Zeit des Aufbruchs
Formation beizubehalten. Sie folgten ihrer Herrin hinunter auf die niedrigste Ebene im Raum, und falls es sie überraschte, daß die Lady an ihrem gewohnten Platz vorbeischritt, so zeigten sie es nicht.
Kevin, der als Leibsklave folgte, hob eine Augenbraue, dann kicherte er still in sich hinein, als er die Absicht seiner Lady begriff. Mara überquerte die freie Fläche auf der untersten Ebene und stieg dann auf das Podest, das während der Versammlungen des Rates dem Kriegsherrn vorbehalten war und bei Zusammenkünften der Clans dem jeweiligen Clanlord.
Inzwischen leuchtete die Kuppel golden von der Sonne. Mara saß auf dem mit feinen Elfenbeineinlagen geschmückten Thron und sammelte sich. Kevin stand dicht hinter ihr, bereit, sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Die Soldaten hatten sich in einem Halbkreis um den Thron aufgestellt, so als hätte ihre Handlung weder Mut noch Kühnheit erfordert.
Kevin betrachtete die leeren Reihen von seinem Platz auf dem Podest. Da die Halle bis auf die Soldaten der Acoma noch leer war, nahm er kein Blatt vor den Mund. »Einige werden wohl am Ende dieses Tages ziemliche Probleme mit der Verdauung haben, Lady«
Doch Mara hatte bereits die überlegene Haltung angenommen, die der Thron ausstrahlte; sie sagte gar nichts. Sie verharrte in der offiziellen Pose beinahe drei Stunden, bis die rangniedrigsten Mitglieder des Clans Hadama erschienen.
Der Lord der Jinguai betrat die Halle zuerst, seine Wachen in gelb-roten Rüstungen mit schwarzen Rändern dicht hinter ihm. Inzwischen war die Sonne hoch genug geklettert, daß ihre Strahlen schräg auf das Podest in der Mitte fielen. Wer immer eintrat, konnte die Lady auf dem Thron in ihren fließenden Zeremoniengewändern und mit den glitzernden Juwelen nicht übersehen. Der alte Mann warf ihr einen überraschten Blick zu und hielt überstürzt inne. Er zögerte, doch dann lächelte er in aufrichtiger Erheiterung und setzte seinen Weg zu seinem Platz weiter hinten in der Halle fort.
»Nun, der da ist ganz sicher bereit, sich die Vorstellung anzusehen«, flüsterte Kevin.
Mara bedeutete ihm mit einem Wink ihres Fächers, seine Gedanken für sich zu behalten. Ihr Gesicht war von mehreren Schichten Thyza-Puder bedeckt und wirkte so unbewegt wie Alabaster; sie hatte jegliche Nervosität und Aufregung tief in ihr Inneres verbannt.
Innerhalb der nächsten Stunde tauchten drei weitere Lords auf. Die meisten schritten nach einem Blick in Maras Richtung einfach zu ihrem vorgesehenen Platz. Zwei andere berieten sich kurz, tauschten vorsichtige Gesten aus und gingen dann zu ihren Stühlen. Gegen Mittag erschien ein halbes Dutzend Lords, von denen einer zu den mächtigsten Familien im Clan Hadama zählte. Dieser gab den anderen ein Zeichen, als er auf die untere Schwelle trat, und gemeinsam kam die Gruppe zur Mitte der Halle. Inzwischen schien die Sonne direkt auf den gold-und elfenbeinverzierten Thron und warf ihren Schimmer auf Mara, als wäre sie die Statue einer Göttin in einer Tempelnische. Vor dem Stuhl des Clanlords hielten die Herrscher an, doch sie nahmen nicht ihre Plätze ein, sondern blieben zusammen stehen und berieten sich.
Schließlich drehte der Lord in den tiefblauen Gewändern sich um und sprach die reglose Frau auf dem Thron an.
»Mylady der Acoma –«
Mara unterbrach ihn. »Ihr habt mir etwas zu sagen, Mylord der Poltapara?«
Der Mann schien sich aufbäumen zu wollen; er wölbte die Brust, so wie ein Vogel sich aufplustert, dann betrachtete er die Lady auf dem Podest abschätzend. Ihr Blick schwankte keinen Millimeter, und die Soldaten hinter ihr wirkten wie Statuen, so still waren sie. Doch in der Kultur der Tsuranis wurde ein solcher Mangel an Reaktion zu einer deutlichen Aussage. Der Lord räusperte sich. »Geht es Euch gut, Lady?«
Mara lächelte bei seiner höflichen Kapitulation. »Es geht mir gut, in der Tat, Mylord. Geht es Euch gut?«
Der Mann in Blau vollendete den rituellen Gruß und nahm dann lässig seine Unterhaltung mit den anderen wieder auf. Kevin sagte mit unterdrückter Stimme: »Einer weniger.«
»Nein«, verbesserte Mara. Sie verbarg ihre Erleichterung hinter einer raschen Bewegung ihres Fächers. »Sechs weniger. Der Lord, der mich grüßte, ist ranghöher als die anderen, zwei sind seine Vasallen. Die anderen drei sind verschworene Verbündete, und wenn sie auch noch miteinander diskutieren, werden sie sich doch seiner Entscheidung fügen.«
Der Sieg blieb nicht folgenlos, denn als weitere Lords
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