Zeit des Aufbruchs
darüber nach, wie er ohne Verlust an Würde zurücktreten konnte.
Seine Mitherrscher aus dem Clan Hadama schienen zu sehr mit ihrem eigenen Dilemma beschäftigt, als daß sie seine Niederlage begriffen hätten. Einer von der vorderen Galerie rief: »Lady, werdet Ihr uns beteiligen?«
Mara antwortete vorsichtig. »Vielleicht. Ich bin möglicherweise bereit, ein Handelskonsortium einzurichten und anderen die Teilnahme zu erlauben – jenen von Euch, die sich sowohl in Worten als auch in Taten als meine Verwandten erweisen.«
Viele rümpften die Nase bei diesem Vorschlag, und den hektischen Bewegungen zufolge, als die Berater sich vorbeugten und flüsternd mit ihren Lords sprachen, fand die Idee nur wenig Begeisterung. Der Lord der Chekowara sah seine Chance. Mit einer Stimme, die daran gewöhnt war zu überzeugen, sagte er: »Mara, Euer Vorschlag ist schön und gut, doch wir haben nichts gesehen, woraus wir schließen könnten, daß der Handel mit den Barbaren möglich ist, selbst wenn Ihr das ausschließliche Recht dazu vom Kaiser besitzt. Abgesehen davon« – seine Handbewegung erinnerte an einen Vater, der sein eigensinniges Kind tadelt – »ändern sich diese Dinge schnell, nicht wahr?«
Mara hörte Kevin murmeln: »Jetzt zeig ihnen die Peitsche.«
Sie mußte sich zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen. Der Lord der Chekowara stellte ein Vertrauen zur Schau, das im nächsten Augenblick seine bedauernswerte Aufgeblasenheit offenbaren würde. Sie wählte sorgfältig den passenden Ton. »Mylord, Ihr solltet verstehen: Wenn ich diese Halle verlasse, werde ich wissen, wer zu meinen Freunden zählt und wer sich abseits stellt.« Sie warf einen bedeutungsvollen Blick in die Halle und wählte ihre nächsten Worte mit Bedacht. »Ich habe mich ein dutzendmal als Herrscherin bewiesen, seit ich den Mantel der Acoma erhalten habe.«
Eine nachdenkliche Pause brachte allgemeines, zustimmendes Gemurmel von den Galerien. Mara fuhr fort: »Jene, die Zweifel an mir haben, mögen sich abseits stellen und mit dem auseinandersetzen, was auch immer kommen mag, in dem festen Wissen, daß sie sich nur auf ihren eigenen Verstand und ihre eigenen Mittel verlassen können. Jene aber, die meiner Aufforderung zur Einheit des Clans nachkommen und ihr Schicksal mit meinem verbinden, werden die Acoma an ihrer Seite finden, welche Gefahr ihnen auch drohen mag. Denn, Mylords, wer auch immer glaubt, das Große Spiel wäre beendet, weil das Licht des Himmels es befiehlt, sollte sich von der Macht zurückziehen und einen Tempel aufsuchen, um dort um Gnade zu bitten. Denn dieser Mann ist ein Narr, und nur durch die Nachlässigkeit der Götter werden er und seine Familie die kommenden Zeiten überleben. Ich biete Euch eine bessere Chance«, schrie sie in einer Lautstärke, die sie bisher noch nicht angewandt hatte. »Ihr könnt so fortfahren wie bisher, ein kleiner Clan ohne besondere Aussichten. Oder ihr entfacht das Feuer von neuem, das unsere Ahnen einst benutzten, um ihren Weg zu erleuchten. Tasaio von den Minwanabi wird fallen, oder ich werde fallen. Wenn ich jedoch falle« – sie blickte dem Lord der Chekowara direkt ins Gesicht –, »glaubt Ihr nicht, daß er dann das Kaiserreich in einen Bürgerkrieg stürzen wird? Welche Familie ist groß genug, ihn aufzuhalten, jetzt, da die Omechan in Unehre gefallen sind?« Sie lehnte sich zurück und wurde leiser, und alle Zuhörer mußten sich nach vorn lehnen, um sie zu verstehen. »Doch wenn ich erfolgreich bin, wird eine der Fünf Großen Familien verschwinden. Eine andere Familie wird aufsteigen und ihren Platz einnehmen. Die meisten werden annehmen, daß die Anasati diese Ehre für sich beanspruchen oder vielleicht auch die Shinzawai. Doch das steht nirgendwo geschrieben. Ich könnte mir gut vorstellen, daß es die Acoma sind. Der Clan der aufsteigenden Familie wird ebenfalls an Bedeutung gewinnen, und die Verwandten dieses Herrschers werden zu den Mächtigen zählen« – sie schwenkte das Dokument in der Hand – »und zu den Reichen.«
Der alte Lord der Jinguai hatte sich während des gesamten Vorgangs nicht von seinem Platz erhoben, doch jetzt stand er auf. Sein Rücken mochte vom Alter gebeugt sein, aber seine Stimme klang fest, als er verkündete: »Mara! Ich ernenne Mara der Acoma zu meiner Clanlady!«
Ein anderer Lord stimmte in seinen Ruf ein, gefolgt von einem Chor anderer auf den oberen Galerien. Plötzlich schrien viele, und bestürzt erkannte Lord Benshai von den
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