Zeit des Mondes
Telefon im Gang mit der Schule sprechen.
„Seine Schwester …“, hörte ich ihn sagen. „Ja, das ist alles so viel auf einmal … ein Erschöpfungszustand … Ja, ja.“
Ich zog alte Jeans an. Ich rührte in der grünen Farbe, die er für die Esszimmerwände brauchen würde, und legte alte Leintücher auf den Boden.
„Was soll ich tun?“, fragte ich, als er die Sprossen der Leiter hinaufstieg.
Er zuckte mit den Schultern. Er sah zum Fenster hinaus.
„Wie wäre es, wenn du diesen Dschungel ein bisschen lichten würdest“, sagte er. Er lachte. „Zieh dich zuerst mal richtig an. Und nimm dich in Acht vor Tigern.“
Ich zog ein Paar alte Handschuhe an. Die Stängel, die sich nicht brechen ließen, schnitt ich mit einer alten Schere ab. Mit einem Spaten grub ich tief in die Erde, um an die Wurzeln heranzukommen. Disteldornen stachen in meine Haut. Ich war ganz voller grünem Pflanzensaft. An der Hauswand häufte ich das Unkraut und die Steine auf. Spinnen baumelten an mir, vom Kopf und von den Kleidern. Glänzend schwarze Käfer trippelten von mir weg. Tausendfüßer bohrten sich in den lockeren Boden hinein. Im Laufe des Morgens rodete ich ein schönes Stück Land. Papa kam heraus und wir tranken zusammen Saft. Wir saßen an der Hauswand und beobachteten, wie Amseln dorthin flogen, wo ich gearbeitet hatte. Sie pickten in den Boden, sammelten Würmer und Insekten für ihre Jungen und flogen über die Gärten und Dächer zu ihren Nestern.
Wir sprachen darüber, was wir hier draußen alles haben wollten: einen Teich, einen Springbrunnen, einen Platz, wo Mama sich in die Sonne legen konnte, und einen, wo der Laufstall des Babys hinpasste.
„Sobald sie krabbeln kann, müssen wir den Teich zudecken“, sagte er. „Denn ich will nichts Gefährliches in ihrer Nähe.“
Wir gingen wieder an die Arbeit.
Meine Arme taten weh und meine Haut brannte. Staub und Pollen klebten mir in der Nase und im Hals. Ich kroch durch das Unkraut und grub in der Erde und riss und zog an den Stängeln. Ich stellte mir vor, das Baby krabble hier draußen herum. Es war kräftig und hörte nicht auf zu kichern und auf die Vögel zu zeigen. Dann sah ich, wie nahe ich an unsere Garage herangekommen war, und ich dachte an den Mann dort drinnen, wie er einfach nur dasaß, wie er nur darauf zu warten schien zu sterben.
Ich stand auf und ging zur Garagentür. Ich horchte. Es war nichts zu hören, nur das übliche Trippeln und Kratzen.
„Du kannst nicht einfach dasitzen!“, rief ich. „Du kannst nicht einfach dasitzen, als ob du darauf warten würdest zu sterben!“
Es kam keine Antwort. Ich horchte.
„Das kannst du nicht!“, sagte ich.
Keine Antwort.
Am Nachmittag gingen wir ins Krankenhaus. Als wir mit dem Auto aus unserer Straße hinausfuhren, sah ich Mina im Baum in ihrem Garten sitzen. Sie hatte ein Notizbuch im Schoß und schrieb oder zeichnete. Sie schaute zu uns und winkte, aber sie lächelte nicht.
„Seltsames Mädchen“, sagte Papa.
„Ja“, murmelte ich.
Das Baby war wieder in einem Glaskasten. Drähte und Schläuche steckten in ihm. Es schlief fest.
Mama sagte, es gehe bestimmt alles gut. Die Ärzte hatten ihr gesagt, das Baby könne in ein, zwei Tagen wieder nach Hause.
Wir schauten von oben durch das Glas zu ihm hinein und Mama legte den Arm um mich. Sie sah die Kratzer auf meiner Haut. Sie bat die Schwestern, ihr eine Creme zu bringen, und rieb mich sanft damit ein.
Das Baby wachte auf, sah mir direkt in die Augen und verzog das Gesicht, als ob es lächle.
„Siehst du?“, sagte Mama. „Es wird gesund werden. Uns zuliebe. Nicht wahr, mein kleines Küken?“
Es schloss wieder die Augen. Mama sagte, sie bleibe diese Nacht bei ihm im Krankenhaus. Papa und ich gingen nach Hause.
„Wieder 27 und 53?“, fragte er, als wir heimwärts fuhren.
„Ja“, sagte ich.
„Prima“, sagte er. „Arbeiten wir noch ein bisschen weiter, dann kannst du später beim Chinesen vorbeigehen.“
Wir fuhren in unsere Straße. Mina saß auf der niedrigen Mauer vor ihrem Vorgarten und las ein Buch. Sie beobachtete uns, als wir anhielten, als wir auf unsere Haustür zugingen. Ich winkte ihr und sie lächelte.
„Mach eine Pause“, sagte Papa. „Du kannst den Garten morgen fertig machen. Geh. Geh Mina besuchen.“
15
„Könnte sein, das Baby stirbt nicht“, sagte ich.
„Das ist gut“, sagte Mina.
Ich setzte mich neben sie auf die Mauer.
„Du warst heute nicht in der Schule“, sagte sie.
„Es ging mir nicht
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