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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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bahnten wie kleine bewegliche Geschützbatterien.
    Eine Granate ging knapp neben ihm zu Boden, und er spürte einen scharfen Schmerz im Oberschenkel; ein Metallfragment hatte sich durch seine Hose gebohrt, und er blutete.
    »Himmel«, sagte er, denn etwas spät kam ihm jetzt zu Bewusstsein, dass es keine gute Idee war, sich in der Nähe einer Kompanie von Grenadieren aufzuhalten. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und entfernte sich von ihnen.
    Da hörte er ein vertrautes Geräusch, und die Macht der Erinnerung ließ ihn im ersten Moment zusammenfahren – wilde Highlandschreie voller Rage und tobender Freude. Die Highlander waren mit ihren Breitschwertern am Werk – er sah zwei von ihnen aus dem Rauch auftauchen, sah die Bewegung ihrer nackten Beine unter den Kilts, als sie ein Rudel flüchtender Franzosen verfolgten, und spürte, wie ihm das Gelächter in der keuchenden Brust aufstieg.
    Er sah den Mann im Rauch nicht. Sein Fuß landete auf etwas Schwerem, und er fiel hin und landete auf dem Körper. Der Mann schrie, und Grey kroch hastig von ihm hinunter.
    »Entschuldigung. Seid Ihr – Himmel, Malcolm!«
    Er kniete sich hin, tief gebückt, um dem Qualm auszuweichen. Stubbs keuchte und fasste verzweifelt nach seinem Rock.
    »Himmel.« Malcolms rechtes Bein war unterhalb des Knies verschwunden, Haut und Muskeln hingen in Fetzen, der weiße Knochen war zersplittert, und alles war mit Blut bespritzt. Oder … nein. Nicht verschwunden. Es – zumindest der Fuß – lag ein Stück abseits, immer noch mit Schuh und zerrissenem Strumpf bekleidet.
    Grey wandte den Kopf ab und übergab sich.
    Beißende Galle in der Nase, hustete und spuckte er, dann drehte er sich wieder zurück und versuchte krampfhaft, seinen Gürtel zu lösen.
    »Nicht …«, keuchte Stubbs und streckte die Hand aus, als Grey anfing, ihm den Gürtel um das Bein zu schlingen. Sein Gesicht war noch weißer als der Knochen seines Beins. »Nicht. Besser … besser, wenn ich sterbe.«
    »Du wirst den Teufel tun«, erwiderte Grey knapp.
    Seine Hände zitterten, glitschig vom Blut. Er brauchte drei Versuche, um das Ende des Gürtels durch die Schnalle zu ziehen, doch schließlich gelang es ihm, und er zog den Gürtel mit einem solchen Ruck fest, dass Stubbs aufschrie.
    »Kommt«, sagte eine fremde Stimme neben seinem Kopf. »Bringen wir ihn fort. Ich – Mist!« Als er verblüfft den Blick hob, sah er, wie ein hochgewachsener britischer Offizier mit einem Satz auffuhr und den Musketenkolben abblockte, der Grey sonst den Schädel zerschmettert hätte. Ohne nachzudenken, zog Grey seinen Dolch und bohrte ihn dem Franzosen ins Bein. Der Mann schrie, sein Bein gab unter ihm nach, und der unbekannte Offizier drehte ihn um, trat ihn ins Gesicht und zerquetschte ihm mit dem Fuß die Kehle.
    »Ich helfe Euch«, sagte der Mann ruhig. Er bückte sich, um Malcolms Arm zu ergreifen, dann zog er ihn hoch. »Nehmt die andere Seite; wir bringen ihn nach hinten.« Sie richteten Malcolm auf, legten seine Arme um ihre Schultern und schleiften ihn mit, ohne den Franzosen zu beachten, der hinter ihnen auf dem Boden gurgelnd um sich schlug.
    Malcom lebte noch, als sie die Rückseite der britischen Linien erreichten, wo die Stabsärzte bereits am Werk waren. Grey und der andere Offizier übergaben ihn den Ärzten, die sich zwar sofort um ihn kümmerten, sich jedoch stirnrunzelnd ansahen und fast unmerklich die Köpfe schüttelten.
    Grey drehte sich um und sah, wie der Rest der Franzosen-Armee zersprengt und entmutigt auf die Festung zu flüchtete. Britische Truppen strömten jubelnd über das zertrampelte Feld und überrannten die verlassenen französischen Kanonen.
    Die gesamte Schlacht hatte weniger als eine Viertelstunde gedauert.
    Er fand sich auf dem Boden sitzend wieder. Sein Kopf war völlig leer, und er hatte keine Ahnung, wie lange er schon dort saß, obwohl er vermutete, dass nicht viel Zeit verstrichen sein konnte.
    Er bemerkte einen Offizier, der in seiner Nähe stand, und dachte vage, dass ihm der Mann vertraut vorkam. Wer … oh ja, Wolfes Adjutant. Er kannte den Namen des Mannes gar nicht.
    Langsam und stocksteif erhob er sich.
    Der Adjutant stand einfach nur da. Sein Blick war in die Richtung der Festung und der flüchtenden Franzosen gewandt, doch Grey konnte erkennen, dass er nichts davon tatsächlich sah. Grey blickte über seine Schulter hinweg zu dem Hügel hinüber, auf dem Wolfe vorhin gestanden hatte, doch der General war nirgendwo in

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