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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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zunichte gemacht hatte. »Wirst du klarkommen?«, fragte Chuck.
    »Es hat sich nichts geändert«, sagte ich. »Es war lediglich Papierkram.«
    »Na ja, ihr beide hattet schließlich auch schöne Zeiten«, sagte er schwächlich. »Du solltest nichts bedauern. Oder tust du das?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber ich wünschte bei Gott, ich hätte nie geheiratet.«
    Er sah mich an, nicht sicher, ob ich einen Witz gemacht hatte oder nicht. Ich hätte es selbst nicht mit Bestimmtheit sagen können. »Lass es mich wissen, wenn du soweit bist, es noch einmal zu versuchen«, sagte er schließlich. »Ich werde dich festhalten.«
    »Danke.«
    An der Tür hielt Chuck noch einmal inne. »Meine Idee würde klappen«, sagte er. »Denk einfach mal drüber nach.«
    »Okay«, versprach ich. »Aber ich denke, ohne die Unterstützung des Alkohols wird sie um einiges weniger vernünftig klingen.«
    »Teste sie an Lindsey oder Alison aus.«
    »Ich werde sie an der Fahnenstange aufziehen und sehen, ob die beiden salutieren.«
    Als Chuck gegangen war, machte ich es mir auf der Couch gemütlich und begann mit der mühsamen Arbeit, meinen Schwips zurückzugewinnen. Wodka in der Hand, schaltete ich auf Channel 2 um und begann von dort erneut, von einem Sender zum nächsten zu zappen. Infomercials, Gary Coleman auf dem Psychic Friends Network, ein Film aus den frühen Siebzigern über einen Gefängnisausbruch, der Lebenszyklus der Manatis auf Discovery, unscharfe Aufnahmen von Bodypiercings auf einem gebührenfreien Sender, ein B-Picture über radioaktive Highschool-Kids mit Neonsweatshirts und schlechten Haarschnitten auf USA, eine Komödie mit einemAlleinunterhalter auf dem Comedy Network und eine alte
Happy-Days
-Episode auf Nickelodeon.
    Schließlich stieß ich bei einem der Lokalsender auf eine
Baywatch
-Wiederholung. Lieutenant Stephanie Holden wurde in einem der Türme der Rettungsschwimmer von einem bösen Geistesgestörten mit einer Bombe als Geisel festgehalten. Man konnte erkennen, dass er ein Böser war, da er nicht braun gebrannt war. Hasselhoff musste unentdeckt unter den Turm gelangen, also grub er sich in seinem Taucheranzug einen Tunnel durch den Sand, schaufelte den Sand vor sich weg und legte ihn hinter sich ab, mit Hilfe irgendeines Geräts, das er noch aus seinen Tagen als Elitesoldat der Navy übrig hatte. Er sah aus wie ein riesiger Regenwurm.
    Auf einmal fühlte ich mich sehr einsam. Wegen Sarah, wegen Lindsey, wegen einer Dritten, die noch keinen Namen hatte – ich wusste es nicht. Ich hatte Chuck gesagt, dass sich nichts geändert hatte, aber das stimmte nicht. Offiziell geschieden zu sein, das führte dazu, dass spätabendliches Zappen zwischen den Kanälen auf einmal überwältigende neue Depressionen auslöste. Schon jetzt wollte ich einfach nur noch zu irgendjemandem gehören. Dreißig … scheiße!
    Am Abend vor meiner Hochzeit hatte ich zu Hause bei meinen Eltern zu Abend gegessen und danach eine Zeit lang in meinem alten Kinderzimmer gesessen, war alle Schubladen und Bücherschränke durchgegangen und hatte mir die Sachen angesehen, die ich im Laufe meines Erwachsenwerdens angesammelt hatte. Fotos, Geburtstagskarten, abgerissene Eintrittskarten, Taschenmesser, Musikkassetten mit bunt gemischten Aufnahmen, Nachrichten von ehemaligen Freundinnen. Das Zimmer war wie eine abgeschlossene Kapsel mit Zeitdokumenten der ersten achtzehn Jahre meines Lebens, alles unangetastet erhalten, als sei ich erst am Tag zuvor weggegangen. Während ich die Schubladen durchsah, wunderte ich mich, wie viele der Gegenstände noch immer genauso zufällig dalagen, wie ich sie hineingeworfen hatte, als ich noch ein jüngeres Ich war, um michirgendwann später mit ihnen zu befassen. So viele Dinge, von denen ich geglaubt hatte, ich würde sie irgendwann wieder in die Hand nehmen, ungeachtet des heißen Atems der Zeit in meinem Nacken.
    Ich ging all meine Artefakte durch, ich verspürte das Bedürfnis, jedes einzelne von ihnen zu berühren, eine greifbare Verbindung zu meiner Vergangenheit herzustellen. Ich fand ein grünes, elastisches Stirnband, das Cindy Friedman gehört hatte, meiner Freundin in der neunten Klasse, dem ersten Mädchen, mit dem ich ernsthaft rumgeknutscht hatte. Ich hielt es mir an die Nase und glaubte, ich könnte immer noch einen sanften Hauch ihres Parfums wahrnehmen. An jenem Abend waren wir unter meine Decke gekrochen, mit einem erwartungsvollen Kribbeln, und sie hatte es sich aus dem Haar gezogen und unter mein

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