Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane
in der Bedienung der Flügelkameras unterweisen und wo er festgelegte Landschaftsteile aus unterschiedlicher Höhe fotografieren würde. Und wo er mit einem Team von Technikern zusammenarbeiten würde, die dazu ausgebildet waren, die Kameras auch bei schlechtem Wetter funktionsfähig zu halten. Sie würden ihm zeigen, wie man den Film entfernte, ohne ihn zu ruinieren, falls es nötig wurde. Und dann …
»Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wohin man Sie schicken wird«, sagte Randall. Während des gesamten Gesprächs war sein Verhalten eindringlich, aber freundlich gewesen, und hin und wieder hatte er einen Scherz gemacht. Jetzt war jede Spur von Jovialität verschwunden; er war todernst. »Osteuropa ist alles, was ich im Moment sagen kann.«
Jerry spürte, wie sein Inneres hohl wurde, und holte tief Luft, um die Leere zu füllen. Er konnte nein sagen. Doch er hatte sich bei der Armee verpflichtet, um RAF-Pilot zu werden, und genau das war er auch.
»Aye, gut. Kann ich – vielleicht meine Frau noch einmal sehen, bevor ich gehe?«
Bei diesen Worten wurde Randalls Miene ein wenig sanfter, und Jerry sah, wie der Daumen des Hauptmanns automatisch zu seinem goldenen Ehering wanderte.
»Ich denke, das lässt sich arrangieren.«
MARJORIE MACKENZIE – von ihrem Mann Dolly genannt – öffnete die Verdunkelungsvorhänge. Nicht mehr als zwei Zentimeter … nun ja, fünf Zentimeter. Es würde keine Rolle spielen; im Inneren der kleinen Wohnung war es so finster wie in einer Kohlenschütte. London draußen war genauso dunkel; dass die Vorhänge offen waren, merkte sie nur, weil sie die kalte Fensterscheibe durch den schmalen Spalt spürte. Sie beugte sich vor, hauchte das Glas an und spürte ihren feuchten Atem kühl vor ihrem Gesicht kondensieren. Sie konnte den Nebel zwar nicht sehen, spürte aber ihre Fingerspitze über das Glas quietschen, als sie flink ein kleines Herz darauf malte und in die Mitte den Buchstaben J.
Es verschwand natürlich sofort, doch das spielte keine Rolle; der kleine Zauber würde da sein, wenn das Licht ins Zimmer kam, würde unsichtbar, aber dennoch zwischen ihrem Mann und dem Himmel stehen.
Wenn das Licht kam, würde es gerade eben auf sein Kissen fallen. Sie würde sein schlafendes Gesicht darin sehen; sein Haar, das in alle Himmelsrichtungen abstand, den verblassenden blauen Fleck an seiner Schläfe, die tiefliegenden Augen, die unschuldig geschlossen waren. Er sah so jung aus im Schlaf. Fast so jung, wie er tatsächlich war. Erst zweiundzwanzig; zu jung, um solche Falten im Gesicht zu haben. Sie fasste sich an den rechten Mundwinkel, konnte das Fältchen aber nicht spüren, das ihr der Spiegel zeigte – ihr Mund war geschwollen und empfindlich, und sie fuhr sich mit der Daumenspitze über die Unterlippe, sacht, hin und zurück.
Was noch, was noch? Was konnte sie noch für ihn tun? Er hatte etwas von sich bei ihr zurückgelassen. Vielleicht würde sie ja noch ein Baby bekommen – etwas, das er ihr gab, aber auch etwas, das sie ihm gab. Noch ein Baby. Noch ein Kind, das sie allein aufziehen würde?
»Selbst dann«, flüsterte sie und presste die Lippen zusammen. Ihr Gesicht war wund vom stundenlangen Küssen; keiner von ihnen hatte warten können, bis er sich rasiert hatte. »Selbst dann.«
Immerhin hatte er Roger gesehen. Hatte seinen kleinen Jungen auf dem Arm halten können – nur damit ihm dieser Milch über den Rücken seines Hemdes spuckte. Jerry hatte einen überraschten Ausruf ausgestoßen, doch er hatte nicht zugelassen, dass sie ihm Roger wieder abnahm; er hatte seinen Sohn festgehalten und ihn liebevoll getätschelt, bis der Kleine einschlief. Erst dann hatte er ihn in seinen Korb gelegt und sich das beschmutzte Hemd ausgezogen, bevor er zu ihr kam.
Es war kalt im Zimmer, und sie schlang die Arme um sich selbst. Sie trug nichts als Jerrys Netzunterhemd – er fand, dass sie erotisch darin aussah, und sie musste lächeln. Doch das dünne Baumwollgewebe schmiegte sich um ihre Brüste, und ihre Brustwarzen lugten tatsächlich geradezu skandalös daraus hervor, wenn auch nur wegen der Kälte.
Sie wäre gern zu ihm gekrochen, sehnte sich nach seiner Wärme, danach, ihn noch einmal so lange zu berühren, wie sie es vorhin getan hatte. Er würde um acht gehen müssen, um den Zug zu bekommen, der ihn zurückbrachte; es würde dann gerade eben hell sein. Doch ein puritanischer Verzichtimpuls ließ sie bleiben, wo sie war, kalt und schlaflos in der Dunkelheit. Sie hatte das
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