Zeit für Plan B
einer Reihe quälender, dissonanter Grateful-Dead-Cover-versionen. Ich war nicht einmal ein DeadHead, und ich war beleidigt. Wir vier saßen hinten an einem Tisch, nippten an unseren Drinks, schaufelten uns das Popcorn, das es umsonst gab, in den Mund und erörterten Jacks jüngstes drogenbedingtes öffentliches Spektakel.
Am Abend zuvor war bei der Notrufleitzentrale ein hysterischer Anruf von Jack eingegangen, der berichtet hatte, sein Haus stünde in Flammen. Als die Feuerwehr von Los Angeles anrückte, traf sie Jack an, mit nichts als einer Unterhose bekleidet, der die Flammen tapfer mit einem Gartenschlauch bekämpfte. Die einzige Komplikation dabei war, dass keiner der Feuerwehrleute, trotz jahrelanger Erfahrung, irgendwo ein Feuer entdecken konnte. Sie inspizierten Jacks Villa in Brentwood vom Keller bis zum Dachboden und stellten fest, dass bis auf einen Wasserschaden im Wohnzimmer, entstanden durch Jacks Bemühungen mit dem Gartenschlauch, alles in Ordnung war.
Unter normalen Umständen wären die Feuerwehrleute vielleicht sauer gewesen, aber schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass man mit einem Filmstar von Jack Shaws Kaliber Bekanntschaft schließen darf. Der Feuerwehrchef, der Dinge dieser Art durchaus schon erlebt hatte, redete Jack beschwichtigend zu und ging mit ihm zurück ins Haus. Später posierte die gesamte Truppe für Fotos mit Jack und fuhr dann mit einer amüsanten neuen Anekdote für die Ehefrauen und Kinder nach Hause. Wie sich herausstellte, arbeiteteeine dieser Ehefrauen zufälligerweise im Büro der Associated Press in Los Angeles, und die Story schlug am nächsten Morgen in aller Frühe wie eine Bombe ein. Bis zum Mittag wurden die Bilder, die die Feuerwehrleute gemacht hatten, auf jedem Sender des Landes gezeigt.
»Er hat echt ein Problem«, sagte Lindsey. »Er ist wirklich völlig außer Kontrolle geraten.«
Auf der Bühne beendete die Band eben eine kaum wieder zu erkennende Version von
Sugar Magnolias
und begann mit einer noch schlimmeren Version von
Truckin
.
»Er ist schon seit Monaten völlig außer Kontrolle«, sagte Chuck über den Lärm hinweg. »Die einzige Frage ist, ob er noch in der Lage ist, sich von uns helfen zu lassen oder nicht.«
»Er hat mich angerufen«, sagte ich, und alle starrten mich an. »An dem Abend, bevor er den Notruf gewählt hat.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Chuck.
»Nichts«, sagte ich. »Er klang normal. Völlig nüchtern. Er war sauer, dass wir dachten, er hätte ein Problem.«
»Was hast du gesagt?«
»Ich hab ihm vorgeschlagen, dass wir eine Spritztour unternehmen.«
»Eine Spritztour«, wiederholte Chuck. »Er steht kurz vor einem persönlichen und beruflichen Zusammenbruch, und du schlägst ihm eine Spritztour vor?«
»Zu dem Zeitpunkt schien es mir eine gute Idee zu sein«, sagte ich matt.
»Ich glaube, es war keine schlechte Idee«, sagte Lindsey und lächelte ein wenig. »Ein kinematisches Heilmittel für eine kinematische Figur.«
»Er muss echt kinematisch ausgesehen haben, wie er da in seiner Calvin-Klein-Unterhose mit dem Gartenschlauch herumgerannt ist«, sagte Chuck.
Alison stellte ihren Drink ab und sah uns an. »Mir ist ein neuer Plan eingefallen«, sagte sie.
»Meinst du immer noch, wir können diese Sache wirklich durchziehen?«, fragte ich.
»Ich denke, wir müssen es versuchen«, sagte sie.
»Also, wie sieht der Plan aus?«, fragte Lindsey.
Alison erklärte ihn uns. Es war ein harter und grausamer Weg, den wir da einschlagen würden, und die Tatsache, dass sie ihn sich sogar selbst ausgedacht hatte, zeugte von dem Schmerz, den ihr diese ganze Sache bereitete.
»Alison«, sagte Chuck lächelnd. »Ich wusste gar nicht, dass du so knallhart sein kannst. Das gefällt mir.«
»Bis vor kurzem hat Jack mich noch jeden Tag angerufen«, sagte Alison, während sie starr vor sich auf den Tisch sah. »Egal, wo er war, egal, was los war, er hat einfach angerufen, um hallo zu sagen und, ich weiß nicht, sich eben zu melden. Wenn er mich nicht erreicht hat, hat er eine Nachricht hinterlassen oder später noch einmal angerufen. Wann immer ich ihm eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen habe, hat er noch am selben Tag zurückgerufen, selbst wenn er mich dann aufgeweckt hat.« Sie verkniff sich ein paar Tränen und zerbröselte nervös etwas Popcorn zwischen den Fingern. »Ich weiß, ihr seid alle besorgt wegen Jack, aber ich bin mehr als besorgt. Ich vermisse ihn schrecklich. Er ist mein bester Freund
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