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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Götter haben ihren Zorn auf uns gerichtet. Der abtrünnige Magier, der frühere Erhabene Milamber, ist zurückgekehrt.«
    Mara spürte neben sich eine Bewegung und wußte, daß Kevin hinzugetreten war. Wachsende Erregung sprach aus ihm, als er fragte: »Dann ist der Spalt wieder geöffnet!«
    »Wie Euer Sklave bemerkt, Mylady«, antwortete der Läufer. Er blickte nur Mara an. »Mehr noch. Der Kriegsherr versuchte den Magier zu fangen und benutzte dazu Verbündete in der Versammlung. Es ist nicht klar, was genau geschehen ist, außer daß im Palast ein Kampf zwischen den Kaiserlichen Weißen und einer Armee unter dem Kommando von Kamatsu von den Shinzawai stattgefunden hat.«
    Die Luft schien plötzlich ihre strahlende Helligkeit zu verlieren. Mara schlang die Robe fester um die Schultern, ohne zu bemerken, daß ihre Knöchel immer weißer wurden. Sie zwang sich zu einer Ruhe, die sie nicht fühlte, denn es konnte keinen Zweifel daran geben, daß auch Hokanu an der Seite seines Vaters gekämpft hatte. »Ein Kampf im Palast?«
    »Ja, Mistress.« Der Läufer nahm Maras persönliches Unbehagen nicht wahr und schien seine dunklen Neuigkeiten zu genießen. »Mit folgendem Ende: Der Kriegsherr ist zum Verräter erklärt und zum unehrenhaften Tod verurteilt worden.«
    Mara riß die Augen auf. Unehrenhafter Tod konnte nur Hängen bedeuten. Nur zwei Mächte im Kaiserreich konnten eine solche Exekution befehlen, und Axantucar hatte Verbündete unter den Magiern. »Der Kaiser …?«
    Der Bote konnte seine Aufregung kaum verbergen und bestätigte. »Ja, Lady, das Licht des Himmels verurteilte den Kriegsherrn und setzte das Recht aus, den weiß-goldenen Thron zu besteigen.«
    In der entsetzten Pause, die jetzt eintrat, versuchte Mara nur, ihre wild durcheinanderwirbelnden Gedanken zu ordnen. Der Kaiser hatte den Kriegsherrn verurteilt! Es war ein fassungsloser Vorgang, der mit jeder Tradition, jeder Vorrangstellung brach. Selbst in Zeiten größter Bedrohung hatte kein Licht des Himmels es bisher gewagt, so zu handeln wie Ichindar.
    Der Bote faßte zusammen: »Mistress, der Hohe Rat ist aufgelöst und wird ohne Befehl des Kaisers nicht mehr zusammentreten.«
    Mara bemühte sich, nicht überrascht zu wirken. »Noch etwas?«
    Der Bote kreuzte die Arme über der Brust und verbeugte sich. »Soviel man weiß, nicht. Doch zweifellos wird eine offizielle Nachricht bald folgen.«
    »Dann sucht die Küche auf und eßt etwas«, sagte Mara einladend. »Ich habe meine Höflichkeit vernachlässigt und möchte Euch bitten, Eure Kräfte zu erneuern, bevor Ihr zu Eurem nächsten Auftrag aufbrecht.«
    »Mylady ist sehr großzügig, doch ich muß gehen. Mit Eurer Erlaubnis?«
    Mara winkte dem jungen Mann zum Abschied zu. Als er im Laufschritt die Straße entlangeilte, warf sie Saric einen scharfen Blick zu. »Holt Arakasi so schnell wie möglich hierher zurück.«
    Sie mußte die Dringlichkeit nicht begründen. Denn wenn die Neuigkeiten des Boten stimmten, war dies das weitaus bedeutendste Ereignis in ihrem Leben. Jetzt waren die Regeln des Großen Spiels für immer geändert, und bis das Licht des Himmels eines Tages seine Meinung änderte, besaß er die absolute Macht im Kaiserreich. Sofern nicht, dachte Mara mit leichter Ironie, die auch von Kevin hätte kommen können, jemand anders entschied und ihn tötete.

    Es dauerte nahezu zwei Wochen, bis Arakasi die Nachricht erhielt, was an den umständlichen Methoden lag, auf denen er bestand. Während der Verzögerung war Mara sehr besorgt, denn Gerüchte machten die Runde im Kaiserreich. Entgegen jeder Erwartung traf keine offizielle Darstellung der politischen Umwälzungen im Zusammenhang mit Axantucars Hinrichtung ein. Die Tage wurden feucht und klamm, und die Nachmittage brachten leichten Niesel und Regenschauer, wie jedes Jahr um diese Zeit. Spekulationen gab es im Überfluß, doch der Kaiser in Kentosani war unbestreitbar am Leben und an der Macht. Es hieß, daß acht seiner Sklaven an verschiedenen exotischen Giften gestorben seien, die ins Essen gemischt gewesen waren, und daß drei Köche und zwei kaiserliche Zofen gehängt worden waren, weil sie Verrat geübt hatten. Der Handel ging weiter, wenn auch stockend, als wäre es die Ruhe vor dem Sturm.
    Das drückende Wetter machte jede Bewegung zur Qual. Mara verbrachte ruhelose Stunden am Schreibtisch und schickte Nachrichten an ihre verschiedenen Verbündeten. Nur diejenigen, die sie an Jiro von den Anasati schickte, blieben unbeantwortet,

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