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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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durchs Haus schlenderte. Es war etwa vier Monate her, seit Lindsey gegangen war. Ich fühlte mich noch immer wie eine offene Wunde,und die Vorstellung, eine dieser exotischen Unbekannten für eine Nacht voller leidenschaftslosem Sex abzuschleppen, hatte etwas Berauschendes. Selbsterniedrigung als Rechtfertigung oder vielleicht als eine Art fehlgelenkte Form von Rache. Sex als Novocain. Wie auch immer, während ich darüber nachdachte, merkte ich, dass ich scharf auf Sex war. Ich schlenderte langsam an einem der dunklen Ledersofas vorbei, auf dem eine ausgemergelte Frau mit einem Teint, der nach Kartoffelchips mit Barbecue-Geschmack aussah, einem Burschen in einem schwarzen Sakko mit Elvis-Frisur und zusammengewachsenen Augenbrauen von ihrer letzten Schönheitsoperation vorjammerte. »Es war einfach so ärgerlich«, sagte sie. »Ich meine, er soll doch angeblich der Beste sein, oder nicht? Das sagen schließlich alle. Und dann wache ich damit auf«, sagte sie und wies auf die linke Hälfte ihres übernatürlichen Busens.
    »Unglaublich«, sagte der Elvis-Typ teilnahmsvoll. »Ist es wirklich so auffällig?«
    »Guck doch«, sagte die Frau und schob ihre braune, enge Bluse hoch, so dass eine verblüffend runde nackte Brust zum Vorschein kam, die vor dem dunklen Hintergrund des Sofas fast zu leuchten schien. Trotz ihrer aufrechten Körperhaltung hing der Busen nicht nach unten, sondern schien unabhängig vom Brustkorb nach vorn zu ragen. Diese Tatsache ebenso wie die blasierte Art, mit der sie den Busen zur Begutachtung offen legte, hatte etwas Erotisches. Ich persönlich konnte keinen Makel erkennen, aber Elvis nickte weiterhin teilnahmsvoll, und mir wurde bewusst, dass ich sie in genau demselben Augenblick anstarrte, als die beiden zu mir sahen. Sie warf mir einen verächtlichen Blick zu und ließ die Bluse langsam wieder sinken. Hier gab es bestimmte Regeln, begriff ich. Man durfte hinsehen, aber man durfte kein allzu großes Interesse bekunden. Gleichgültigkeit war die Währung, und ohne sie stach man als andersartig hervor, wurde sofort bloßgestellt und kurzerhand abgewiesen. Missgestimmt zog ich weiter.
    Hinter der Couch befand sich eine Verandatür, und die Party hatte sich auf einen breiten Patio ausgedehnt, der einen nierenförmigen Swimmingpool umgab. Die einzigen Lichter in diesem Innenhof waren diejenigen, die aus dem Pool nach oben schienen, und in ihrem schwachen Schimmer wirkten die umherschlendernden Gäste wie Schattengestalten. Ich entdeckte eine Frau, die allein am Rand des Pools saß, ein Bein lässig über die Lehne ihres Liegestuhls baumelnd. Niedlich, aber nicht annähernd so auffallend wie die meisten Frauen auf der Party, was mir irgendwie das Gefühl gab, als hätte ich vielleicht eine Chance. Seit Lindsey mich verlassen hatte, war ich ein überzeugter Anhänger der Vorstellung, dass ein Mann die Hand nicht weiter ausstrecken sollte als bis zu dem, was sich in greifbarer Nähe befand. Ich ging hinüber und setzte mich auf den Stuhl neben ihr. »Hallo«, sagte ich mit einem gekünstelten Akzent aus dem Mittleren Westen, ohne zu wissen, warum.
    »Na«, sagte sie höhnisch. »Bist du ein Freund von Ike?«
    »Ike?«, sagte ich, bevor ich zu spät begriff, dass sie den Gastgeber der Party meinte.
    »Wow«, sagte sie sardonisch. »Wie standen die Chancen?«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich sie.
    »Nichts.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink. »Ich bin nur eben ein bisschen gehässig.«
    Ich nippte an meinem eigenen Drink. »Ist das Ikes Haus?«, fragte ich sie.
    »Ja.« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und streckte sich. Ich sah einen schmalen Streifen glatter weißer Haut unter ihrem Bauchnabel, als ihre Bluse hochrutschte. »Ich bin seine Schwester«, sagte sie. »Was hast du für eine Entschuldigung?«
    »Ich bin mit Jack hier«, sagte ich.
    »Jack Shaw?«, fragte sie, wobei sie sich augenblicklich aufrichtete.
    »Genau der.«
    »Cool.«
    Ich hatte Jacks Namen nicht absichtlich fallen lassen, zumindest glaubte ich nicht, dass ich es getan hatte, aber ich fragte mich trotzdem, ob es mich vielleicht irgendwie weitergebracht hatte. Ich lehnte mich schweigend zurück und wartete ab, was wohl als Nächstes passieren würde. Es dauerte nicht sehr lange. »Könntest du mich mit ihm bekannt machen?«, fragte sie schließlich.
    »Na klar«, sagte ich. Wir standen auf und waren schon auf dem Weg ins Haus, als mir einfiel, dass es da noch ein technisches Problem gab. »Ich weiß gar nicht,

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