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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf dem unebenen Boden vorgetastet hatte, stellte er fest, dass es Steine waren. Überbleibsel dieser prähistorischen Stätten, von denen es in ganz Nordbritannien wimmelte. Nur drei der großen Steine standen noch, doch er konnte einige andere sehen, die umgefallen oder umgestürzt worden waren und wie Tote im zunehmenden Dunkel des Nebels lagen. Er blieb stehen, um sich zu übergeben, auf einen der Steine gestützt. Himmel, gleich würde ihm der Kopf platzen! Und er hatte ein fürchterliches Brummen in den Ohren … Er hieb vage nach seinem Ohr, weil er dachte, er hätte vielleicht seinen Kopfhörer noch an, spürte aber nichts als ein kaltes, nasses Ohr.
    Schwer atmend schloss er erneut die Augen und lehnte sich an den Stein. Das Rauschen in seinen Ohren wurde schlimmer, begleitet von einem heulenden Geräusch. War ihm ein Trommelfell geplatzt? Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und wurde mit dem Anblick eines großen, dunklen, unregelmäßigen Umrisses belohnt, weit außerhalb der Überreste des Steinkreises. Dolly!
    Das Flugzeug war kaum zu sehen, weil es in der wirbelnden Dunkelheit verschwamm, doch es konnte nur Dolly sein. Anscheinend weitgehend intakt, wenn auch mit der Nase unten und dem Heck in der Luft – sie musste sich in den Boden gebohrt haben. Er stolperte über den felsübersäten Boden und spürte, wie ihn erneut heftiger Schwindel überkam. Er wedelte mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, doch alles drehte sich, und Himmel, dieser grauenvolle Lärm in seinem Kopf … Er konnte nicht denken, oh Gott, es fühlte sich an, als lösten sich seine Knochen auf …
    ES WAR VOLLSTÄNDIG DUNKEL, als er wieder zu sich kam, doch die Wolkendecke war aufgerissen, und ein Dreiviertelmond schien in der Tiefschwärze des Himmels auf das Land. Er bewegte sich und stöhnte. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte – doch keiner war gebrochen. Das war doch immerhin etwas, sagte er sich. Seine Kleider waren durchnässt von der Feuchtigkeit; er hatte Hunger, und sein Knie war so steif, dass er sein rechtes Bein nicht vollständig strecken konnte, doch das war nicht so schlimm; er ging davon aus, dass er bis zur nächsten Straße humpeln konnte.
    Oh, halt. Funkgerät. Ja, das hatte er vergessen. Wenn Dollys Funkgerät nicht beschädigt war, konnte er …
    Er starrte verständnislos in die offene Landschaft. Er hätte schwören können, dass es … Er musste sich wohl in der Dunkelheit und im Nebel umgedreht haben – nein.
    Er drehte sich dreimal vollständig um sich selbst, bevor er stehen blieb, weil er Angst hatte, dass ihm wieder schwindelig werden würde. Das Flugzeug war fort.
    Es war fort ! Er war sich sicher, dass es etwa fünfzehn Meter jenseits dieses einen Steins gelegen hatte, des größten; er hatte ihn sich zur Orientierung eingeprägt. Er ging zu der Stelle hinüber, von der er sich sicher war, dass Dolly dort abgestürzt war, wanderte langsam in einem großen Kreis um die Steine herum und blickte zunehmend verwirrt erst zur einen Seite, dann zur anderen.
    Das Flugzeug war nicht nur verschwunden – es schien niemals dort gewesen zu sein. Es gab keine Spur, keine Furche im dichten Wiesengras, ganz zu schweigen von dem tiefen Graben, der bei einem solchen Aufprall entstanden sein musste. Hatte er sich das Flugzeug nur eingebildet? Es sich herbeigewünscht?
    Er schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen – doch er war klar. Das Brummen und Heulen in seinen Ohren hatte aufgehört, und er hatte zwar nach wie vor Prellungen und leichte Kopfschmerzen, doch er fühlte sich viel besser. Immer noch suchend schritt er langsam um die Steine herum zurück, und in seinem Bauch machte sich zunehmende Kälte breit. Das Flugzeug war einfach nicht da.
    ER ERWACHTE AM MORGEN ohne die geringste Ahnung, wo er war. Er lag zusammengerollt auf Gras; so viel begriff er dumpf, er konnte es riechen. Gras, auf dem Rinder gegrast hatten, denn direkt neben ihm lag ein großer Kuhfladen, so frisch, dass er ihn ebenfalls riechen konnte. Er streckte ein Bein aus, vorsichtig. Dann einen Arm. Drehte sich auf den Rücken und fühlte sich ein winziges bisschen besser, weil er etwas Festes unter sich hatte, obwohl am Himmel über ihm schwindelerregende Leere herrschte.
    Und zwar eine blassblaue Leere. Nicht die Spur einer Wolke.
    Wie lange …? Vor Schreck fuhr er abrupt auf die Knie hoch, doch ein gleißender Schmerz hinter seinen Augen zwang ihn, sich wieder hinzusetzen. Atemlos stöhnte und fluchte er.
    Noch

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