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Zeit des Mondes

Zeit des Mondes

Titel: Zeit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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versuchten alle Menschen gleichzumachen.“
    „Das ist Quatsch“, sagte Coot.
    „Ja“, sagte Leakey. „In der Schule lernt man ununterbrochen.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“
    „Bist du deshalb nicht mehr gekommen?“, fragte Leakey. „Und kommst du deshalb nicht wieder in die Schule? Du lässt dich von der Mutter der Kleinen unterrichten, ja?“
    „Natürlich nicht“, sagte ich. „Aber einiges bringen sie mir schon bei.“
    „Was zum Beispiel?“
    „Zum Beispiel mit Ton modellieren. Und manches über William Blake.“
    „Wer ist das?“, sagte Coot. „Ist das der Typ mit der Metzgerei in der Stadt?“
    „Er sagte, die Schule vertriebe jede Freude“, sagte ich. „Er war Maler und Dichter.“
    Sie schauten einander an und grinsten. Leakey konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich spürte, dass mein Gesicht brannte.
    „Hört mal“, sagte ich. „Ich kann euch nichts Bestimmtes sagen. Aber die Welt ist voller wunderschöner Dinge.“
    Coot seufzte, schüttelte den Kopf und prellte den Ball zwischen seinen Knien hin und her.
    „Ich habe sie gesehen“, sagte ich.
    Leakey starrte mich an.
    Ich stellte mir vor, dass ich ihn durch die GEFAHR -Tür mitnähme, mitnähme zu Skellig, ihm Skellig zeigte. Einen Augenblick lang hätte ich ihm am liebsten erzählt, was ich gesehen hatte und was ich berührt hatte.
    „Da ist sie“, sagte Coot.
    Wir drehten uns um, und da war Mina, die gerade wieder auf den Baum kletterte.
    „Das Affenmädchen“, sagte Leakey.
    Coot kicherte.
    „He!“, sagte er. „Vielleicht hat Rasputin mit dem Evolutionszeug Recht. Er könnte kommen, sie beobachten und sehen, dass es überall um uns herum noch immer Affen gibt.“

29
    Ihr Blick war ziemlich kühl, als sie mich vom Baum herab anschaute. Ihre Stimme war spöttisch und leiernd:
    „Zum Glück blieb mir jede Schule erspart,
verschont bin ich von der Gelehrten Dummheit aller Art.“
    „Du hast keine Ahnung. Wir verschwenden nicht unsere Zeit und meine Freunde sind keine Dummköpfe.“
    „Ha!“
    „Oh ja“, sagte ich. „Du hast keine Ahnung. Du denkst, du bist etwas Besonderes, aber du bist genauso unwissend wie alle anderen. Du weißt vielleicht etwas über William Blake, aber von den gewöhnlichen Leuten weißt du nichts.“
    „Ha!“
    „Ja. Ha!“
    Ich starrte auf meine Füße. Ich pulte an meinen Fingernägeln herum. Ich trat mit dem Fuß gegen die Gartenmauer.
    „Sie hassen mich“, sagte sie. „Ich konnte es in ihren Augen sehen. Sie glauben, ich nehme dich ihnen weg. Sie sind dumm.“
    „Sie sind nicht dumm!“
    „Dumm. Bälle herumkicken und sich aufeinanderstürzen und wie Hyänen schreien. Dumm. Ja, Hyänen. Dumm. Du genauso.“
    „Hyänen? Na ja, sie halten dich für einen Affen.“
    Ihre Augen funkelten und ihr Gesicht glühte. „Siehst du? Verstehst du, was ich meine? Sie wissen nichts über mich, aber sie hassen mich.“
    „Und du weißt natürlich alles über sie.“
    „Ich weiß genug. Da gibt es nichts, was sich zu wissen lohnt. Kicken, schreien, herumblödeln.“
    „Ha!“
    „Ja, ha! Und dieser kleine Rotschopf …“
    „Blake war klein und rotblond.“
    „Woher weißt du das?“
    „Siehst du? Du glaubst, niemand außer dir weiß etwas!“
    „Nein, stimmt nicht!“
    „Ha!“
    Sie hatte die Lippen zusammengepresst. Sie drückte den Kopf nach hinten an den Baumstamm.
    „Geh heim“, sagte sie. „Geh und spiel diesen dummen Fußball oder sonst was. Lass mich allein.“
    Ich gab der Mauer einen letzten Tritt, dann ging ich. Ich ging in meinen Vorgarten. Ich ging durch die offene Haustür. Papa rief von irgendwo aus dem oberen Stock „Hallo“. Ich ging geradewegs durchs Haus, hinaus in die Wildnis, hockte mich hin und kniff die Augen fest zusammen, um meine Tränen zurückzuhalten.

30
    Die Käuze weckten mich. Oder ein Schrei, der wie der eines Kauzes klang. Ich schaute in die Nacht hinaus. Der Mond hing über der Stadt, ein großer orangefarbener Ball, Umrisse von Kirchtürmen und Schornsteinen umgaben ihn. Der Himmel um ihn herum war blau und wurde nach oben immer schwärzer. Hier unten fielen der pechschwarze Schatten der Garage und ein Keil von kaltem Silberlicht über die Wildnis.
    Ich schaute mich nach den Vögeln um und sah nichts.
    „Skellig“, flüsterte ich. „Skellig. Skellig.“
    Ich verfluchte mich, weil ich jetzt, um zu ihm zu kommen, Mina brauchte.
    Ich lag wieder im Bett, pendelte zwischen Schlaf und Wachsein hin und her. Ich träumte, dass Skellig

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