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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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kroch nackt ins Bett. Trotz seiner Müdigkeit zitterte er am ganzen Körper, und seine Beine zuckten wie die eines aufgespießten Frosches, bis er sich schließlich genug entspannte, um sich kopfüber in den brodelnden Kessel der Träume zu stürzen, die auf ihn warteten.
    Natürlich war sie da. Lachte ihn an, spielte mit ihrem lächerlichen Mops. Ließ ihre Hand voll Verlangen über sein Gesicht fahren, über seinen Hals, kam näher zu ihm und näher. Dann waren sie irgendwie im Bett, und der Wind blies kühl durch hauchdünne Vorhänge, zu kühl, ihm war kalt, doch dann war ihre Wärme da, presste sich an ihn. Er spürte ein furchtbares Verlangen, doch er fürchtete sie zugleich. Sie fühlte sich unendlich vertraut an, unendlich fremd – und diese Mischung erregte ihn.
    Er fasste nach ihr und begriff, dass er die Arme nicht heben konnte, sich nicht bewegen konnte. Und doch wand sie sich an ihm, langsam, verlangend, gierig, verlockend. Wie es im Traum vorkommt, war er gleichzeitig vor ihr, hinter ihr, berührte sie und sah sie aus einigem Abstand. Kerzenschein auf nackten Brüsten, Schatten auf ihrem runden Gesäß, schwere Falten aus Weiß taten sich auf, ein glattes Bein ragte hinaus, ein spitzer Zeh bohrte sich sanft zwischen seine Beine. Drängen.
    Dann hatte sie sich von hinten an ihn geschmiegt, und er griff hinter sich, tastete, doch seine Hände waren schwer und ziellos, hilflose Finger glitten über sie hinweg. Die ihren legten sich fest auf ihn, mehr als fest; sie hatte ihn beim Glied, rieb daran. Rieb fest, schnell und fest. Er bäumte sich auf und zuckte, plötzlich aus dem Traumsumpf seiner Starre befreit. Sie lockerte ihren Griff, versuchte, die Hand zurückzuziehen, doch er legte seine Hand um die ihre und rieb ihre übereinandergefalteten Hände auf und ab, fest und voll glückseligem Ingrimm, ergoss sich krampfhaft gegen seinen Bauch, eine heiße, feuchte Fontäne, die ihnen dickflüssig über die aneinandergeklammerten Fingerknöchel lief.
    Sie stieß ein Geräusch entsetzten Ekels aus, und er riss die Augen auf. Ein Paar großer Glubschaugen starrte ihm entgegen, darunter das Maul eines Ungeheuers voller winziger scharfer Zähne. Er kreischte auf.
    Plonplon sprang vom Bett und rannte hysterisch bellend hin und her. Hinter ihm im Bett lag jemand. Michael stürzte sich aus dem Bett, verfing sich in den feuchten, klebrigen Betttüchern, fiel hin und wälzte sich panisch auf dem Boden.
    »Jesus, Jesus, Jesus!«
    Kam auf die Knie hoch, starrte zum Bett, schüttelte den Kopf. Begriff es nicht, begriff es nicht.
    »Lillie«, keuchte er. »Lillie!«
    Doch die tränenüberströmte Frau in seinem Bett war nicht Lillie. Alles in ihm zog sich zusammen, und er stöhnte auf, als er verstand, und krümmte sich verzweifelt, die Wunde des Verlustes wieder neu aufgerissen.
    »Oh Jesus!«
    »Michel, Michel, bitte verzeih mir!«
    »Du … was … in Gottes Namen …!« Jetzt erst griff er nach dem Laken und wischte sich hastig ab.
    Léonie weinte hemmungslos und streckte die Arme nach ihm aus.
    »Ich musste es einfach tun. Ich bin so einsam, ich hatte solche Sehnsucht nach dir!«
    Plonplon hatte aufgehört zu bellen und kam jetzt von hinten auf Michael zu. Mit heißem, feuchtem Atem beschnupperte er sein entblößtes Hinterteil.
    » Va-t’en!«
    Der Mops fuhr zurück und fing wieder an zu bellen. Seine Glubschaugen funkelten Michael beleidigt an.
    Weil ihm die Worte für diese Situation fehlten, packte er den Hund und brachte ihn mit einer Handvoll Laken zum Schweigen. Er rappelte sich schwankend auf, den sich windenden Mops immer noch im Arm.
    »Ich …«, fing er an. »Du …, ich meine … oh Jesus Christus!« Er beugte sich vor und setzte den Hund vorsichtig auf das Bett. Plonplon wand sich sofort aus dem Laken heraus und rannte zu Léonie hinüber, die er beflissen ableckte. Nach Lillies Tod hatte Michael daran gedacht, ihr den Hund zu geben, doch irgendwie war ihm das wie Verrat an der früheren Herrin des Mopses erschienen und hatte ihm fast die Tränen in die Augen getrieben.
    »Ich kann nicht«, sagte er schlicht. »Ich kann es einfach nicht. Schlaf jetzt, Kleine. Wir sprechen später darüber, aye?«
    Er ging hinaus, vorsichtig, als wäre er sehr betrunken, und schloss sacht die Tür hinter sich. Er war schon halb die Haupttreppe hinunter, als er begriff, dass er nackt war. Er blieb einfach stehen, den Kopf völlig leer, und sah zu, wie die Farben der Muranolampe verblassten, während es draußen Tag

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