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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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werde Euch eine Liste zusammenstellen, bevor ich gehe. Wenn etwas Neues im Palast geschehen sollte, gibt es Agenten, die mir Fragen beantworten können. Jetzt rate ich erst einmal zur Vorsicht, trotz des kaiserlichen Friedens. Viele Straßen sind von Trümmern versperrt. Die Priester der Zwanzig Orden haben ihre Tempel für die Obdachlosen geöffnet, doch da der Handel an den Docks zusammengebrochen ist, sind Nahrungsmittel knapp. Es gibt viele hungrige, verzweifelte Leute, die genauso gefährlich sind wie Attentäter. Die Aufräum-und Reparaturarbeiten am Ufer haben heute morgen begonnen, doch bis die Märkte wieder geöffnet sind, wird es auf den Straßen gefährlich sein.«
    Mara wies mit einer reuigen Geste auf ihre Füße, die immer noch mit Tüchern umwickelt waren. »Ich kann ohnehin nicht ausgehen, solange meine Sänfte nicht ersetzt ist.«
    Arakasi erhob sich, reckte sich leicht, streckte und verdrehte die Hände, bis die Knöchel knackten. Mara betrachtete ihn aufmerksam. Der Schnitt an der Wange heilte, doch ansonsten sah er sehr mitgenommen aus. »Wie lange ist es her, daß Ihr geschlafen habt?«
    »Ich habe nicht geschlafen«, erwiderte der Supai. »Es gibt zu viel zu tun.« Mit schwachem Ekel nahm er den abgelegten Kittel auf. »Mit Eurer Erlaubnis, Mylady, werde ich mir diesen Handkarren ausleihen und Eure Wachen und den Hadonra suchen. Die Märkte mögen noch geschlossen sein, doch ich habe eine Idee, wo Jican Gemüse kaufen könnte.« Sein Kopf verschwand kurz hinter dem zerknitterten, schmutzigen Stoff, als er den Kittel wieder über sein Hausgewand zog. Mit struppigen Haaren, schiefem Blick und durch und durch das Abbild des wettergegerbten Feldarbeiters, fügte er hinzu: »Der Preis wird allerdings ziemlich hoch sein.«
    »Dann wird Jican Euch nicht gerade einen Gefallen dafür schulden. Seid vorsichtig«, mahnte Mara.
    Arakasi verbeugte sich und schritt unter dem Bogen hindurch, der ins Haus führte. Sofort wurde er unsichtbar, doch seine Stimme kam weich aus dem Schatten. »Ihr bleibt?« Dann, nach einer Pause: »Das dachte ich mir.«
    Dann war er plötzlich verschwunden.
    Kevin betrachtete seine Herrin in dem grünlichen Licht, das durch die Bäume fiel. »Du läßt dich nicht überreden, nach Hause zu Ayaki zu gehen?« Er fragte auch im eigenen Interesse, denn hinten in seinem Kopf verspürte er die Notwendigkeit, Patrick und seinen anderen Landsleuten die Neuigkeiten mitzuteilen, die seit den Spielen auf seiner Brust lasteten: Borric und Brucal vernichtet, das Königreich ungeschützt gegenüber den Eindringlingen.
    Einen Augenblick wirkte Mara verärgert. »Ich kann nicht nach Hause gehen. Nicht, wenn so viele Veränderungen im Gange sind. Ich muß in der Nähe der Macht bleiben, egal, in welche Hände sie fällt. Ich werde nicht zulassen, daß das Haus Acoma zermalmt wird als Folge der Entscheidungen anderer Männer. Wenn wir in Gefahr sind, werde ich meinen Sohn bis zum letzten Atemzug verteidigen, doch ich werde handeln.«
    Ihre Hände lagen verkrampft auf der Steinbank. Sanft nahm Kevin sie in seine eigenen. »Du hast Angst«, bemerkte er.
    Sie nickte, was für sie ein bedeutendes Zugeständnis war. »Ich kann gegen eine Intrige der Minwanabi oder eines anderen feindlichen Lords vorgehen. Es gibt aber zwei Mächte im Kaiserreich, vor denen ich mich unhinterfragt verbeugen muß, und eine oder beide sind hier im Spiel.«
    Kevin mußte nicht daran erinnert werden, daß sie den Kaiser und die Magier meinte. Als ihr Blick sich verdüsterte und ins Leere zu gehen schien, wußte der Midkemier, daß sie auch um ihren Sohn fürchtete.

    Drei weitere Tage vergingen. Von den Straßen wehte das Stampfen marschierender Soldaten herüber und das Quietschen der Karren, in denen die Trümmerstücke und Leichen weggeschafft wurden. Mara wartete und beschäftigte sich mit den Berichten Arakasis, die auf unterschiedlichste Weise und nur nachts zu den merkwürdigsten Zeiten hereinkamen. Kevin bemerkte lakonisch, daß der Supai eine Schwäche dafür hätte, ihr Liebesleben zu stören, doch in Wahrheit bot die Langeweile dem Paar viel Zeit für Entspannung. Kevins Vorhersage, daß der Kaiser die Herrschaft über das Kaiserreich übernehmen würde, erwies sich als teilweise richtig, doch in der Politik wurde mehr als ein Spiel gespielt, und Arakasi richtete all sein Bemühen darauf, die Hände zu enthüllen, die an den entscheidenden Fäden zogen.
    Im Laufe der Zeit, als die Ratsmitglieder darum kämpften, in

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