Zeit des Aufbruchs
sorgfältig überprüft, und es wird schwer sein, ihn zu ersetzen.«
Der Supai nahm den Verlust persönlich, erkannte Mara, und trotz ihres Wunsches, daß er endlich zur Sache kommen möge, war dieses Verhalten bei ihm so ungewöhnlich, daß sie wartete, bis er von allein zu erzählen begann.
Arakasi steckte die gefalteten Hände in die Stulpen seiner Robe und schien sich langsam wieder im Griff zu haben. »Wie auch immer«, meinte er forsch, »der Magier Milamber ist, obwohl die Erhabenen ihn verstoßen hatten, durch einen Spalt zurückgekehrt.«
»Wo ist dieser Spalt?« unterbrach Kevin. Er war längst nicht mehr so schläfrig, wie es ausgesehen hatte.
Mara runzelte die Stirn, doch es war der vernichtende Zorn in Arakasis Blick, der den Midkemier zum Schweigen brachte. »Ich weiß es noch nicht«, gestand der Supai, der seine Worte nun ganz eindeutig ausschließlich an seine Herrin richtete. »Milamber wurde in Ontoset von zwei Magiern gefangengenommen, die Axantucar dienten. Wachen brachten ihn zusammen mit zwei Begleitern aus seiner Heimatwelt und einem anderen Erhabenen in den Kaiserlichen Palast.«
Mara unterbrach ihn. »Der Kriegsherr nahm einen Erhabenen gefangen?«
»Man könnte argumentieren, daß die beiden Erhabenen einen ihrer Kameraden bändigten», korrigierte Arakasi trocken. »Über den Kriegsherrn ist nur wenig bekannt, auch wenn es Gerüchte im Überfluß gibt. Es heißt, daß Axantucar nicht zufrieden damit war, das Weiß und Gold zu tragen. Möglicherweise strebte er nach höheren Zielen.«
»Die Ermordung des Kaisers?« warf Mara ein. »Es gehen Gerüchte, daß jemand versuchte ihn zu vergiften.«
»Die Hälfte von solchem Gerede ist wahr.« Arakasi tippte mit den Fingern leicht gegen die Ärmel, und Wasser tropfte auf den polierten Holzboden. »Ichindar begründete damit die Exekution, und da einer von Axantucars Schoßmagiern die Seiten wechselte und es bezeugte – wer würde es da wagen, den Wahrheitsgehalt der Angelegenheit zu bestreiten?«
Mara riß erstaunt die Augen auf. »Ein Erhabener verriet ihn?«
»Mehr noch.« Endlich hatte sich Arakasi mit dem Thema angefreundet. »Es waren zwei Erhabene, Brüder, die den Kriegsherrn unterstützten, wie sie es früher bei seinem Onkel getan hatten.« Mara nickte. Sie erinnerte sich gut an das Paar, das damals, in dem Gewirr gegenseitiger Anschuldigungen, den notwendigen Beweis ihrer Unschuld geliefert und damit den Untergang Jingus von den Minwanabi in die Wege geleitet hatte.
Arakasi fuhr fort: »Der eine Bruder wandte sich gegen den anderen, und einer von ihnen ist jetzt tot, während der andere öffentlich all diejenigen brandmarkt, die sich gegen Ichindar verschworen haben. Im Augenblick rührt sich nichts im Großen Spiel, weil alle Angst vor Vergeltung haben. Doch im Hinblick auf unsere ganz besondere Situation halte ich Vorsicht für dringend angeraten. Falls Tasaio sich für den stärksten Lord im Kaiserreich hält, entscheidet er sich womöglich zuzuschlagen.«
Mara bat mit erhobener Hand um Ruhe, während sie nachdachte. Nach kurzer Zeit, in der nur das Geräusch der von den Dachvorsprüngen fallenden Tropfen zu hören gewesen war, meinte sie: »Nein. Nicht jetzt. Tasaio ist zu schlau; er wird nicht versuchen, den anderen zuvorzukommen, wenn so viele Schwerter bereits gezogen sind. Wer befehligt die Garnison im Kaiserlichen Palast?«
»Kamatsu von den Shinzawai«, erwiderte Arakasi. »Er handelt als Kommandeur des Kaisers, obwohl er die Rüstung eines Clanlords der Kanazawai trägt, nicht das Kaiserliche Weiß.«
Mara legte die Stirn in Falten, als sie die politischen Konsequenzen dieser Entwicklung abwägte. »Wir können also im Augenblick davon ausgehen, daß die Kriegsallianz nicht mehr existiert, jetzt, wo die Kriegspartei praktisch vernichtet ist, da nur die Minwanabi diese Gruppe bestimmen.« Sie klopfte mit einem Finger leicht gegen das Kinn. »Es ist anzunehmen, daß Jiro von den Anasati sich sowohl von den Omechan als auch von Tasaio distanziert und daß die Anasati und andere Familien im Clan Ionani wieder hübsch in den Schoß der Kaiserlichen Partei zurückkehren werden. Nein, das Blaue Rad ist möglicherweise nicht die mächtigste Gruppe, doch sie sitzt zur Rechten des Kaisers, und in diesem Augenblick bedeutet das eine ganze Menge.«
Arakasi meldete sich wieder zu Wort. »Was den Rat betrifft, so sind zwei Versuche der Minwanabi, eine formelle Versammlung einzuberufen, offen von Ichindar zurückgewiesen
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