkörper, erkannte auch die Treppe.
    Als uns noch fünfzig, sechzig Meter trennten, entdeckten sie mich. Ich blieb stehen, dachte: Gleich werden sie wieder verschwinden und aufsteigen. Tatsächlich standen sie beieinander und schienen zu beraten. Mein Vorsatz, einfach auf sie zuzugehen, war vergessen. Ich rührte mich

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