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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Arbeitszimmer konnte sie den Läufer sehen, der die vom Kaiserlichen Hochweg abzweigende Straße entlangrannte. Der muskulöse junge Mann trug nur einen Lendenschurz und eine rote Kopfbedeckung, die ihn als Mitglied der offiziellen Botengilde auswies. Obwohl die Gilden nicht die Macht eines größeren Hauses besaßen, verfügten sie über genügend Sanktionen, um ihren Kurieren auf ihren Wegen durch das Kaiserreich Schutz garantieren zu können.
    Als der Läufer die Vordertür des Herrenhauses erreicht hatte, humpelte Keyoke auf der Krücke herbei, um ihn zu begrüßen. »Für die Lady der Acoma«, rief der Bote.
    Der Kriegsberater nahm das versiegelte Pergament entgegen und reichte dem Boten seinerseits eine Perlmuttmünze mit dem Siegel der Acoma, die ihm als Beweis dafür diente, daß er seine Aufgabe erfüllt hatte.
    Der Läufer verbeugte sich respektvoll. Er blieb nicht für eine Erfrischung, sondern drehte sich sofort wieder um und rannte die Straße nur wenig langsamer wieder zurück.
    Mara sah ihm mit einem unguten Gefühl nach. Kuriere der Roten Gilde waren nur selten Überbringer angenehmer Nachrichten. Als Keyoke in ihrem Arbeitszimmer ankam, griff sie beklommen nach der Botschaft.
    Wie sie gefürchtet hatte, trug das Pergament das Siegel der Anasati. Noch bevor sie die Nachricht gelesen hatte, wußte sie, daß das Schlimmste eingetreten war: Tecuma war tot.
    Keyoke stand in der Tür und sah sie besorgt an. »Ist der alte Lord gestorben?«
    »Nicht unerwartet.« Mara seufzte, als sie die kurze Mitteilung auf den Tisch legte. Ihr Blick fiel auf die Berichte über den blühenden Seidenhandel, die noch vor wenigen Minuten ihre Geduld strapaziert hatten; jetzt jedoch schienen sie ihr wie ein Zufluchtsort vor den kommenden Schwierigkeiten zu sein, und sie sehnte sich danach, zu ihnen zurückkehren zu können. »Ich fürchte, wir werden Nacoyas Rat benötigen.«
    Mara beauftragte eine Dienerin, die Dokumente aufzuräumen; dann führte sie den Kriegsberater durch das Herrenhaus zur Kammer gegenüber dem Kinderzimmer. Die alte Frau hatte diesen Raum hartnäckig verteidigt und auch dann nicht aufgegeben, als die Ernennung zur Ersten Beraterin ihr das Recht auf ein besseres Gemach gegeben hatte.
    Als Mara ihre Hand an den mit Blumen bemalten Laden am Eingang legte, rief eine nörgelnde Stimme von drinnen: »Geht weg! Ich will nichts haben!«
    Die Lady der Acoma blickte hoffnungsvoll ihren Kriegsberater an, der jedoch schüttelte nur den Kopf. Eher hätte er auf dem Schlachtfeld einen todesmutigen Ausfall unternommen, als daß er jetzt als erster das Zimmer der alten Frau betreten würde.
    Mara seufzte, schob den Laden zur Seite und zuckte zusammen, als von den aufgestapelten Decken und Kissen auf der Matratze ein wütender Aufschrei zu ihnen drang.
    »Mylady!« sagte Nacoya scharf. »Vergebt mir, ich hielt Euch für den Diener des Heilers, der mir irgendwelche Mittel bringen will.« Sie schniefte, rieb sich die gerötete Nase und fügte dann hinzu: »Ich brauche keine Besucher, die mir ihr Mitleid schenken wollen.« Die alte Frau war bettlägerig, sie hatte Fieber und Schmerzen in der Brust, und ihr Ärger ging in einem kräftigen Hustenanfall unter. Die weißen Haare standen in einzelnen Strähnen ab, und die Augen waren rot umrändert in einem Gesicht, das wie zerknittertes, feuchtes Pergament aussah. Die Hände auf der Bettdecke waren von einer niederschmetternden Zerbrechlichkeit. Trotzdem brachte Nacoya bei Keyokes Anblick einen ordentlichen Wutausbruch zustande. »Mistress! Ihr
    habt ein grausames Herz, einen Mann an das Bett einer kranken Frau mitzunehmen, und noch dazu ohne Warnung!« Die Erste Beraterin wurde vor Scham über die Situation tiefrot, doch sie war zu halsstarrig und stolz und wendete ihr Gesicht nicht ab. Ihr wilder Blick heftete sich jetzt auf Keyoke. »Ihr alter Krieger! Ihr solltet klug genug sein und es besser wissen! Ich werde nicht dulden, daß ich so angestarrt werde.«
    Mara kniete sich neben ihre Erste Beraterin, das Mitgefühl, das die alte Amme so entschieden verschmähte, tief in ihrem Herzen verborgen. In Nacoyas Alter war selbst eine kleine Krankheit gefährlich, wie die heutige Neuigkeit ihnen gezeigt hatte. Früher hatte sich hinter Nacoyas zerbrechlicher Erscheinung die Unverwüstlichkeit einer Peitschenschnur verborgen, eine Zähigkeit, die sie beinahe unzerstörbar wirken ließ. Doch jetzt, da sie elendig mit einer Erkältung im Bett lag, im Lauf der Jahre zu einer bloßen

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