Zeit des Aufbruchs
Docks sind beim Erdbeben zusammengebrochen.«
Ein Sklave erschien auf Maras Befehl und bückte sich, um Kenji beim Ablegen der Rüstung zu helfen. Die Wunde des Truppenführers blutete dunkelrot, und das Seidenpolster unter der polierten Rüstung war bereits mit Blut verschmiert. »Es gab Aufstände, Mylady.« Kenji keuchte, als die Brustplatte abgenommen wurde. Er war bleich und schwitzte vor Schmerzen, doch er fuhr mit ausgesuchten Worten fort. »Die Armen und das Fischervolk an den Docks begannen, die vertäuten Barken und in der Nähe gelegenen Geschäfte zu plündern.«
Mara warf einen besorgten Blick auf Jican, der schon vor einiger Zeit das scharlachrote Glühen der Flammen bemerkt hatte und entsprechend verheerende Folgen für den Handel vorausgesagt hatte.
»Einige der Lagerhäuser wurden aufgebrochen und ausgeraubt. Ein Teil des Mobs schwärmte in den kaiserlichen Bezirk aus, um vom Kriegsherrn Nahrung und Unterkunft zu verlangen.«
Mara bedeutete Kenji zu schweigen. »Ihr habt Eure Sache gut gemacht. Ruht Euch jetzt aus und laßt Eure Wunden versorgen.«
Doch der mitgenommene Truppenführer ließ sich nicht davon abhalten, beim Aufstehen seine Verbeugung zu machen. Als der Sklave warmes Wasser brachte, um die an den halbverschorften Wunden klebende Polsterung der Rüstung zu entfernen, sank er zurück und erduldete die Unannehmlichkeit mit der Lethargie völliger Erschöpfung.
Mara setzte sich hin und nahm die Hand ihres Offiziers. Sie blieb bei ihm, während seine Schulter versorgt wurde, und lauschte, als die Geräusche entfernter Unruhen sich mit dem Kratzen von Jicans Kreide vermischten. Auf den Bänken und Tischen waren Vorräte ausgebreitet, die für mehrere Tage reichen würden. Dreißig Krieger würden ausreichen, um die Tore gegen einen halb wahnsinnigen Mob im Zerstörungsrausch zu halten, nicht jedoch gegen eine Attacke feindlicher Truppen.
Schließlich, kurz vor der Morgendämmerung, als Kenji sich hingelegt hatte und schlief, beriet Mara sich mit Lujan, und ein Offizier wurde ausgewählt, Verstärkung von der nächsten Acoma-Garnison zu holen.
Lärm und Geschrei drangen durch die Läden herein, seltsam unpassend gegenüber dem verspielten Plätschern der Springbrunnen. Der Himmel glühte im Widerschein der Feuersbrünste, und die Straßen waren für niemanden sicher. Als Lujan seinen Boten aus dem Tor ließ, meinte er sorgenvoll beim Abschied: »Beten wir zu den Göttern, daß unsere Feinde ebensolche Probleme haben wie wir.«
»Ja«, murmelte Mara. »Beten wir darum.«
Zwei
Neuordnung
Die Trompeten ertönten.
Der Klang war eine willkommene Abwechslung, nachdem zwei Tage lang die Tore verschlossen gewesen waren und Soldaten der Acoma im Garten, im Innenhof und sogar auf den Korridoren im Erdgeschoß gelagert hatten. Mara legte die Buchrolle beiseite, die sie vergeblich zu lesen versucht hatte. Ihre Nerven fühlten sich an wie überstrapazierte Sehnen, sie reagierten auf die leichteste Bewegung, auf das kleinste Geräusch. In dem spontanen Gedanken, sich verteidigen zu müssen, war sie ohne nachzudenken bereits in die Höhe geschossen, bevor noch die diensthabenden Wachen ihre Schwerter aus den Scheiden gezogen hatten.
Dann meldete sich ihre Vernunft. Ein Angriff würde nicht mit einer Fanfare angekündigt werden, und er würde auch nicht im hellen Licht des Mittags stattfinden. Trompeten konnten nur das Zeichen sein für den lange überfälligen Ruf zur Ratsversammlung – oder eine andere kaiserliche Verfügung. Dankbar, daß das Warten ein Ende hatte, ging Mara zur Treppe.
Arakasi hatte in der Zwischenzeit keine neuen Informationen sammeln können. Mara hatte sich auf die Gerüchte verlassen müssen, die sie von den entsprechenden Händlern erhielten, wenn sie Münzen über die Mauer warfen, doch die Neuigkeiten waren viel zu spärlich angesichts der gewaltigen Ereignisse. Wie ein Lauffeuer hatte sich in der Nacht zuvor die Nachricht von Almechos rituellem Selbstmord verbreitet. Es ging auch das seltsame Gerücht, daß die Versammlung der Magier Milamber seines Ranges enthoben und ihn als Ausgestoßenen verbannt hätte. Wenig verläßliche Quellen behaupteten dagegen, daß der barbarische Magier die gesamte Versammlung ausgelöscht hätte. Diese Version bezweifelte Mara; ihr Geist schreckte vor der Vorstellung einer Macht zurück, die ausgereicht hatte, einen solchen Sturm zu entfachen wie den, der die Arena vernichtet hatte.
Kevin hatte sich ungefragt eingemischt und
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