Zeit für Plan B
oder?«
»Entschuldige«, sagte ich und bereute meine Bemerkung bereits. »Mir war nur eben danach zumute, jemand anders die Schuld an meinem derzeitigen Elend zuzuschieben.«
»Schon vergessen.«
Wir gedachten eine kurze Schweigeminute lang unserer unglückseligen Vergangenheit, während unser Atmen im leisen Knistern der Telefonleitung nachhallte. Nach einer Trennung Freunde zu bleiben ist theoretisch eine feine Sache, aber in Wirklichkeit ist es ein ständiges Begängnis der Vergangenheit, eine erhaben-tragische Kombination wehmütigen Erinnerns und ständigen Bedauerns. »Es hat mir gefehlt, mit dir zu reden«, sagte ich.
»Du hast mir auch gefehlt«, sagte sie leichthin. »Deswegen habe ich ja angerufen.«
»Oh.«
»Also, wann werdet ihr euch offiziell scheiden lassen?«, fragte sie.
»Die Anwälte haben die Unterlagen schon fertiggestellt. Wir treffen uns morgen zu einer Unterschriftenparty.«
»Es tut mir wirklich leid, Benny. Sie weiß gar nicht, was sie verliert.«
»Ich denke, davon hat sie eine ziemlich genaue Vorstellung.« Wirklich?, dachte ich im Stillen, aber zum Glück gelang es mir, es nicht laut auszusprechen.
»Wäre es ein schlechtes Timing, dir für morgen Abend eine Verabredung zum Essen vorzuschlagen?«, fragte sie. »Sozusagen, um deinen neuen Status als freier Mann zu feiern?«
»Das Timing wäre hervorragend«, sagte ich. »Aber ich glaube nicht, dass ich am Abend nach meiner Scheidung mit einer Frau ausgehen sollte. Zumindest nicht mit einer, die mir etwas bedeutet. In diesem verletzlichen Zustand könnten meine Absichten, denke ich, missverstanden werden.«
»Von mir?«
»Von mir«, sagte ich.
»Ich habe lediglich von einem verdammten Abendessen gesprochen, Ben«, sagte sie gekränkt.
Ein Piepen meldete einen zweiten Anruf in der Leitung. »Augenblick«, sagte ich, dankbar für die Unterbrechung.
»Schalt Fox News an«, sagte Chuck nach dem Klicken. »Schnell.«
Ich schnappte mir die Fernbedienung und schaltete auf Channel 5 um. Und da stand Paul Seward, Jacks Agent, und redete in ein Meer aus Mikrophonen. Ich schaltete wieder zu Lindsey zurück und sagte ihr, sie sollte die Nachrichten einschalten.
»… ein kleinerer Zwischenfall, der über die Maßen aufgebauscht wurde«, sagte Seward. »Jack Shaw hat kein Drogenproblem. Jeder hat das Recht, ab und zu einen schlechten Tag zu haben. Ich rechne auf jeden Fall damit, dass er in den nächsten Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wird und seine Arbeit wieder aufnimmt.«
Der begleitende Kommentar eines Journalisten schaltete sich ein. »Jack Shaw, dessen letzte drei Kinofilme allein im Inland zusammengerechnet rund dreihundertvierzig Millionen Dollar eingespielt haben, wurde ein beachteter Star, nachdem er einen Auftritt in
Blue Angel
hatte, einem Actionfilm, in dem Shaw ironischerweise einen Ex-Drogensüchtigen spielte, der den Tod seiner Familie rächen will …« Die Stimme tönte noch weiter, während Filmausschnitte aus
Blue Angel
gezeigt wurden, in denen Jack aus einer Pistole feuerte, während er auf einem kalifornischen Highway zwischen fahrenden Autos hindurchrannte.
In der nächsten Einstellung sah man Bilder von einem Autounfallauf einer dieser kurvenreichen Straßen in den Hügeln von Hollywood. Dem ekelerregend ernsten Nachrichtenjournalisten zufolge war Jack Shaw mit über sechzig Meilen in der Stunde mit seinem Range Rover gegen einen Baum gerast, auf die Straße zurückgeprallt und hatte nur knapp einen Schulbus voller Kinder verfehlt, bevor er in einem kleinen Graben am Straßenrand zum Stehen kam. Wie zu erwarten war, wurde in den Nachrichten vor allem die Sache mit dem Schulbus hochgespielt.
»Shaws Wagen hat den Schulbus nur um wenige Zentimeter verfehlt und ist damit knapp einem möglicherweise tragischen Unglück entgangen«, sagte der Korrespondent. »Die örtliche Polizei hat eine Erklärung abgegeben, wonach Jack Shaw am Unfallort wegen Drogenbesitzes und Fahrens unter Drogeneinfluss festgehalten wurde.«
»Scheiße«, sagte Lindsey.
Die Kamera war nun auf den Korrespondenten gerichtet, der vor dem Bezirkskrankenhaus in Los Angeles stand.
»Shaws Zustand wird im Bezirkskrankenhaus als stabil bezeichnet, und seine Ärzte rechnen damit, dass er innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden entlassen werden kann. Die juristischen Gefechte hingegen werden jetzt erst beginnen. Für Fox News in Hollywood, Rick Brian.«
»Ich sollte besser Alison anrufen«, sagte Lindsey.
»Bis später.« Ich
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