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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Ort gäbe, den man aufsuchen könnte, nur ab und zu, um den anderen zu treffen, um festzustellen, wie’s ihm geht, um einfach in Kontakt zu bleiben?«
    »Das wäre schön«, pflichtete ich bei.
    »Ich meine, es ist irgendwie schwierig, die Vorstellung abzuschütteln, dass wir in gewisser Weise immer noch verwandt sind.«
    Wir dachten einen Augenblick lang darüber nach. Es war beibeiden von uns immer noch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vorhanden, wie wir dort standen und redeten, und es fiel uns beiden schwer, uns zu lösen. Der Duft von Sauerkraut wehte von einem Hotdog-Verkaufswagen an der Ecke herüber. Ich wusste, dass eine Scheidung von nun an immer wie ein Hotdog riechen würde. Ich würde eine Zeit lang keine Barbecues besuchen können, was in Anbetracht meines privaten Terminkalenders vermutlich kein allzu großes Problem darstellen würde.
    »Es tut mir leid, wenn ich dir mit dieser ganzen Geschichte wehgetan habe«, sagte ich.
    Sie tat die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. »Ich denke, es ist gut, dass wir es jetzt getan haben, solange wir noch jung und keine Kinder da sind. Wir werden auf die schönen Zeiten zurückblicken können, weißt du?«
    »Ich nehm’s an.«
    Sie streckte die Hand aus, und ich schüttelte sie, und die Absurdität dieser Geste ließ die ganze Szene auf einmal krachend aus dem Reich des Surrealen wieder in die Wirklichkeit stürzen. »Na ja«, sagte sie. »Ich wünsche dir alles Glück auf dieser Erde.«
    »Ich mir auch«, sagte ich. »Und ich hoffe, du machst es auch gut.«
    »Haha.«
    »Mach’s gut, Sarah.«
    »Du auch, Ben. Wir sehen uns.«
    »Ja, wir sehen uns«, sagte ich, aber was ich dachte, war: bei acht Millionen Leuten in der ganzen Stadt, vergiss es.

9

    C huck kam an jenem Abend vorbei, um sich mit mir zu betrinken. Wir saßen auf dem Boden, den Rücken gegen die Couch gelehnt, und mixten Drinks, zwei Teile Sprite und fünf Teile Wodka, während wir die »Nachrichten um elf« ansahen. Sue Simmons hatte uns eben von Louis Varrone berichtet, einem dreiundzwanzigjährigen Mann in Brooklyn, der einen sensationellen Selbstmord begangen hatte. Er hatte sich in einem Liegestuhl auf die Gleise der Hochbahn gesetzt und dann auf seinem Walkman Beck gehört und Bier getrunken, bis der Schnellzug einrollte und ihn zermalmte. Seine Mutter, die für ein Interview nicht zur Verfügung stand, ließ die Reporter jedoch wissen, dass Louis immer trübsinniger geworden sei, seit vor einigen Jahren
Star Trek: The Next Generation
abgesetzt wurde.
    »Was für ’ne Wahnsinnstat«, sagte Chuck. »Kannst du dir vorstellen, was für ein Loser dieser Bursche gewesen sein muss?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und ließ einen Rülpser los, der aus zwei Teilen Sprite und fünf Teilen Wodka bestand. »Ich kann mich erinnern, dass ich selbst ziemlich aufgelöst war, als
Kampfstern Galactica
abgesetzt wurde.«
    »Na ja«, sagte Chuck, der noch nicht ganz so benebelt wie ich, aber auf dem besten Weg dorthin war. »Es ist doch bloß eine verdammte Sendung. Deswegen bringt man sich doch nicht gleich um.«
    »Ich weiß. Aber ich nehme an, für manche Leute ist das eben alles, was sie haben.«
    »Na ja, dann könnten sie sich aber sowieso umbringen.«
    Die Nachrichten berichteten nun über einen Brand in Elmhurst, der eine fünfköpfige Familie getötet hatte.
    »Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die Nachrichten im Grunde nichts als eine aufpolierte, überdrehte Zählung von Toten sind?«, fragte ich. »Ich meine, warum glaubt man immer, dass der Tod das Einzige ist, worüber wir etwas hören wollen?«
    »Das ist die menschliche Natur«, sagte Chuck. »So scheide ich nun hin in Gottes Gnaden und dieser ganze Scheiß.«
    »Dann könnten sie doch einfach zu Beginn der Sendung sagen: ›Heute zweiunddreißig Personen verstorben‹«, meinte ich. »Und dann das Wetter und die Sportnachrichten bringen, und in zehn Minuten hätten sie alles erledigt.«
    »Ja, und dann könnten sie
Gilligans Insel
oder sonst irgendwas zeigen«, sagte Chuck.
    »Oder
Raumschiff-Enterprise
-Wiederholungen.«
    »Oder noch mehr
Baywatch
«, sagte Chuck.
    »Noch mehr
Baywatch
könnten wir immer gebrauchen«, pflichtete ich ihm bei.
    Chuck lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Es sollte einen
Baywatch
-Kanal geben.«
    Das heimliche Laster des Mannes der neunziger Jahre. Eine geistlose einstündige Bilderflut ohne nennenswerte Tiefe, und doch sah jeder Mann, den ich kannte, sie von Zeit zu Zeit. Man nahm es

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