Zeit des Aufbruchs
Narben behalten wird. Möglicherweise wird er ein wenig hinken, und es wird lange Zeit dauern, bis er die linke Hand wieder vollständig gebrauchen kann. Die Muskeln sind übel zugerichtet.«
»Tapferer Kevin.« Maras Stimme zitterte. »Er hat mich gerettet. Meine Dummheit hätte ihn beinahe umgebracht.«
Ihr Kommandeur berührte sie wieder, beinahe zärtlich. »Es ist eine Schande, daß der Mann ein Sklave ist«, meinte er mitfühlend. »Solcher Mut verdient nur höchste Ehren.«
Plötzlich schmerzte es Mara, die Luft zu atmen; sie drehte ihr Gesicht gegen Lujans Schulter und zitterte. Vielleicht weinte sie, lautlos in ihrem Unglück. Wenn ja, würde der Offizier, der sie tröstete, niemals ihre Schande der Öffentlichkeit preisgeben. Er begriff, daß ihre Qual nicht davon herrührte, daß sie nur knapp dem Hinterhalt in diesem kleinen Tal entronnen war, und seine Liebe und Hingabe würden niemals zulassen, daß er sich eingestand, daß seine Lady für einen Augenblick öffentlich ihre Schwäche verraten hatte. Die umstehenden Soldaten fanden schnell Aufgaben, denen sie sich widmen konnten, und ließen Mara den Moment der Entspannung.
Die Lady der Acoma weinte um Kevin, dessen kühner Geist ihren verzaubert hatte; und angesichts seiner Taten konnte sie schließlich nicht länger leugnen, daß er niemals ein Sklave gewesen war und niemals einer sein würde.
Sie würde ihn freilassen müssen, und das war innerhalb der Grenzen des Kaiserreiches von Tsuranuanni nicht möglich. Indem sie ihm gab, was ihm zustand, indem sie ihn als Mann anerkannte, würde sie ihn für immer verlieren. Gemäß dieser Erkenntnis zu handeln würde das Schwerste sein, was sie jemals getan hatte.
Es dauerte fast den ganzen Tag, bis sie sich nach dem Hinterhalt aus dem Wald wieder neu formiert hatten. Die Körper der erschlagenen Krieger mußten auf behelfsmäßige Sänften gelegt werden, damit sie zu Hause mit den entsprechenden Ritualen eingeäschert werden konnten. Die toten Feinde wurden als Futter für die Jagunas und andere Aasfresser zurückgelassen. Lujan schickte Kundschafter aus, die von dem vereinbarten Treffpunkt in dem kleinen Tal mit der Nachricht zurückkehrten, daß die Hanqu nirgendwo zu sehen waren.
Mara nahm die Nachricht, daß ihr geplantes Treffen mit Lord Xaltepo unmißverständlich eine Finte und höchstwahrscheinlich eine Intrige der Minwanabi gewesen war, schlecht auf. Sie war über die Maßen beunruhigt, und selbst in der Hitze war sie zu müde, um auszuharren. Sie sorgte sich inzwischen um mehr als nur Kevins Verletzungen.
»Tasaio schlägt nicht nur einmal zu«, klagte sie gegenüber Lujan, als leichte Düsternis über das von Fackeln erhellte Lager der Krieger fiel. »Auch wenn unsere Verletzten unter der Bewegung leiden werden, wir müssen unbedingt heute nacht zurückkehren.«
Ihr Kommandeur hielt sich nicht mit einer Diskussion auf, sondern begann, die Krieger aufzustellen und die Vorbereitungen zum Abmarsch zu treffen. Müde von der Schlacht und bandagiert erhielten die drei, die von Maras ursprünglicher Ehrengarde überlebt hatten, die Ehrenplätze an der Spitze des Zuges. Dann folgten Kevin und zwei andere Verletzte auf Tragen und nach ihnen die ehrenvoll Gestorbenen. Maras Träger lebten noch, doch weil sie auch schwere Bürden ohne Wackeln transportieren konnten, wurden sie für den Transport der Verletzten abgestellt. Die Lady der Acoma ging neben ihrem bewußtlosen Leibsklaven zu Fuß. Kevin hatte ein Mittel gegen seine Schmerzen erhalten und schlief tief. Sie hielt seine unverbundene Hand und schwankte zwischen tiefer Trauer und Wut.
Sie hatte die Warnungen, daß Tasaio möglicherweise Arakasis Netzwerk durchdrungen hatte, in den Wind geschlagen, hatte nur ihre wachsende Macht gesehen und sich von dem Gedanken verführen lassen, daß es ihr natürliches Recht war, wenn geringere Familien sie um ihre Gunst baten – jetzt, da sie Clanlady war. Nacoya hatte sie gewarnt. Keyoke war einer Auseinandersetzung mit ihr aus dem Weg gegangen; wahrscheinlich genau deshalb, um seine eigenen Vorkehrungen gegen das Desaster treffen zu können, das der Falle entsprang, die Tasaio aufgestellt hatte und in die sie törichterweise hineingelaufen war.
Siebenundzwanzig gute Krieger ihrer Ehrengarde waren tot. Lujan hatte weitere zwölf im Verlauf der Rettungsaktion verloren, und Kevin würde möglicherweise für den Rest seines Lebens hinken.
Der Preis war zu hoch.
Mara preßte ihre Hand zusammen, lockerte zu
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