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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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einflößend und mit schlechten Zähnen! Schon als Teenager hatte ich nicht verstanden, warum meine Schwestern und Freundinnen ein solches Aufheben um diese Tiere gemacht hatten.
    „Na gut. Komm mit! Wir besorgen ein Pferd für dich.“
    David führte mich den steinigen Feldweg entlang in Richtung des Waldes. Vor einer Wiese, auf der mehrere Pferde grasten, blieb er stehen und pfiff leise durch die Zähne. Ein großes schwarzes Tier löste sich von der Herde und kam zu uns herüber.
    „Das ist Maja. Unsere Leitstute.“ Er tätschelte ihr die Stirn. Vorsichtig hielt ich ihr die Hand entgegen und das Pferd ließ sich von mir streicheln. Es roch seltsam, so wie alle Pferde. Aber wenigstens hatte dieses Exemplar freundliche Augen und eine schöne, seidige Mähne. Eventuell würde ich mich mit ihm anfreunden können.
    Doch David drehte sich noch einmal um. „Ich werde Harry holen.“
    Maja sah ihm nach, blieb aber neben mir stehen. Ich tätschelte ihren Hals. Sie senkte ihren Kopf und schnupperte an mir. Ihr Maul war weich und ihr Atem blies warm über meine Hand. Hatte ich eben noch behauptet, dass Pferde seltsam rochen? Ja, das taten sie, aber ihr Geruch war nicht unangenehm. Ein wenig erdig und warm und irgendwie tröstlich. Ich lehnte mich gegen Maja, meine Nase versank in ihrem Fell und für einen kurzen Moment spürte ich, wie die Anspannung der letzten Tage von mir abfiel.
    Dieses wohlige Gefühl legte sich jedoch schnell, als David mit Harry zurückkehrte. Harry war zwar nicht so groß wie Maja, aber dafür doppelt so breit, und ob er freundlich aussah oder nicht, konnte ich nicht erkennen. Denn von seinem Gesicht war nichts zu sehen, da es unter einer Unmenge von weiß-schwarzen Haaren verborgen war, dieselben Haare, die auch seine melkeimergroßen Füße verschwinden ließen.
    Am Stall warteten bereits drei junge Frauen auf uns. Die rundlichen Zwillingsschwestern Luisa und Marisa und eine hochgewachsene Brünette namens Eva, die mühelos als Model für Reitmoden durchgegangen wäre. Alle drei musterten mich skeptisch, schienen aber nach meinen hilflosen Versuchen, den Dreck aus Harrys dichtem Fell zu bürsten und ihm anschließend ein silbernes Eisending zwischen die Zähne zu schieben, zu der Einsicht zu kommen, dass ich keine große Konkurrenz für sie darstellte. Nachdem die drei mühelos auf ihre Pferde geklettert waren, hievte David mich auf Harrys Rücken. Meine Güte, war das hoch! Ich beschloss, nicht nach unten zu schauen. Meine Muskeln spannten unangenehm an den Oberschenkelinnenseiten. Fast so, als würde ich im Spagat sitzen. Die anderen Pferde schritten los. Auch Harry setzte sich holprig in Bewegung. Mein Gott, das wackelte! Und der Sattel war unglaublich hart. Mit aller Macht krallte ich mich in Harrys Haaren fest, um nicht hinunterzurutschen. Verstohlen blickte ich auf David, der neben mir elegant in Majas Rhythmus mitschwang. Seine Hände ruhten auf seinen Oberschenkeln, die Zügel hingen ungenutzt über den Hals der Stute. Auf dem Pferderücken ähnelte er noch viel mehr als sonst einem Indianer, sein Zopf glänzte in der Sonne. Wenn nur diese Reithose nicht wäre. Aber was hatte ich erwartet? Ich hatte David nur einmal in meinem Leben gesehen. Genau genommen war er ein Fremder für mich. In den vergangenen anderthalb Jahren hatte ich ihn und unsere gemeinsame Nacht verklärt. Er war in meiner Erinnerung eine verwirrende Mischung aus Taylor Lautner, Bradley Cooper und Daniel Craig geworden. Nun trug er Reithosen und fuhr in einem Schubkarren Pferdemist durch die Gegend. Natürlich war ich enttäuscht. Obwohl … Hübsch aussehen tat er schon.
    Nur unwillig machte ich mich von seinem Anblick los und konzentrierte mich auf Harry und den zunehmend schlammiger werdenden Pfad. Die Zwillinge und Eva folgten uns kichernd.
    „Wohin reiten wir?“, fragte ich und versuchte, mein lautes Atemgeräusch zu unterdrücken. Diese ganze Reiterei strengte mich bereits nach wenigen Metern mehr an, als ich gedacht hatte. Dabei musste ich mich noch nicht einmal selbst bewegen.
    „Das kann ich dir leider nicht verraten.“ David sah mich herausfordernd an.
    „Müsstest du mich erschießen, wenn ich es herausfinden würde?“, fragte ich zaghaft, um einen lockeren Ton zwischen ihm und mir bemüht.
    „Nein.“ David grinste. „Natürlich kannst du es wissen. Wir reiten in den Wald. Zu einem Ort, den wir den Romantic Place nennen. Man kommt nur mit dem Pferd dorthin. Die meisten Touristen lieben ihn.“
    Ich

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