Zeit des Mondes
setzte mich auf den Boden, mit dem Rücken gegen die mit Brettern vernagelte Garage. Ich wollte, dass sie gingen. Ich wollte, dass sie blieben. Ich wollte, dass ich spielen konnte wie früher. Ich wollte, dass alles so wäre wie früher.
Leakey kniete sich neben mich und ich konnte spüren, dass es ihm leidtat.
„Das Baby ist krank“, sagte ich. „Wirklich krank. Der Arzt sagt, ich sei in einem Erschöpfungszustand.“
„Ja“, sagte er. „Ja, ich weiß. Es tut mir leid.“
Coot kickte den Ball immer wieder gegen die Bretter.
„Lass das“, sagte ich. „Sonst bricht sie zusammen.“
Er kicherte.
„Oh, wirklich?“
Er machte weiter.
„Lass das“, sagte ich.
Ich stand auf und packte ihn am Genick. „Hör auf.“
Er kicherte wieder.
„Was lassen, Michael?“, fragte er mit einer hohen Mädchenstimme.
Ich schubste ihn gegen die Garage. Ich schlug mit der Hand auf die Bretter neben seinem Kopf.
Er zwinkerte Leakey zu. „Verstehst du, was ich meine?“, sagte er.
Ich schlug noch einmal auf die Bretter neben seinem Kopf. Es krachte laut und die ganze Garage vibrierte. Coot sprang zur Seite. Wir starrten auf die Bretter.
„Verflucht“, sagte Leakey.
Es krachte noch einmal und bebte, und dann war es still.
Ich öffnete die Gartentür und wir schlichen hinein. Wir starrten in die dunkle Garage. Der Staub fiel, dichter als je zuvor. Es krachte noch einmal.
„Verflucht“, sagte Coot.
„Ich hole lieber Papa“, sagte ich.
28
Mit einem kleinen Hammer und langen dünnen Nägeln nagelte er ganz vorsichtig ein paar Bretter quer über die Tür. Die Garage vibrierte, während er arbeitete. Er sagte, wir sollten wegbleiben.
Wir standen in der Wildnis, guckten zu und schüttelten die Köpfe.
Mit schwarzer Farbe schrieb er auf die Bretter: GEFAHR . Er brachte uns Cola und Bier für sich und wir setzten uns an die Hauswand und schauten auf die Garage.
„Allmählich Zeit, sie zu sichern, was?“, sagte Papa.
„Mein Onkel ist vom Bau“, sagte Coot. „Er baut ständig Garagen und Anbauten und all so was.“
„Ja?“, sagte Papa.
„Er würde Ihnen raten, reißen Sie das Ganze ab und bauen Sie es neu.“
„Ja?“
„Ja. Manche Leute kämpfen darum, etwas zu erhalten, was schon lange hätte abgerissen werden sollen.“
Ich schaute die Garage an, stellte mir vor, sie sei weg, und sah die große Leere, die dann an dieser Stelle wäre.
„Ja“, sagte Coot wieder. „Er sagt, am besten fängt man solche Aufträge mit einem gewaltigen Vorschlaghammer und einem riesengroßen Container an.“
Er trank seine Cola. Die Amsel flog zum Rand des Garagendachs und blieb dort sitzen. Ich wusste, sie würde die Wildnis beobachten und nach Käfern und dicken Würmern für ihre Jungen suchen.
„Sie will, dass wir weggehen“, sagte ich.
Coot tat so, als wären sein Zeigefinger und sein Daumen eine Pistole. Er visierte den Vogel an, als ob er ziele.
„Treffer“, sagte er, und seine Hand zuckte zurück, als ob er geschossen hätte.
Papa sagte zu Leakey und Coot, es sei schön, sie wiederzusehen. „Michael ist schon ganz trübsinnig geworden“, sagte er. „Kicken mit seinen Klassenkameraden ist genau das, was der Arzt verordnet hat.“
„Aber nicht gegen die Garage“, sagte Leakey.
„Ja, nicht gegen die verflixte Garage.“
Wir nahmen den Ball und gingen durch das Haus wieder in die vordere Straße. Mina war nicht da. Jetzt spielte ich besser, aber ich musste mich immer wieder nach dem leeren Baum umdrehen. Ich stellte sie mir vor, allein mit Skellig in dem dunklen Haus.
Ich merkte, dass sie über mich lachten.
„Vermisst du sie schon?“, sagte Coot.
Ich schaute auf, versuchte zu grinsen. Ich setzte mich auf unsere Gartenmauer.
„Wer ist sie überhaupt?“, fragte Leakey.
Ich zuckte mit den Schultern. „Sie heißt Mina.“
„In welche Schule geht sie?“
„Sie geht nicht zur Schule.“
Sie sahen mich an.
„Wie kommt das?“, fragte Leakey.
„Schwänzt sie?“, fragte Coot.
„Ihre Mutter unterrichtet sie“, sagte ich.
Sie schauten mich wieder an.
„Verflucht noch mal“, wunderte sich Leakey. „Ich dachte, man muss zur Schule gehen.“
„Stell dir das bloß vor“, sagte Coot.
Sie stellten es sich eine Zeit lang vor.
„Glückspilz“, sagte Leakey.
„Braucht wohl keine Schulkameraden, was?“, sagte Coot. „Und wer möchte schon gern den ganzen Tag daheim hocken?“
„Sie glauben, Schulen hinderten dich am Lernen“, sagte ich. „Sie glauben, die Schulen
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