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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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Firmament untertauchten.
Ich wartete, suchte den sternenübersäten Himmel ab. Zwei Minuten mochten vergangen sein, als fast im Zenit ein helleuchtender Punkt erkennbar wurde, der sich rasch in Südrichtung bewegte. Eine feierliche Stimmung erfaßte mich. Was hätten Menschen wohl vor drei-, viertausend Jahren empfunden, wären sie Zeugen einer solchen Begegnung geworden? Mußten ihnen Raumfahrer nicht als Götter erscheinen? Vielleicht waren sie sogar schon einmal auf der Erde gewesen. Fanden sich nicht in alten Religionsschriften, in Sagen und Überlieferungen einfacher Völker Hinweise auf Götter, die vom Himmel herabgestiegen waren? War auf diese Weise der Wunderglaube entstanden?
Der helle Punkt war am Horizont untergetaucht. Trotzdem blieb ich noch auf der Wiese, benommen und beseelt. Ich hätte Verse machen, brennende Strophen hinaufrufen mögen zu den Sternen. Meine Zeit, mein Jahrtausend entschleierte und erschloß uns das Universum. Ahnungsvoll hatte es vor beinahe vierhundert Jahren der weitblickende, mutige Mönch Giordano Bruno ausgesprochen: Es ist undenkbar, daß all diese zahllosen Welten, die so prachtvoll wie unsere eigene oder noch schöner sind, nicht von ähnlichen oder sogar von noch besseren Lebewesen bewohnt werden…
Die Sterne schienen mir auf einmal nahe, der Schleier der Romantik, durch den ich sie bis jetzt immer betrachtet hatte, war plötzlich zerrissen. Brüder im Geiste – irgendwo lebten, ‘ atmeten Wesen wie ich…
Langsam, wie in einem Trancezustand, kehrte ich nach Manik Maya zurück. Plötzlich stutzte ich. Im Hause brannte Licht. Ich war sicher, es im Dunkeln verlassen zu haben. Beunruhigt beschleunigte ich meine Schritte.

3
    Der Anblick, der sich mir bot, war niederschmetternd. Vor wenigen Minuten noch hatten mich die Allmacht und Erhabenheit des Universums umfangen, hatte ich der Weisheit kommender Jahrtausende gegenübergestanden – jetzt rekelte sich jemand in meinem Sessel, trank von meinem Kognak, die schmutzigen Gummistiefel auf dem Teppich ausgestreckt.
    »Hallo, guten Abend, Hans!« begrüßte mich der Besucher gelassen. »Wo treibst du dich um diese Zeit noch herum? Hast du dich inspirieren lassen? Ich habe inzwischen deine Plakatentwürfe studiert. Moderne Kunst, vermute ich. Muß ich auch mal probieren. Ein bißchen Rot, ein bißchen Blau und Grün… Also, wenn du meine Ansicht hören willst…«
    Ich knautschte ein »‘n Abend« heraus. »Ich bin hundemüde, Walter«, log ich, »laß uns ein andermal plaudern.«
Mein ungeladener Besucher war Walter Gies, Herrscher über zweihundert Hektar Weideland, Vorsitzender einer LPG. Sein Arbeitseifer trieb ihn oft bis in die Nachtstunden auf die Wiesen, wo er die Zäune kontrollierte, denn seine Genossenschaft befaßte sich mit Rinderaufzucht. Er klopfte häufig zu später Stunde noch bei mir an, um mir von seinen Problemen zu erzählen oder auch nur mit mir über dies und jenes zu plaudern. Wir verstanden uns ganz gut, hatten manche Flasche zusammen geleert. Mir imponierten seine Energie und seine Einstellung zu der ihm aufgetragenen Arbeit.
Nach meinem heutigen Erlebnis war mir allerdings wenig nach einer Unterhaltung mit ihm zumute. Gies übersah jedoch mein abweisendes Gesicht, dachte gar nicht daran, mich zu verlassen. Im Gegenteil, ihn interessierten plötzlich sogar die Sterne. »Den ganzen Tag war es warm wie in einer Backstube, das Gras ist schon Heu, ehe wir es geschnitten haben«, klagte er. »Und jetzt dieser Sternenhimmel. Dachte, wirst dir jetzt mal die Venus durch das Riesenfernrohr anschauen. Aber deine Bude war leer, nicht mal abgeschlossen.« Er lächelte pfiffig. »Ich glaube zu ahnen, wo sich der Herr Graphiker rumgetrieben hat. Du warst auf der Wiese, stimmt’s?«
Betroffen sah ich ihn an. Hatte er mich beobachtet? Aber in diesem Falle hätte auch er den Vorgang bemerken müssen. Er konnte nichts wissen.
»Du schweigst. Also habe ich recht. Interessant, treibt um Mitternacht Studien auf der Wiese. War es wenigstens schön?«
»Wie kommst du auf die Idee, ich könnte auf der Wiese gewesen sein?«
Er zwinkerte mir zu. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder warst du auf der Wiese, oder du bist in einen Wassergraben getreten. Deine Schuhe und Hosenumschläge sind klitschnaß. Regenwürmer hast du dort um diese Zeit bestimmt nicht gesucht – also vermutlich ein amouröses Abenteuer. Du siehst, Inspektor Maigret sieht alles…«
Ich goß mir einen Kognak ein. Mich überkam auf einmal ein

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