Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane
Euch befiehlt, und ich gebe der Artillerie Eure verdammten Köpfe als Kanonenkugeln!« Er hörte die unverwechselbare Stimme von Sergeant Aloysius Cutter, ein Stück hinter ihm, aber deutlich hörbar. Derselbe Befehl wurde, wenn auch weniger drastisch, überall entlang der britischen Linien wiederholt, und jeder Offizier auf dem Feld hatte zwar ein Auge fest auf die Franzosen gerichtet, doch das andere haftete an General Wolfe, der voll brennender Erwartung auf seinem Hügelchen stand.
Grey spürte, wie es ihm in den Adern zuckte, und trat unruhig von einem Bein auf das andere, um einen Krampf in seinem Bein zu lösen. Die vorrückende französische Linie blieb stehen, kniete sich hin und feuerte eine Salve ab. Eine weitere von der Linie, die hinter ihnen stand. Zu weit, viel zu weit entfernt, um irgendeine Wirkung zu erzielen. Aus der britischen Armee erhob sich ein tiefes Grollen – etwas Wildes, Hungriges.
Greys Hand lag jetzt schon so lange an seinem Dolch, dass sich der mit Draht umwickelte Griff in seinen Fingern abmalte. Seine andere Hand umklammerte einen Säbel. Er hatte hier keine Befehlsgewalt, doch der Drang, sein Schwert zu heben, die Blicke seiner Männer auf sich zu ziehen, sie in seinem Bann zu halten, war überwältigend. Er schüttelte die Schultern, um sie zu lockern, und sah Wolfe an.
Noch eine Salve, diesmal so nah, dass mehrere britische Soldaten in den vorderen Linien fielen, niedergestreckt vom Feuer der Musketen.
»Halt, halt!« Der Befehl ratterte die Linien entlang wie Gewehrfeuer. Der Schwefelgeruch der Lunten hing in der Luft, durchdringender als der Geruch des Pulverdampfs; auch die Männer der Artillerie warteten auf den Befehl zum Feuern.
Französische Kanonen feuerten, und ihre Kugeln donnerten mit mörderischen Sätzen über das Feld, doch trotz des Schadens, den sie anrichteten, erschienen sie ihm kümmerlich und wirkungslos. Wie viele Franzosen?, fragte er sich. Vielleicht doppelt so viele, doch es spielte keine Rolle. Es würde keine Rolle spielen.
Der Schweiß rann ihm über das Gesicht, und er rieb sich mit dem Ärmel darüber, um ihn sich aus den Augen zu wischen.
»Halt!«
Näher, näher. Viele der Indianer waren zu Pferd; er konnte sehen, wie sie sich an der linken Flanke in einem Knoten umeinander drängten. Man würde ein Auge auf sie haben müssen …
»Halt!«
Wolfes Arm hob sich langsam, das Schwert in der Hand, und die Armee holte tief Luft. Seine geliebten Grenadiere umringten ihn in festen Kompanien, in den Schwefelrauch aus den Luntenröhren an ihren Gürteln gehüllt.
»Kommt schon, ihr Mistkerle«, murmelte der Mann neben Grey. »Kommt schon, kommt schon!«
Rauch trieb über das Feld hinweg, tief hängende weiße Wolken. Vierzig Schritte. Reichweite.
»Nicht feuern, nicht feuern, nicht feuern …«, betete jemand im Kampf gegen die Panik vor sich hin.
Überall in den britischen Linien glitzerte die Sonne auf den Schwertern, die sich hoben, als die Offiziere Wolfes Befehl weitertrugen.
»Halt … halt …«
Alle Schwerter senkten sich.
»Feuer!« Und der Boden bebte.
Ein Schrei stieg ihm in der Kehle auf, Teil des Aufbrüllens der Armee, und dann stürmte er mit den Männern neben ihm nach vorn, schwang mit aller Kraft seinen Säbel, traf auf Fleisch.
Die Salve war vernichtend gewesen; der Boden war mit Toten übersät. Er sprang über einen gefallenen Franzosen hinweg, holte mit dem Säbel nach einem anderen aus, den er beim Nachladen erwischte, traf ihn in die Spalte zwischen Hals und Schulter, riss den Säbel aus dem Fallenden heraus und rannte weiter.
Die britische Artillerie feuerte, so schnell sie die Kanonen bedienen konnte. Jeder Knall ließ ihn erbeben. Er biss die Zähne zusammen, wich der Spitze eines Bajonetts aus, das er aus dem Augenwinkel wahrnahm und fand sich mit tränenden Augen im Qualm wieder.
Keuchend drehte er sich orientierungslos im Kreis. Rings um ihn war so viel Rauch, dass er im ersten Moment nicht sagen konnte, wo er war. Es spielte auch keine Rolle.
Etwas Riesiges raste kreischend an ihm vorbei, und er wich instinktiv aus und fiel zu Boden, als die Hufe des Pferdes vorüberdonnerten, hörte das Grunzen des Indianers nur noch als Echo, das Sausen des Tomahawkhiebs, der seinen Kopf verfehlt hatte.
»Mist«, murmelte er und rappelte sich auf.
In der Nähe waren die Grenadiere fleißig am Werk; er hörte die Rufe ihrer Offiziere, das Knallen der Explosionen, während sie sich unbeirrbar ihren Weg durch die Franzosen
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