Zeit des Zorn
sie«, sagt er.
»Ich muss arbeiten.«
»Ich bezahl dich.«
»Das ist eine
Stammkundin.«
Die schwarze Bluse spannt
ein bisschen über ihren Titten. Er ist sicher, dass sie von den männlichen
Kunden einiges an Trinkgeld bekommt. Eigentlich müsste ihn das eifersüchtig
machen, aber stattdessen macht es ihn an, und das weiß sie. Manchmal erzählt
sie ihm, dass sie sieht, wie ihre Kunden einen Ständer kriegen und ihre
Oberschenkel an ihr reiben.
»Ich wette, die Frauen
von denen erleben abends ihr blaues Wunder«, sagt er.
Sie sagt: »Das wette ich
auch.«
Jetzt küsst sie ihn zum
Abschied und verlässt die Wohnung. Er zieht seine Hose an, geht in die Küche
und nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er setzt sich und guckt irgendeine
dämliche Talkshow im Fernsehen.
Schön, ein paar Minuten
zu entspannen.
Dann klingelt sein Handy,
und es ist Delores.
Gloria kommt in den Laden
und zieht den schwarzen Kittel über.
Teri holt sich eine Tasse
Kaffee und grinst sie dreckig an. »Warum mach ich das«, fragt Gloria, »obwohl
ich mich danach einfach nur schmutzig und gedemütigt fühle?«
»Du hast deine Frage
gerade selbst beantwortet«, sagt Teri.
Lado sitzt auf der Tribüne hinter der Home Plate und beobachtet Miguel, der in
Stellung geht. Seine Füße sind zu dicht beieinander, und Lado nimmt sich vor, ihm
das zu sagen, wenn sie nach Hause kommen.
»Du hast die Ware von den
Neuen geholt«, sagt er zu Hector.
Hector
nickt.
Miguel geht ganz in den
Wurf hinein, und ihm gelingt ein hübscher angeschnittener Ball, flach und schön
weit innen, der als Strike gewertet wird.
»Hast du sonst noch was
gemacht, Hector?«
Hector
guckt verdattert. »Was meinst du?«
Miguel geht in Stellung,
und Lado weiß, dass er diesmal einen Fastball werfen wird.
Junior wirkt draußen auf dem Left Field fast verschlafen. Er weiß, dass der
Ball nicht in seine Richtung fliegen wird. Er hat recht, denkt Lado, aber
er sollte trotzdem besser aufpassen.
»Du kassierst doch nicht
doppelt, oder?«
»Nein!«
Es ist ein Fastball,
direkt in die Mitte, aber der Junge ist mit seinem Schwung zu spät dran. Hector
ist ein guter Mann, schon wie lange? - sechs Jahre ist er jetzt bei ihnen. Nie
ein Problem, nie Ärger.
»Ich will nicht, dass
jemand glaubt«, sagt Lado, »er könne diese gueros übers Ohr hauen, nur weil sie
neu und ein bisschen soft sind. Die Leute sollen wissen, dass die unter meinem
Schutz stehen.«
»Verstanden, Lado.«
Da kannst du deinen
braunen mexikanischen Arsch drauf wetten. Wenn du unter Lados Schirm stehst, macht dich kein Regen nass.
»Gut«, sagt Lado. »Die
nächste Transaktion muss glatt über die Bühne gehen.“
»Das wird sie.«
Miguel verschenkt den
nächsten Wurf, was Lado kommen sah. Miguel ist ein
schlauer Junge, liegt mit zwei Punkten vorn, macht keinen Sinn, den Arm zu
überanstrengen, wirf dem Jungen einen schlechten Ball zu und guck, ob er danach
schlägt. Clever.
»Wie geht's deinem
Bruder?«, fragt Lado. »Antonio? Verkauft er noch
Autos?«
Er kann hören, wie
Hectors Herz stehen bleibt.
»Ja, dem geht's gut, Lado. Er
wird sich freuen, dass du dich nach ihm erkundigt hast.«
»Und seine Familie? Zwei
Töchter, stimmt's?«
»Ja. Alles gut, dio gracio.«
Miguel baut sich frontal
zur Home Plate auf. Die Fußstellung ist immer noch zu eng, aber er hat einen
langen Peitschenarm, deshalb kommt er damit durch. Ein angeschnittener Ball,
der runterplumpst wie von einem Tisch, und der Batter schlägt danach und
verfehlt.
Zwei draußen.
Und Hector weiß jetzt, wenn
er Scheiße baut, ist er ein toter Mann, aber zuerst müssen sein Bruder, seine
Schwägerin und seine Nichten in Tijuana dran glauben.
»Delores! Hallo!«
Lado dreht sich um, sieht Delores, die zwischen den Bänken durchbalanciert, die
anderen Mütter begrüßt. Sie setzt sich neben ihn.
»Na bitte, ich bin pünktlich und du bist zu spät«, sagt Lado.
»Ich musste auf die Leute
warten, die sich ums Dach kümmern«, sagt sie. »Die kamen natürlich zu spät.«
»Ich hab dir gesagt, ich
kümmer mich drum.«
»Ja, aber wann?«, fragt
sie. »Soll ein nasser Winter werden. War Junior schon mit Batten dran?«
»Wahrscheinlich im
nächsten Inning.«
Miguel wirft einen
flachen Ball, kompletter Müll, aber der Batter beißt an und fabriziert einen
Pop-up. Lado reißt es vom Sitz, und er
klatscht, während Miguel zur Spielerbank trottet, den Handschuh lässig unter
dem Arm.
»Lass uns nach dem Spiel
mit den Jungs Pizza
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