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Zeit des Mondes

Zeit des Mondes

Titel: Zeit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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geschwollen.
    „Arthritis“, sagte ich.
    „Richtig. Arthur. Aber ich habe zwei neue Hüften bekommen und werde bald tanzen, und damit zeige ich ihm, wer der Chef ist. Wenigstens für eine Weile.“
    „Ich habe einen Freund mit Arthritis“, sagte ich.
    „Der Arme.“
    „Was kann ihm helfen?“
    „Na ja, in der Regel siegt Arthur am Ende. Aber inzwischen schwören einige Leute auf Lebertran und positives Denken. Bei mir sind es Gebete zur Mutter Gottes und Doktor MacNabola mit seiner Schere und seiner Säge und seinen Plastikteilen und seinem Klebstoff.“
    Sie blinzelte mir zu.
    „Bleib in Bewegung. Das ist das Wichtigste. Beweg die alten Knochen. Lass nicht alles sich festfressen.“
    Sie schlurfte weiter und summte „Lord of the Dance“.
    Ich folgte den Zeichen zur Station 34. Ich schaute in die Station hinein. Dort standen viele Betten einander gegenüber. Einige Patienten übten sich mit Gehhilfen fortzubewegen. Einige lagen im Bett, lächelten und strickten und zuckten zusammen, wenn sie einander quer durch den Raum etwas zuriefen. Einige lagen erschöpft da, mit Schmerzen.
    Weiter weg, am anderen Ende der Station, versammelte sich eine Gruppe von Ärzten und Studenten in weißen Kitteln um einen Mann in Schwarz. Er sprach und sie kritzelten in ihre Notizbücher. Er ging mit großen Schritten durch die Station und sie folgten ihm. Er zeigte auf Patienten und sie nickten und winkten. Er blieb an mehreren Betten stehen und lächelte einen Augenblick, als er den Patienten zuhörte. Er schüttelte einer Krankenschwester die Hand und ging schnell auf die Tür zu. Ich stand dort, als sich die Gruppe mir näherte.
    „Entschuldigen Sie“, sagte ich.
    Der Mann in Schwarz ging weiter.
    „Doktor MacNabola“, sagte ich.
    Er blieb verwundert stehen und schaute auf mich herunter. Die Ärzte und die Studenten bildeten einen großen Kreis um mich herum.
    „Was ist gut gegen Arthritis?“, sagte ich.
    Er blinzelte und grinste.
    „Die Nadel“, sagte er.
    Er tat, als ob er eine große Spritze gebe.
    „Eine Injektion tief hinein, genau ins Gelenk.“
    Er zuckte zusammen, tat, als ob er Schmerzen habe, und die Ärzte und Studenten kicherten.
    „Dann noch die Säge“, sagte er. Er ahmte Sägebewegungen nach, atmete schwer und verzog vor gespielter Qual das Gesicht.
    „Teile herausschneiden und neue Teile einfügen“, sagte er.
    Er tat, als ob er eine Nadel einfädle, dann nähe.
    „Zunähen – und alles ist wie neu“, sagte er.
    Er seufzte vor Erleichterung, als ob alle Schmerzen weg seien.
    Er neigte sich zu mir.
    „Bist du ein Leidender, junger Mann?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ein Freund.“
    Der Arzt richtete sich auf.
    „Dann sag deinem Freund, er soll zu mir kommen. Ich werde ihn ins Gelenk piksen, seine Knochen zersägen, ihn zusammenflicken und ihn beinahe wie neu nach Hause schicken.“
    Die Ärzte kicherten wieder.
    „Andernfalls“, sagte er, „gibt es einen einfachen Rat. Bleib fröhlich. Gib nicht auf. Vor allem, bleib aktiv. Nimm Lebertran. Erlaube deinen Gelenken nicht einzurosten.“
    Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    „Noch etwas?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er schaute die Ärzte um mich herum an. „Sonst noch ein Rat für den Freund des jungen Mannes?“
    Sie schüttelten die Köpfe.
    „Dann lassen Sie uns weitermachen“, sagte er und ging mit großen Schritten in den Gang.
    Ich stand da und dachte nach.
    „Suchst du jemanden?“, sagte eine Krankenschwester.
    „Nein.“
    Sie lächelte. „Er ist wirklich ein guter Arzt“, sagte sie. „Aber er gibt gern an. Sag deinem Freund: Bleib in Bewegung und versuch zu lächeln. Mach es Arthur nicht leicht.“
    Ich rannte zum Lift zurück und zurück zur Babystation. Mama und Papa saßen Hände haltend da und schauten auf das Baby.
    „Hallo“, sagte Mama.
    Sie versuchte zu lächeln, aber ihre Stimme klang matt, und ich konnte sehen, dass sie geweint hatte.
    „Hallo.“
    „Du bist eine ganze Weile weg gewesen.“
    „Alle diese chinesischen Fertiggerichte“, sagte Papa und versuchte uns zum Lachen zu bringen.
    „Lebertran“, sagte sie. „Der wird dir guttun.“
    Sie hielt mich fest.
    „Du bist mein liebster Junge“, flüsterte sie. „Was immer passiert, du wirst immer mein liebster Junge sein.“
    Zu Hause, als Papa sich darauf vorbereitete, im Wohnzimmer weiterzuarbeiten, nahm ich eine Flasche helles Bier aus dem Kühlschrank und versteckte sie mit meiner Taschenlampe hinter der Garagentür. Ich holte

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