Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane
breiteten sich wie schwarzes Schmiedeeisen unter dem blassblauen Himmel aus, als er sich hinaus zu der kleinen französischen Mission begab. Das Kirchlein war von mehreren kleinen Gebäuden umgeben, vor denen Kinder spielten; ein paar davon hielten inne, um ihn anzustarren, doch die meisten von ihnen ignorierten ihn – ein britischer Soldat war ja nun wirklich nichts Neues.
Vater LeCarré nahm ihm das Bündel sanft ab und schlug die Decke zurück, um dem Kind ins Gesicht zu sehen. Der Junge war wach, er schlug nach der Luft, und der Priester hielt ihm den Finger zum Greifen hin.
»Ah«, sagte er, als er die deutlichen Anzeichen für einen Mischling sah, und Grey wusste, dass der Priester glaubte, es sei sein Kind. Er begann, die Sache zu erklären, doch was spielte das schon für eine Rolle?
»Wir werden ihn natürlich katholisch taufen, ja?«, sagte Vater LeCarré und blickte zu ihm auf. Der Priester war ein junger Mann, ziemlich untersetzt, dunkelhaarig und glatt rasiert, mit einem sanften Gesicht. »Das macht Euch doch nichts aus?«
»Nein.« Grey zog einen Geldbeutel. »Hier – für seinen Unterhalt. Ich werde Euch jedes Jahr weitere fünf Pfund schicken, wenn Ihr mich einmal im Jahr seines fortgesetzten Wohlergehens versichert. Hier – die Adresse, an die Ihr schreiben könnt.« Ihm kam eine plötzliche Idee – nicht dass er dem guten Vater nicht traute, versicherte er sich selbst – nur … »Schickt mir eine Locke von seinem Haar«, sagte er. »Jedes Jahr.«
Er wandte sich schon zum Gehen, als ihn der Priester lächelnd zurückrief.
»Hat das Kind einen Namen, Sir?«
»Einen …« Er hielt inne. Seine Mutter hatte es mit Sicherheit bei irgendeinem Namen gerufen, doch Malcolm Stubbs hatte es versäumt, ihm diesen zu sagen, bevor man ihn nach England zurückverfrachtete. Wie sollte er das Kind nennen? Malcolm nach dem Vater, der es im Stich gelassen hatte? Wohl kaum.
Charles vielleicht, im Gedenken an Carruthers.
… eines Tages wird es nicht mehr weiterschlagen.
»Sein Name ist John«, sagte er abrupt und räusperte sich. »John Cinnamon.«
» Mais oui «, sagte der Priester und nickte. » Bon voyage, monsieur – et voyagez avec le bon Dieu.«
»Danke«, sagte er höflich und ging, ohne sich umzublicken, hinunter zum Flussufer, wo Manoke wartete, um Abschied zu nehmen.
ANMERKUNG
Die Schlacht von Quebec ist einer der großen militärischen Triumphe der britischen Armee des achtzehnten Jahrhunderts. Wenn man heute das Schlachtfeld auf der Abrahamsebene besucht (die ihren poetischen Namen tatsächlich nur dem Farmer verdankte, der das Land besaß, nämlich ein gewisser Abraham Martin), findet man am Fuß der Klippen eine Gedenktafel, die an die heroische Leistung der Highlandsoldaten erinnert, die diese steilen Klippen vom Fluss her erklommen haben, um einer ganzen Armee – und ihren Waffen und ihrer Ausrüstung – den Weg für den strapaziösen nächtlichen Aufstieg zu ebnen, so dass General Montcalm im Licht des Morgengrauens bei ihrem Anblick der Mund aufklappte.
Wenn man oben auf das Feld geht, findet man eine weitere Gedenktafel, die von den Franzosen errichtet wurde und (auf Französisch) erklärt, was für einen gemeinen, feigen Streich die britischen Schufte den noblen Verteidigern der Zitadelle da gespielt haben. Alles eine Sache der Perspektive.
General James Wolfe war genau wie Montcalm eine historische Figur, ebenso wie Brigadier Simon Fraser (den Sie schon in Echo der Hoffnung kennengelernt haben oder noch kennenlernen werden). Ich halte es in meinen Büchern mit historischen Personen eigentlich so, dass ich ihnen nichts Schlimmeres anhänge, als ich aus den Annalen über sie weiß.
In General Wolfes Fall ist es so, dass Hals Meinung über seinen Charakter und seine Kompetenz dem entspricht, was von einer ganzen Reihe zeitgenössischer Militärkommentatoren über ihn überliefert ist. Auch seine Einstellung gegenüber den Highlandern, die er bei diesem Unterfangen einsetzte, ist dokumentarisch verbrieft, ebenso wie sein brutaler Umgang mit den Dörfern in der Umgebung der Zitadelle. Das war für eine einmarschierende Armee nichts Ungewöhnliches.
Auch General Wolfes letzte Worte sind Teil der Annalen, doch genau wie Lord John gestatte ich es mir zu bezweifeln, dass er das tatsächlich gesagt hat. Es gibt mehrere Quellen, die berichten, dass er im Boot auf dem Weg in die Schlacht die »Elegie …« zitiert hat – und ich denke, dass dies derart merkwürdig ist, dass die
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