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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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an, wohlüberlegt, als wäre sein Schwanz ein Billardstock und
als müsse er noch üben, aber nach einer Weile knallt er die Kugeln wütend in
die Löcher, bamm
bamm bamm. Dabei
treibt er ihre zarten Schultern immer tiefer in die Sofalehne.
    Er will sich den Krieg
aus dem Kopf ficken, stößt zu, als könnte er die Bilder damit vertreiben, als
würden die schlimmen Eindrücke mit dem Abspritzen (Horrorgasmus?) aus ihm
rausgeschleudert, aber das wird nicht passieren, wird nicht passieren, wird
nicht passieren, wird nicht passieren, obwohl sie tut, was sie kann, die Hüfte
hebt und sich aufbäumt, als wollte sie ihn aus ihrer Farngrotte werfen, diesen
Eindringling, diese Maschine, die ihren Regenwald abholzt, ihren schlüpfrig
feuchten Dschungel.
    Und sie schreit...
    Oh, oh. Oh.
    Oh, oh, ohhh...
    O!
     
    Als sie aufwacht...
    ... jedenfalls mehr oder
weniger ...
    ... sitzt Chon am
Esstisch, starrt immer noch auf den Laptop, putzt jetzt aber eine Waffe, die
er in alle möglichen Einzelteile zerlegt und auf einem Strandtuch ausgebreitet
hat. Weil Ben absolut durchdrehen würde, wenn Chon Öl auf dem Tisch oder dem Teppich
verschmiert. Ben ist pingelig mit seinen Sachen. Chon behauptet, er benehme
sich wie eine Frau, aber Ben sieht das anders. Jeder schöne Gegenstand steht
für ein Risiko, das man eingeht, wenn man Hydro-Gras anbaut und vertickt.
    Obwohl Ben seit Monaten
nicht mehr hier war, sind Chon und O immer noch vorsichtig mit
seinem Kram.
    O hofft, dass die Pistolenteile nicht bedeuten, dass Chon wieder mit
I-Rock-And-Roll, wie er's nennt, anfangen will. Das hat er zweimal gemacht,
seitdem er nicht mehr beim Militär ist, bezahlt von einer dieser zwielichtigen
privaten Sicherheitsfirmen.
Danach kommt er, wie er sagt, mit leerer Seele und vollem Konto zurück.
    Warum macht er überhaupt
so was?
    Man muss die Talente, die
man hat, zu Geld machen.
    Chon hat die
Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg erlangt, ist zur Navy gegangen und
von dort aus gleich weiter auf die SEAL-Schule. Sechzig Meilen südlich von hier
in Silver Strand haben sie ihn durch den Ozean gequält. Ließen ihn auf dem
Rücken im eiskalten Wintermeer treiben, während arktische Wellen auf ihn
einprügelten (Waterboarding war einfach ein Teil der Ausbildung, liebe Freunde,
ganz normales Prozedere). Er bekam schwere Holzstämme auf die Schultern gelegt,
musste Sanddünen hochrennen und knietief durch den Ozean waten. Dann musste er
unter Wasser tauchen und die Luft anhalten, bis er glaubte, seine Lungen würden
platzen. Sie taten, was ihnen einfiel, damit er die Reißleine zog und ausstieg
- aber sie kapierten nicht, dass Chon Gefallen am Schmerz fand. Als ihnen das endlich aufging,
brachten sie ihm alles bei, was ein ernsthaft irrer, und irre athletischer,
Mann im Element H20 so anstellen kann.
    Dann schickten sie ihn
nach Stanland.
    Afghanistan.
    Wo ...
    ... es Sand gibt, sogar
Schnee, aber keine Spur von einem Ozean.
    Taliban surfen nicht.
    Chon auch nicht, er hasst
den pseudo-coolen Scheiß, es hatte ihm immer gefallen, der einzige
heterosexuelle Mann in Laguna zu sein, der nicht surfen ging, er fand's einfach
nur komisch, dass die es sich sechsstellige Beträge kosten ließen, ihn zum
Aquaman auszubilden, nur um ihn anschließend an einen Ort zu verfrachten, wo's
kein Wasser gibt.
    Egal,
man muss die Kriege nehmen, wie sie kommen. Chon verlängerte zweimal und holte
sich dann seine Papiere ab. Kehrte nach Laguna zurück ... Wo's ... Hm ... Was
gab? Nichts.
    Für Chon gab es dort
nichts zu tun. Jedenfalls nichts, das er hätte tun wollen. Er hätte
Rettungsschwimmer werden können, aber er hatte keine Lust, auf Rettungstürmen
zu sitzen und Touristen dabei zuzusehen, wie sie das Wachstum ihrer Melanome
förderten. Ein pensionierter Navy-Captain ließ ihn in seinem Auftrag Jachten
verkaufen, aber Chon war kein Verkäufer, und er hasste Boote, das funktionierte
also auch nicht. Als der Anwerber der Sicherheitsfirma bei ihm vorbeikam, war
Chon bereit.
    Für I-Rock-And-Roll.
    Eine echt fiese Scheiße war das damals,
Entführungen, Enthauptungen, Sprengladungen, die alles zerfetzten. Chons Job
bestand darin zu verhindern, dass einem zahlenden Kunden irgendein Mist
passierte, und wenn die beste Verteidigung ein guter Angriff ist, dann ...
    Es
war, was es war.
    Und mit der richtigen
Kombination aus Hydro-Gras, Speed, Vicodin und OxyContin hatte es eigentlich
was von einem coolen Videospiel - IraqBox -, und man konnte eine Menge Punkte
inmitten der

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