Zeit des Zorn
entgegenblickt. Einem nach dem anderen und immer wieder und
wieder ...
Noch einer.
Er denkt an Sartre.
Bens Haus steht auf einem
Felsvorsprung oberhalb von Table Rock Beach, und ein hübscheres Fleckchen hat
man nicht gesehen, was auch das Mindeste ist, wenn man bedenkt, wie viele
Nullen der Betrag hatte, den Ben dafür hinblättern musste. Table Rock ist ein
riesiger Felsen, der - je nach Wasserstand - ungefähr fünfzig Meter weit in
den Ozean ragt und irgendwie, na ja, an einen Tisch erinnert. Man muss keine
Intelligenzbestie sein, um darauf zu kommen.
Das Wohnzimmer, in dem er
sitzt, ist von der Decke bis zum Fußboden voll verglast, die Scheiben getönt,
so dass man von jedem Winkel aus die umwerfende Aussicht betrachten kann - das
Meer, die Klippen und die Insel Catalina am Horizont -, aber Chons Augen
kleben am Bildschirm seines Laptops.
O kommt rein, sieht ihn an und fragt: »Internet-Pornos?“
»Ich
bin süchtig.«
»Alle sind süchtig nach
Internet-Pornos«, sagt sie. Sie selbst eingeschlossen - O steht
total drauf. Loggt sich ein, tippt »weibliche Ejakulation« und guckt sich die
Clips an. »Bei einem Mann ist's aber ein Klischee. Kannst du nicht nach was
anderem süchtig sein?«
»Zum Beispiel?«
»Weiß nicht«, antwortet
sie. »Heroin. Mach einen auf Retro. «
»Was ist mit HIV?«
»Kannst dir doch saubere
Nadeln besorgen.« Sie denkt, vielleicht war's cool, einen Junkie als Liebhaber
zu haben. Wenn man genug gevögelt hat und sich nicht mehr mit ihm abgeben will,
lässt man ihn einfach in der Ecke liegen - die ganze »Tragischer
Hipster«-Nummer. Bis es langweilig wird und der Entzug beginnt, dann kann man
ihn am Wochenende in der Klinik besuchen und ihn, wenn er rauskommt, zur Gruppentherapie
begleiten, bis auch das langweilig wird. Dann macht man halt was anderes.
Vielleicht Moutain-Bike fahren.
Egal, Chon ist dünn
genug, um als Junkie durchzugehen, total groß, knochig, muskulös - sieht aus
wie aus Metallteilen vom Schrottplatz zusammengeschraubt. Scharfkantig. Ihre
Freundin Ashley meinte, wahrscheinlich kann man sich an Chon beim Ficken
schneiden, und wahrscheinlich weiß die Schlampe ganz genau, wovon sie spricht.
»Hab dir eine SMS
geschickt«, sagt O.
»Hab keine Nachrichten
gecheckt.«
Er glotzt immer noch auf
den Bildschirm. Muss ja super heiß sein, denkt sie. Ungefähr zwanzig Sekunden
später fragt er: »Was wolltest du denn?«
»Sagen, dass ich
herkomme.«
»Ach.«
Sie kann sich nicht
erinnern, wann aus John Chon wurde, dabei kennt sie ihn praktisch sein ganzes
Leben lang, schon seit der Vorschule. Sogar damals hatte er schon diese baditude. Die Lehrer hassten Chon. Ha-a-a-a-ssten
ihn. Zwei
Monate vor dem Highschoolabschluss hat er's hingeschmissen. Nicht, dass Chon
dumm wäre - er ist wahnsinnig schlau; lag einfach an seiner baditude.
O greift nach der Bong auf dem gläsernen Wohnzimmertisch. »Was dagegen, wenn ich
rauche?«
»Mach langsam«, warnt er
sie.
»Wieso?«
Er zuckt mit den
Schultern. »Ist dein Nachmittag.«
Sie schnappt sich das
Zippo und zündet die Pfeife an. Nimmt einen mittelprächtig tiefen Zug, spürt,
wie der Rauch in ihre Lungen zieht, sich in ihrem Bauch verteilt und ihren Kopf
ausfüllt. Chonny hat nicht gelogen - das ist wirklich starkes Hydro-Gras - wie man es von Ben
& Chonny's erwartet, die das beste Hydro-Gras dieseits von ... Von gar
nichts.
Sie
bauen einfach das beste Hydro-Gras an, Punkt. O ist sofort breit.
Sie liegt auf dem Sofa
und lässt das High über sich hinweg und durch sich hindurch spülen. Hammerhart
geiles Dope, es kribbelt auf ihrer Haut. Macht sie rallig. Das ist allerhand, O wird scharf von Luft. Sie öffnet ihre Jeans, fährt
mit dem Finger rein und klimpert ihr Lied.
Typisch Chon, denkt O -
obwohl sie durch das Super-Dope und ihre aufblühende Knospe eigentlich schon
jenseits jeglicher Denkfähigkeit ist -, sitzt lieber da und glotzt verpixelten
Sex, anstatt es einer echten Frau zu besorgen, die es sich nur eine Armeslänge
entfernt selbst macht.
»Komm
fick mich«, hört sie sich sagen.
Chon steht auf, langsam,
als wär's eine lästige Aufgabe. Beugt sich über sie und sieht ihr ein paar
Sekunden lang zu. O würde ihn ja packen und zu sich
runterziehen, aber sie hat nur eine Hand frei und er scheint viel zu weit weg
zu sein. Endlich zieht er seinen Reißverschluss
runter und ja, denkt sie, der ultracoole, abgeklärte, Ashley fickende
Zenmeister ist hart wie Diamant.
Er fängt ganz gelassen
und kontrolliert
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