Zeit für Plan B
die Zeit freibekommen«, sagte ich zögernd.
»Was ist das Problem?«, fragte Lindsey. In ihrer Stimme lag ein etwas kühler Unterton, was bedeutete, dass sie mir unser Telefongespräch vorgestern Abend noch nicht verziehen hatte.
»Hört mal«, sagte ich. »Ich bin für eine erfolgreiche Entführunggenauso gern zu haben wie der nächstbeste Psychopath, aber wir wollen hier schließlich nicht einen unbekannten Nobody entführen. Jack ist berühmt. Er hat Leute, die für ihn arbeiten, die ihn vertreten. Er wird vermisst werden.«
»Wen kümmert es denn, ob er vermisst wird, solange er nicht gefunden wird?«, fragte Chuck. »Und weiter?«
»Was machen wir denn dort oben mit ihm? Wollen wir ihn wirklich fesseln?«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Alison. »Das Arbeitszimmer meines Vater lässt sich von außen abschließen. Dort können wir ihn einsperren. Dort gibt es ein Schlafsofa und ein Badezimmer.«
»Er wird also wirklich ein Gefangener sein«, sagte ich. »Kommt euch das nicht ein bisschen extrem vor?«
»Harte Zeiten, Ben«, sagte Lindsey. »Harte Maßnahmen.«
»Alison«, sagte Chuck, »nicht, dass ich mir Sorgen mache, aber wenn man die Sache einmal aus juristischer Perspektive betrachtet, wie würde es für uns aussehen, falls Jack beschließen sollte, Anzeige gegen uns zu erstatten?«
»Na ja, Strafrecht ist nicht meine starke Seite«, sagte Alison. »Aber es ist schon vorstellbar, dass wir ziemlich großen Ärger bekommen könnten.«
»Ich kann nicht glauben, dass Jack so etwas je tun würde«, sagte Lindsey.
»Ich kann nicht glauben, dass wir so etwas je tun würden«, sagte ich.
»Also, bist du dabei?«, fragte Chuck.
»Na ja, ich hab schließlich keine Familie, an die ich denken muss«, sagte ich.
»Das ist die richtige Einstellung«, sagte Alison.
Ich fand immer noch, dass die Idee verrückt war, aber die Aussicht, eine Woche oder zwei mit Freunden in den Bergen zu verbringen, erschien mir als das ideale Gegenmittel zu meiner gegenwärtigengeknickten Stimmung. Es war mit Sicherheit besser, als bis spätabends allein auf der Couch zu hocken und meine Scheidung aus jedem Winkel zu betrachten, wie einen neuen Pullover, den ich vielleicht zurückgeben wollte.
»Also, wie sieht unser Plan aus?«, fragte ich.
Alle verfielen in Schweigen, die Logistik dieses Plans wollte auf Anhieb einfach keinerlei Gestalt annehmen. »Jack wird nächsten Mittwoch für eine Aids-Benefizveranstaltung im
Planet Hollywood
hier sein«, wusste Alison zu berichten.
»Meinst du, wir könnten eine Einladung bekommen?«, fragte Lindsey.
»Wozu denn?«, fragte Chuck. »Wir können ihn uns doch nicht einfach bei einem Medienevent dieser Größenordnung schnappen. Was sollen wir denn machen, ihm eins über die Rübe braten und ihn durch die Küche raustragen?«
»Hört sich nach einem Plan an.«
»Warum nennen wir das nicht Plan B«, bemerkte ich sarkastisch. »Vor allem, da Seward auch anwesend sein wird, und der wird Jack mit Argusaugen beobachten.«
»Ich hätte nichts dagegen, Seward eins über die Rübe zu braten, wenn wir schon einmal dabei sind«, sagte Lindsey. »Ich glaube, keiner von uns weiß wirklich, wie man jemanden k. o. schlägt«, sagte Chuck nachdenklich. »Wenn man jemanden k. o. schlagen will, indem man ihm eins über die Rübe brät, dann muss man wirklich hart zuschlagen, und in neun von zehn Fällen wird das Opfer dabei eine Gehirnerschütterung davontragen. Es ist nicht so wie mit diesen lächerlich schwachen Karateschlägen in den Nacken, die Captain Kirk immer austeilt.«
»Was wir brauchen, ist ein Vulkanier-Griff«, sagte ich.
»Spielen die schon wieder auf
Raumschiff Enterprise
an?«, fragte Alison.
»So ist es«, sagte Lindsey.
»Warum müssen sie das ständig tun?«
»Weil sie einen Penis haben.«
»Wie wär’s denn mit irgendeiner Art Injektion, Chuck?«, fragte Alison. »Morphium oder irgendetwas in der Richtung.«
»Es ist eine Möglichkeit«, sagte Chuck grübelnd.
»Oder eine Betäubungspistole«, schlug Lindsey vor. »Ich habe schon seit über einem Jahr eine in meiner Handtasche, und ich brenne darauf, sie auszuprobieren.«
»Zu gewalttätig«, sagte Alison.
»Aber praktischer«, sagte Chuck. »Einem unwilligen Patienten an einem öffentlichen Ort eine Injektion zu verabreichen, das ist alles andere als leicht. Außerdem gefällt mir die Vorstellung nicht, etwas wie Morphium in einen Körper zu spritzen, der womöglich vollgepumpt mit Kokain ist.«
»Lieber Gott,
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