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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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hatte; sich eine Zeit ohne sie vorzustellen war freudlos und schien unwirklich. Obwohl sie bereits einmal über das Thema gesprochen hatten, hatte sie jede Entscheidung, jegliches Handeln bisher beiseite geschoben. Doch der Mantel der Herrscherin zwang sie jetzt, sich der bitteren Wahrheit zu stellen.
    Nur Nacoya konnte eine solche Situation gelassen regeln. »Ich bin alt, Tochter meines Herzens. Selbst an warmen Tagen spüre
    ich die Kälte in meinen Knochen, und meine Pflichten lasten immer mehr auf meinem schwachen Fleisch. Laßt den Tod nicht zu mir kommen ohne die Gewißheit, daß Ihr einen ordentlichen Ratgeber an Eurer Seite habt.«
    »Der Rote Gott wird Euch so schnell nicht holen«, sagte Kevin mit einem Grinsen. »Ihr seid noch viel zu gemein.«
    »Lästert die Götter nicht«, blaffte Nacoya, doch ihre faltigen Lippen zuckten, als sie ein Lächeln hinter einem Hustenanfall verbarg. Sie mochte sich bemühen, den Barbar nicht zu mögen, doch er war gutaussehend genug, um ihm vieles zu verzeihen –und seine Loyalität gegenüber Mara war über jeden Zweifel erhaben.
    Mara schaltete sich wieder ein. »Keyoke könnte –«
    Doch der hart vom Leben getroffene ehemalige Krieger unterbrach sie mit einer Sanftheit, die seine Soldaten niemals kennengelernt hatten. »Ich bin beinahe so alt wie Nacoya, Mara.« Er sprach den Namen mit einer Zuneigung aus, der es nicht an Respekt fehlte. »Ich diente Eurem Vater gern und habe den Acoma mein Schwert und mein Bein gegeben. Ihr habt meinem Leben einen Sinn verliehen, der weit über alle Hoffnungen meiner Jugend hinausgeht. Doch ich werde nicht zulassen, daß Ihr einen Schwachen fördert.« Seine Stimme wurde ernst. »Ich weise die Ehre, Nacoyas Mantel zu tragen, zurück. Ihr braucht einen starken, scharfsinnigen Geist und junges Blut an Eurer Seite, damit Ihr auch dann, wenn wir nicht mehr sind, klug beraten werdet.«
    Maras Griff um Nacoyas Hand lockerte sich nicht, und ihre Schultern blieben steif. Kevin atmete tief ein und setzte zu einer Antwort an, doch eine stille Berührung Keyokes hielt ihn zurück.
    »Wenn ein Kommandeur seine jungen Offiziere ausbildet, ist er ein Narr, wenn er sie verhätschelt oder zuviel Weichheit zeigt«, erklärte Keyoke deutlich. »Lady, die Anforderungen an einen Berater gehen über blinden Gehorsam hinaus: Er muß begreifen, was notwendig für das Wohl des Hauses ist, und er muß außerdem den Willen besitzen, das Große Spiel zu spielen. Ich hatte
    niemals Zeit für Kinder. Wollt Ihr mir oder Nacoya die Möglichkeit vorenthalten, unseren Nachfolger auszubilden? Ein solcher könnte die Freude werden, die meine letzten Jahre bereichert, ja sogar der Sohn, den ich niemals hatte.«
    »Oder die Tochter?« fragte Mara spielerisch, obwohl ihre Stimme bebte.
    Keyoke zog die Mundwinkel leicht nach oben; selten kam er einem Lächeln so nahe wie jetzt. »Das seid Ihr bereits, Lady.«
    Mara betrachtete abwechselnd ihn und Nacoya. Die Augen der alten Frau glänzten, aber nicht vom Fieber. Sie sah Keyoke an und hatte den Eindruck, als hätten die beiden sich heimlich verschworen. Maras Verwirrung mündete in den Verdacht, daß die Angelegenheit zwischen ihnen ausgiebig besprochen worden war – ohne sie. »Ihr habt bereits eine Idee, alter Stratege.«
    »Da ist ein Mann«, gestand Keyoke. »Ein Krieger mit einem schnellen Schwert, der sich jedoch als normaler Soldat nicht besonders gut macht, weil er zuviel denkt.«
    »Er bringt andauernd seine Offiziere in Verlegenheit, und er kann seine Zunge nicht im Zaum halten«, schloß Kevin laut. »Kenne ich ihn?«
    Keyoke beachtete ihn nicht weiter, sondern sah Mara unverwandt an. »Er hat Euch gut gedient, auch wenn die meisten seiner Pflichten mit den weit weg liegenden Besitztümern zu tun hatten. Sein Cousin –«
    »Saric«, unterbrach Mara, trotz ihrer unglücklichen Stimmung fasziniert. »Lujans Cousin? Der mit dem schnellen Mundwerk, den Ihr fortgeschickt habt, weil die beiden zusammen –« Sie brach ab und lächelte. »Ist es Saric?«
    Keyoke räusperte sich. »Er hat einen sehr phantasievollen Geist.«
    »Mehr als das, Mylady«, fügte Nacoya hinzu und kämpfte gegen ihre belegte Stimme an. »Der Mann ist verteufelt klug. Er vergißt niemals ein Gesicht oder ein Wort, das in seiner Gegenwart gesprochen wird. In mancher Hinsicht erinnert er mich an Lujan und Arakasi zusammen.«
    Obwohl sie Saric nur kurz getroffen hatte, erinnerte Mara sich an den jungen Mann. Er hatte etwas Charmantes an sich,

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