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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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zusammenkamen, im Grunde nie akzeptieren konnte, dass Lindsey wirklich mir gehörte. Nachdem ich ihr Liebesleben so lange vom Spielfeldrand aus beobachtet hatte und bei jedem Typen, mit dem sie ging, einen neuen Minderwertigkeitskomplex entwickelt hatte, fiel es mir schwer zu glauben, dass ich irgendwie Erfolg haben sollte, wo so viele andere gescheitert waren. Lindsey trieb es auf dem College ziemlich wild, und bei den Typen, mit denen sie ausging, war alles dabei, von Athleten über Rebellen und Ausländern bis hin zu Künstlern, aber eines hatten sie alle gemeinsam, keiner von ihnen war ich. Und als ich es schließlich war, da vermengten sich in meinen Gedanken dieGeister all dieser Männer mit den Geistern all jener Männer, die noch kommen würden, suchten mich heim und versetzten mich in einen ständigen Angstzustand, selbst während ich glaubte, glückselig verliebt zu sein. Lindsey war froh, mich zu haben, aber ich kam mir lächerlich glücklich vor, sie zu haben. All das musste Lindsey unterschwellig gespürt haben, und vielleicht verstand sie meine Unsicherheit so, dass sich in meinem Innern ein echtes Persönlichkeitsdefizit verbarg, wodurch diese Unsicherheit zu einer Art sich selbst erfüllenden Prophezeiung wurde.
    Das klingt alles gut und schön, aber wer weiß letzten Endes schon, was es wirklich war? Es können genauso gut einfach nur die kleinen Brustwarzen gewesen sein.

11

    I ch schlief so fest, als Jack später an diesem Abend anrief, dass das Läuten sich zunächst sechs- oder siebenmal in meinen Traum einschlich. Erst beim achten Läuten wurde mir bewusst, dass mein Telefon im wirklichen Leben klingelte. Nachdem ich ein paar Sekunden auf dem Fußboden herumgetastet hatte, fand ich es.
    »Ich hab dich doch nicht etwa geweckt, oder?«, fragte Jack.
    »Keine Sorge, ich musste sowieso aufstehen, um das Telefon abzunehmen.«
    »Scheiße, tut mir leid«, sagte er. »Hier drüben ist es erst elf.«
    Ein kurzes, verlegenes Schweigen trat ein.
    »Und, was gibt’s?«, fragte ich.
    »Kann ich nicht einfach anrufen und hallo sagen?«
    »Doch, na klar. Früher hast du das ständig getan.«
    »Es ist ja nicht so, dass du nicht auch meine Nummer hast«, sagte er gereizt. Er war immer schon äußerst empfindlich gewesen, wenn es darum ging, sicherzustellen, dass er ja nicht das übliche Klischee erfüllte – der Star, der die Freunde vergaß, die ihn früher einmal kannten. Er ging in die Defensive, sobald man auch nur vage andeutete, dass das der Fall sein könnte.
    »Du hast recht, Jack«, sagte ich. »Ich denke, wir hatten in letzter Zeit beide ein bisschen viel um die Ohren.«
    »Dieser eine Abend neulich bei Alison, das war seit ungefähr einem Jahr das erste Mal, dass ich dich gesehen habe.«
    »Es sei denn, du rechnest Lindseys Geburtstagsparty mit«, erinnerte ich ihn.
    »Ach ja«, sagte er vage, und ich fragte mich, ob er den Abend vielleicht völlig vergessen hatte.
    »Du rufst also einfach nur an, um hallo zu sagen?«, fragte ich.
    »Ja, mehr oder weniger. Und um sicher zu sein, dass keine dicke Luft mehr herrscht wegen diesem Abend neulich.«
    »Keine dicke Luft«, beschwichtigte ich ihn.
    »Ich hab ein paar echt üble Sachen zu dir gesagt, und es tut mir leid«, sagte er. »Ich hab das alles nicht so gemeint.«
    »Vermutlich haben die Drogen das Wort geführt«, sagte ich und machte mich auf eine aggressive Reaktion gefasst. Aber Jack lachte sogar.
    »Ja, das wird’s vielleicht gewesen sein«, sagte er. »Ihr seid die besten Freunde, die ich habe. Ich weiß, dass ihr mir nur helfen wolltet.«
    Zum ersten Mal seit einem Jahr hatte ich das Gefühl, wieder mit dem alten Jack zu reden. Mit Jack, meinem Kumpel, dem lässigen Scherzkeks unserer kleinen Clique. Er war immer der Lockerste und Liebenswürdigste von uns gewesen, zu jeder Zeit im Einklang mit allen in seiner Umgebung. Er war ein Typ, der mühelos mit jedem, dem er begegnete, Kontakt knüpfte, von Verkäufern über Türsteher bis hin zu Kommilitonen an der Uni.
    Im Grunde wurden wir deshalb Freunde, weil wir im Wohnheim nebeneinander wohnten. Etwa in der zweiten Woche unseres ersten Studienjahres kam er an meiner offenen Zimmertür vorbei und sah, wie ich damit kämpfte, meine Kommode durchs Zimmer zu schleifen. Er klopfte leicht an den Türrahmen und sagte: »Hey, soll ich dir was helfen?« Ich hatte ihn schon ein paarmal gesehen, immer in einer Gruppe, immer ein Bild lässigen Selbstbewusstseins, und hätte nie gedacht, dass sich seine

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