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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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geworden.

Acht
    Aufruhr

    Monat um Monat verging.
    Die Regenzeit kehrte zurück. Die Felder wurden wieder grün von neuem Wachstum, und das trompetende Gebrüll der Needra-Bullen kündigte die nächste Brunftsaison an. Der Tag begann wie so viele andere; Mara und Jican steckten ihre Köpfe über Tafeln mit Kalkziffern zusammen und versuchten herauszufinden, welche neu auszusäende Sorte Korn auf den Herbstmärkten den größten Profit bringen würde. Dann, im Laufe des Morgens, wurden sie von der Nachricht unterbrochen, daß ein Läufer der Botengilde auf das Haus der Acoma zulief.
    »Er läuft?« fragte Mara. Sie fuhr fort, die Notizen über die Hwaet-Felder in einem neu erworbenen Gebiet bei Ambolina durchzusehen.
    »Ja, Mistress. Er läuft«, sagte die Wache. Die Bestätigung erstaunte sie nicht; der Krieger, der ihr die Nachricht überbracht hatte, war selbst noch atemlos vom Laufen.
    Mara bedeutete Jican, die Einschätzung des Jahres ohne sie abzuschließen. Dann stand sie mit steifen Knien vom langen Sitzen auf und bahnte sich durch Stapel von Tafeln ihren Weg zum Laden, der auf den Flur führte.
    Sie erreichte die Vordertür gerade in dem Augenblick, als der Bote die letzte Kurve der Straße an der äußeren Weide nahm. Er rannte so schnell wie möglich, um eine Aufgabe von offensichtlicher Dringlichkeit zu erledigen.
    »Ich frage mich, was das sein kann«, überlegte sie laut.
    Saric, der gerade neben sie getreten war, beantwortete ihre Frage wie meist mit einer Gegenfrage. »Ärger, Mistress, oder warum sollte ein Mann sonst in diesem Matsch herumrennen?«
    Die Lady der Acoma warf ihrem Berater einen ironischen Blick zu. Saric schien seine frühere Stellung als Krieger nicht zu vermissen. Sein trockener, sarkastischer Witz unterschied sich von Lujans kokettem Humor. Sarics hartnäckige Tendenz, das Warum der Dinge zu ergründen, hätte seinen Aufstieg als Soldat sicherlich gehemmt; doch gerade diese Qualität machte ihn zu einem Naturtalent auf seinem neuen Posten. Blinder Gehorsam war keine Tugend bei einem Berater.
    Er hatte bereits seinen Wert bewiesen. Seit über sechs Monaten war es im Kaiserreich unter dem eisernen Griff von Axantucar still gewesen. Seit Maras Besuch in der Heiligen Stadt, als sie den Hüter des Kaiserlichen Siegels aufgesucht hatte, waren dreimal Kaiserliche Weiße bei einem Streit zwischen benachbarten Edlen eingeschritten. Axantucar rechtfertigte diese Schritte mit dem Bedürfnis des Kaiserreiches nach Stabilität, doch Saric hatte säuerlich bemerkt, daß der neue Kriegsherr es stets irgendwie fertigbrachte, daß die Waage sich immer etwas mehr zugunsten derer neigte, die ihn bei seinem Aufstieg zur Macht unterstützt hatten. Politische Schulden waren eine gängige Währung im Spiel des Rates, doch die Einbeziehung der Kaiserlichen Weißen in Dinge, die an kleinliche Streitereien grenzten, nahm exzessive Züge an und zeigte eine Leidenschaft für Blutvergießen, die der der Minwanabi kaum noch nachstand.
    Die Acoma profitierten von Tasaios Zurückhaltung, der zu einer Politik schweigender Geduld gezwungen war. Als mächtigster Rivale des Kriegsherrn brauchte der Lord der Minwanabi keinen Berater, um vorhersagen zu können, wie Axantucar reagieren würde, sollte er der Meinung sein, daß seine Familie bestimmte Grenzen überschritten hatte. Der Mann, der jetzt das Weiß und Gold trug, reagierte genauso rücksichtslos wie sein Vorgänger, nur noch weniger vorhersehbar. Selbst Tasaio auf seinem nahezu uneinnehmbaren Besitz wagte es nicht, etwas für selbstverständlich zu halten.
    Der Gildenläufer erreichte die Stufen und riß Mara aus ihren Träumereien. Er trug nur einen Lendenschurz und ein Armband mit den Insigmen seiner Gilde, und Schweiß glitzerte auf seiner Haut. Er verbeugte sich. »Lady der Acoma?«
    »Die bin ich«, antwortete Mara. »Wer schickt eine Nachricht?«
    »Niemand, Lady.« Der Läufer richtete sich aus seiner ehrerbietigen Haltung auf und strich die feuchten Haare zurück. »Um des Wohls des Kaiserreiches willen schickt meine Gilde allen Herrschern und Herrscherinnen eine Nachricht.«
    Um des Wohls des Kaiserreiches willen … Mit dieser Phrase deutete der Läufer an, daß die Gilde die Bedeutung dieser Angelegenheit für ernst genug befand, ohne Entlohnung zu handeln. Mara war betroffen. »Was ist geschehen?«
    Den Boten schien es nicht zu stören, daß die Frage ohne jedes Angebot einer Erfrischung kam. »Lady, das Kaiserreich ist in großer Gefahr. Die

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