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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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schamanischen Universums zu besetzen. Der Name war in den Zirkeln von deren Mitarbeitern entstanden. In jüngster Vergangenheit hatten sich ein paar Globalisierungsgegner des Namens bemächtigt. Sie glaubten, etwas herausgefunden zu haben, dabei war es ihnen geschickt suggeriert worden.
Big Oil
war zur Zeit des Vietnam-Kriegs gegründet worden, der eine schmachvolle Niederlage für die herkömmlichen Programmierer gewesen war.
Big Oil
hatte eine drastische Änderung der Strategie beschlossen. An die Stelle der alten, siechen Gurus, die Gesetz und Ordnung vertraten, war eine neue Klasse von Strategen getreten. Es war klar, dass Schwarze und Frauen nicht mehr mit den traditionellen Mitteln diszipliniert werden konnten. Dass man etwas Neues erfinden musste. Die Achtundsechziger-Generation hatte begriffen, dass man seiner Zeit voraus sein musste. In den darauf folgenden Jahren hatte
Big Oil
vorausgesagt – oder besser gesagt: programmiert –, dass der Untergang Ende der Achtzigerjahre stattfinden würde. Man musste sich für das Treffen vorbereiten.
Big Oil
wollte die totale und absolute Kontrolle im Namen des Profits. Die souveränen Staaten würden eindeutig eine Krise erleben. Die souveränen Staaten mussten, wo es möglich war, aufgelöst und ersetzt werden, und wo das nicht möglich war, mussten sie integriert und kontrolliert werden.
    – Du sprichst wie ein verdammter Globalisierungsgegner, weißt du das, Chef?
    – Siehst du? Siehst du? Genau das ist der Beweis, dass sie die Wahrheit sagen. Und wir lassen es zu. Wir oder besser gesagt sie … jetzt erzähle ich dir den Rest …

11.
    Mastino führte den jungen Bullen in das Büro des Kommandanten, und beide begannen ihm aufgeregt, mit sich überschlagenden Stimmen, Dinge zu erzählen, die der Kommandant längst schon wusste.
    – Lupo weiß von Ihnen, Kommandant.
    – Der Anarchist lebt, der Hurensohn!
    – Lupo hält seine schützende Hand über ihn.
    – Er beschützt Dantinis Mörder.
    – Ich bringe ihn eigenhändig um, Chef.
    Er verabschiedete sie mit wenigen Worten und einer brüsken Geste: Beruhigt euch, man hatte bereits für alles gesorgt. Lupo war unberührbar. Die Erinnerungen häuften sich. Heroische Zeiten, als er und Lupo auf ein und derselben Seite gekämpft hatten. Die
Operation Re-building
… die Mutter der jetzigen Welt. Mitte der Siebzigerjahre hatte
Big Oil
begonnen, die Nachricht zu verbreiten. Der Begriff „multinational“ war aufgebracht worden. Man hatte Kontakt mit Intellektuellen aus allen westlichen Demokratien aufgenommen. In den größten europäischen Hauptstädten waren Zentren aufgebaut worden. Europa war zwar die Schwachstelle, aber noch immer reich genug, um mitzureden zu können. Was Italien anbelangte, so waren die Kontakte über Paris gelaufen. Das hatte Wisniaski all seinen italienischen Schülern gesagt, während eines abendlichen Treffens bei Wodka und Kaviar, bei dem auch die Abmachung getroffen wurde.
    – Wir haben unsere Strategie einer gewissen Anzahl von Individuen dargelegt, die über einen großen Scharfsinn verfügen. Es hätte nämlich keinen Sinn gehabt, versteht ihr, Energie für ein gewöhnliches Manöver zu verschwenden …
l’intendance suivra
… „der Nachschub folgt“ … sobald die Prämissen klar waren … damit wir uns verstehen:
Big Oil
sollte mit allen Mitteln die Situation beherrschen … und die Staaten auflösen, wo dies notwendig war, und sie integrieren, wo die Sachlage etwas komplexer war … danach haben wir sie überzeugt, dass es im Rahmen der Demokratie keine anderen Möglichkeiten gab. Es war ein irreversibler Prozess. Die Mauer würde fallen, und der Fall der Mauer würde jede utopische Hoffnung zunichtemachen, dass man die Welt den immer gleichen Regeln entziehen könnte. Der zweite Schritt ist gewissermaßen von allein gekommen. Einige der von uns ausgewählten Elemente haben ihrerseits die Strategie öffentlich gemacht, mit immer tiefer werdenden Sorgenfalten. Natürlich ist diese Form von Verbreitung auf Universitätskreise, Seminare usw. beschränkt geblieben. Ein winziges, aber entschlossenes Elitegrüppchen ist zur Aktion geschritten …
    Ausgerechnet Lupo hatte das Thema bewaffneter Kampf angeschnitten. Der Professor hatte zufrieden gelächelt.
    –
Of course
, mein Freund,
of course
. Die Propaganda der terroristischen Organisationen war unser bester Verbündeter. Wenn nicht gar ein echtes Meisterwerk. Erinnert ihr euch, als die Jugendlichen vom ISK sprachen?

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