Zeit für Plan B
den Großteil deiner Zeit mit Leuten, denen es scheißegal ist, was mit dir passiert, solange sie ihr Stück vom Kuchen abbekommen. Trotz all deines Erfolgs bringt dich der Augenblick, für den du lebst, irgendwann noch um. Irgendwo in dir steckt immer noch der entspannte und glückliche Jack, der Typ, der das Leben in seinem eigenen Tempo lebt, nach seinen eigenen Regeln. Vermisst du diesen Menschen nicht? Ich schon, das weiß ich. Wir haben dich hierhergebracht, um diesen Jack wiederzufinden, für dich und für uns. Wir haben dich geliebt, als du noch ein Nobody warst, und wir haben dich geliebt, als du ein berühmter Nobody wurdest, was der Grund ist, weshalb wir nicht tatenlos dasitzen und zusehen können, wie du dich vergiftest.
Weißt du noch, wie wir zu Collegezeiten lange aufgeblieben sind und uns spätabends diese Natur-Dokumentarfilme angesehen haben? Na ja, ich seh sie mir immer noch an, und vor kurzem sah ich einen über einen Affen, den sogenannten Bambuslemuren, so genannt, da er sich gefahrlos von giftigen Bambusstielen ernährt, die kein anderes Tier fressen kann. Die Enzyme, die er absondert, sind speziell dafür da, dieses Gift zu verdauen. Das Problem ist, dass diese Enzyme so spezialisiert sind, dass der Bambuslemure rasch die Fähigkeit verliert, irgendetwas anderes zu fressen. Er wird völlig abhängig von den giftigen Stielen. Wenn es keine Stiele mehr gibt, stirbt der Lemur. Das ist der Preis, den er Mutter Natur für seine stete Giftkost bezahlt. Welchen Preis wirst du bezahlen müssen?
Ich weiß nicht mehr, wer zuerst auf die Idee mit dieser Intervention kam, aber wir waren uns alle einig, dass wir irgendetwas unternehmen mussten, um dich von deinem Gift loszubringen. Chuck sagt, es wird zwei bis drei Tage dauern, bis der Koks aus deinem Körper entfernt ist,und dann noch einmal ein paar Tage, bis du nicht mehr danach gierst. Das heißt, du wirst mindestens eine Woche lang unser Gefangener sein, also mach es dir gemütlich und lass es uns wissen, wenn du irgendetwas brauchst.
Jedes Mal, wenn ich anfange zu denken, dass wir völlig verrückt sind, so etwas zu tun, frage ich mich, ob du es für einen von uns tun würdest, und die Antwort lautet jedes Mal ja. Nach einer Minute.
Herzlichst,
Ben
PS: Falls es dich irgendwie tröstet, du hast Chuck die Nase auf eine grandiose Weise gebrochen.
15
I rgendwann gegen halb sechs Uhr morgens begann Jack, Dinge zu zertrümmern. Ich schreckte aus dem Schlaf hoch, als ein schwerer Gegenstand krachend zu Boden schlug, gefolgt von einer Reihe kakophonischer Laute, als das Glas an Wänden zersplitterte. Ich stolperte in den Flur hinaus, wo ich Alison und Lindsey bereits stehen sah, in Shorts und ärmellosen T-Shirts, aschfahl im Gesicht, während ihnen das Bewusstsein allmählich in die Augen sickerte.
»Was zum Teufel macht er da?«, fragte ich.
»Lasst mich hier raus, verdammt noch mal!«, brüllte Jack hinter der abgeschlossenen Tür. Alison begann, ein paar Schritte auf die Tür zuzugehen, doch dann machte sie einen plötzlichen Satz zurück, als ein ohrenbetäubender Stoß die Tür erschütterte.
»Das klang nach einem Fernseher«, bemerkte Lindsey.
»Diesen Scheiß glaube ich einfach nicht«, sagte Chuck heiser, der in diesem Augenblick in lila Boxershorts und einem zerschlissenen Springsteen-T-Shirt aus seinem Zimmer kam. Die Schwellung um seine Nase war über Nacht etwas zurückgegangen, aber die dunkelblauen Flecken unter seinen Augen hatten sich vergrößert. Er sah aus wie der Hamburglar aus diesen alten McDonald’s-Werbespots. Aus dem Arbeitszimmer hörten wir nun leise, flatternde Geräusche, gefolgt von schwächeren Stößen, als Jack begann, Bücher durchs Zimmer zu schleudern. Es klang wie eine Schwadron von Kamikaze-Tauben. Alison setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken gegen die Tür zum Arbeitszimmer, und hielt sich die Arme über die Ohren.
»Wir hätten vielleicht daran denken sollen, die zerbrechlichen Gegenstände aus dem Zimmer zu entfernen, bevor wir ihn dorteinsperren«, sagte Lindsey mit einem mitleidsvollen Blick auf Alison.
»Meinst du?«, murmelte Alison, während sie sich die blutunterlaufenen Augen rieb.
Ich suchte nach irgendetwas, was ich sagen oder tun konnte, aber mein Verstand war immer noch vom Schlaf benebelt. Am Abend davor waren wir wegen dieser ganzen Entführung allzu aufgedreht gewesen, um uns zu vernünftiger Zeit schlafen zu legen, und selbst nachdem wir uns in unsere jeweiligen Schlafzimmer
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