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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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sehen, die vor Metall und Chrom nur so blinkte. Eine Frau stand summend am Herd und rührte in einem Kochtopf. Sie war ziemlich groß und hatte ein buntes Tuch um ihre braungelockten Haare gebunden. Auf mein Klopfen fuhr sie herum.
    „Oh mein Gott!“ Sie fasste sich mit der rechten Hand auf ihr Herz. „Haben Sie mich erschreckt!“
    „Entschuldigen Sie!“, murmelte ich verlegen.
    „Sie haben es ja nicht absichtlich gemacht. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich um mich herum überhaupt nichts mitbekommen habe.“ Die Frau trat auf mich zu. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
    „Ich bin auf der Suche nach David.“ Ich räusperte mich. „Sind Sie seine Mutter?“
    „Ja. Ich bin Regina. Gina.“ Sie reichte mir die Hand.
    „Fee.“ Sie hatte raue Hände und einen festen Händedruck.
    „Mein Sohn ist bei den Pferden auf der hinteren Weide. Wissen Sie, wie Sie dort hinkommen?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Kommen Sie mit!“ Sie band ihre Schürze ab.
    Mir fiel etwas ein. „Draußen wartet ein Mann auf Sie.“
    „Tina. Oh nein. An die habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.“ Ihre Augen weiteten sich und sie schmiss die Schürze achtlos auf die Arbeitsplatte. „Gerry. Ich komme gleich“, rief sie dem Mann entgegen, der seiner Tochter half, auf ihr Pony zu steigen, das aufgeregt um ihn herumtänzelte. „Ich ziehe mir nur schnell etwas anderes an. Ihr könnt schon auf den Springplatz gehen.“ Sie sah mich an. „Begleiten Sie die beiden. Wenn Sie hinter den Cottages rechts abbiegen, müssten Sie David sehen.“
    Die Sonne schob gerade die Wolken ein Stück beiseite, als ich mit Gerry und seiner Tochter, die sichtlich Mühe hatte, des aufgeregten roten Pferdes Herr zu werden, einen schmalen Weg entlang ging. Doch zu meiner momentanen Stimmung hätten eher Sturm und Gewitter gepasst.
    „Sind Sie zum Reiten hier?“, fragte mich Gerry.
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich möchte David einen Besuch abstatten.“
    „Gutaussehender Bursche, der junge Gallagher. Hatte schon immer einen ziemlichen Schlag bei den Frauen.“
    Ich blickte verlegen nach unten.
    „Dort hinten ist er.“ Gerry zeigte auf einen schlanken, hochgewachsenen Mann, der mit dem Schubkarren über eine abschüssige Wiese lief. Gott! Ich blieb abrupt stehen. Tatsächlich. David! Ich hatte ihn gefunden.
    Ohne weiter auf Gerry zu achten, schleppte ich mich auf ihn zu. Meine Beine zitterten und mein Herz raste. Doch mein Kopf fühlte sich merkwürdig leer an, so wie früher, wenn eine wichtige Prüfung anstand. Doch während mir in der Schule oder an der Uni alles, was ich gelernt hatte, wieder einfiel, sobald ich einen Stift in der Hand hielt und die Aufgaben vor mir lagen, weigerte sich mein Gehirn in diesem Moment, mitzuarbeiten. Dabei war ich die Worte, die ich zu David sagen wollte, in Gedanken auf dieser Reise mindestens hundert Mal durchgegangen. Aber sie fielen mir einfach nicht mehr ein. Ich öffnete das Tor zur Weide, obwohl klar war, dass David sowieso in meine Richtung gehen würde. Doch ich befürchtete, nicht mehr weiterzugehen, umzudrehen, wenn ich erst einmal anhielt. Krampfhaft hielt ich meinen Blick auf den Boden gerichtet. Erst als David kaum mehr als fünf Meter von mir entfernt war, schaute ich auf.
    Da war er also. Der Mann, an den ich all die Monate gedacht hatte. Wie in München hatte er seine schwarzen Haare zu einem kurzen Zopf zusammengefasst. Er trug Gummistiefel, einen alten Armeeparka und – oh mein Gott! – Reithosen. Das unerotischste Kleidungsstück, das ich mir nach einem Borat-Body vorstellen konnte.
    „Hallo“, sagte ich mit belegter Stimme und wartete auf eine Reaktion.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ David blickte mich an.
    „Ja. Äh. Nein.“ Das durfte doch nicht wahr sein. Konnte er sich nicht an mich erinnern oder wollte er nicht?
    „Wenn Sie sich für einen Ausritt angemeldet haben, warten Sie bitte am Stall. Ich komme gleich.“
    „Nein. Ich habe mich zu keinem Ausritt angemeldet.“ In meinem Gehirn kramte ich verzweifelt nach einer weiteren Erklärung. Hatte Karen ihm nichts von meinem Besuch erzählt? Das konnte doch unmöglich sein. David war schließlich der beste Freund ihres Mannes. Wenn vor meiner Tür eine wildfremde Frau gestanden und nach Sams bestem Freund Suri gefragt hätte, ich würde ihn sofort anrufen.
    „Und was kann ich dann für Sie tun?“ David musterte mich immer noch irritiert.
    Ich beschloss die Flucht nach vorn. „Ich wollte nur auf einen Sprung bei dir vorbeikommen.

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