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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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lächelnd zu mir zurücksah und die Schultern zuckte. »Na los.«
    Lindsey nahm etwas Anlauf, bevor sie sprang, und ich ließ mich behutsam über den Rand des Felsens gleiten, wobei ich achtgab, meine geprellten Rippen nicht zu überdehnen oder irgendwo anzustoßen. Das Wasser war erstaunlich warm, fast Zimmertemperatur, und wir schwammen eine Zeit lang umher, machten Späße und spritzten uns gegenseitig nass. Die Herbstluft war weitaus kälter als das Wasser, so dass keiner von uns ein übermäßiges Bedürfnis verspürte, es wieder zu verlassen.
    »Ich muss euch was sagen«, sagte Chuck, während wir alle im Schatten des Felsens gemächlich im Wasser trieben. Wir sahen ihn erwartungsvoll an. »Es ist nicht leicht.«
    »Es ist leichter, wenn man keine Schuhe anhat«, bemerkte ich.
    »Nicht das Schwimmen, du Gipskopf«, sagte er, wobei er mich halbherzig anspritzte. »Ihr habt vorhin alle davon geredet, dass ihr noch andere Gründe hattet, weshalb ihr diese Intervention durchführen wolltet, und ich wollte euch allen nur sagen, dass ich auch noch einen anderen Grund hatte.« Er hielt einen Augenblick inne, aber niemand sprach ein Wort. Chuck äußerte sich nur selten über sich selbst, und wir wollten nichts tun, um seine Selbstsicherheit zu erschüttern. Er suchte mit einer Hand am Felsen halt, bevor er fortfuhr. »Wisst ihr, ich war in unserer kleinen Gruppe hier immer irgendwie das komische Element, versteht ihr? Mein Liebesleben, meine Einstellungen, meine Sprache.«
    »Ich bitte dich, Chuck«, sagte Lindsey. »Du weißt doch, dass das nur ein freundschaftliches Necken ist.«
    »Ich weiß, und meistens hat es mir auch nie etwas ausgemacht. Hey, ich gebe euch ja selbst ständig die Vorlage dazu. Aber im Laufe der Jahre hatte es einfach den Effekt, mir das Gefühl zu geben, alswürde keiner von euch mich als Mensch ernst nehmen, und das macht mich stocksauer. Es gibt mir das Gefühl, als sei ich vielleicht gar kein ernst zu nehmender Mensch, was ich aber doch bin. Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen zu heilen, und das kann ich gut, wirklich. Es ist schon ironisch, weil ihr alle davon redet, dass ihr in euerm Leben irgendwie nichts auf die Reihe gekriegt habt, während ich Chirurg geworden bin, und trotzdem bin ich immer der Klassenkasper.«
    »Chuck«, sagte Alison. »Das stimmt doch gar nicht.«
    »Doch«, sagte er. »Aber ich mache euch ja keine Vorwürfe deswegen. Ich weiß schon, wie ich mich selbst ständig verhalte. Wenn überhaupt, war ich auch sauer auf mich selbst. Auf der Highschool war ich der Fettsack, also habe ich mir den Arsch aufgerissen, um auf dem College ernst genommen zu werden. Und jetzt bin ich hier, Jahre später, und habe immer noch dieses unheimliche Talent, mich selbst zum Clown zu machen.«
    »Mein Gott, Chuck«, sagte ich. »Ich hatte keine Ahnung, dass du dich so fühlst.«
    »Hey«, sagte er lächelnd. »Ich weine mir deswegen ja nicht die Augen aus. Ich weiß, dass keiner von euch es böse meint, und wie ich schon sagte, ich habe es mir ja schließlich selbst zuzuschreiben. Ich meine, hey, seht doch bloß mal her.« Er ließ das Wasser aufspritzen und schwamm ein bisschen auf dem Rücken. »Ich bitte euch, mich ernst zu nehmen, während ich in meiner Kleidung hier herumschwimme.«
    »Darin ist durchaus eine gewisse Komik zu erkennen«, räumte Lindsey ein.
    »Willst du uns das damit sagen, Chuck?«, fragte Alison. »Uns bitten, dich ernst zu nehmen?«
    Er sah sie nachdenklich an. »Ich bitte nicht darum, dass sich irgendetwas ändert. Aber als wir darüber diskutiert haben, ob wir Jack hierherbringen sollten, da dachte ich, da werde ich die perfekteGelegenheit haben, denen allen zu zeigen, was ich kann, euch ausnahmsweise einmal den Arzt in mir zu zeigen anstatt immer nur den Scherzkeks. Wie ihr alle wollte auch ich Jack helfen, aber ich nehme an, ich wollte auch ein bisschen Respekt für mich selbst finden. Für das, was ich bin und was ich aus mir gemacht habe.«
    Er hatte zu Ende gesprochen und sah verlegen in die Runde. Wir anderen drei schwiegen. »Würde irgendjemand bitte irgendetwas sagen?«, bat Chuck.
    »Ich war auf der Highschool nie der Ansicht, dass du eine Witzfigur warst, und ich glaube auch nicht, dass du heute eine bist«, sagte ich schließlich. »Es ist nur dieser Ton, der irgendwann fest eingestellt wurde, ich weiß nicht einmal mehr, wann. Aber ich weiß, dass wir diese Sache hier niemals ohne dich versucht hätten, denn wir betrachten dich alle

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