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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Bundesrecht.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, Jack würde wirklich Klage gegen uns einreichen, oder?«, fragte ich.
    »Ich würde es tun«, sagte Chuck.
    »Du bist doch bloß sauer, weil er dir die Nase gebrochen hat.«
    »Ich mein’s ernst.« Er sah über seinen Plastik-Eisbeutel zu Jack hinüber, berührte Jacks Kopf mit der flachen Hand und gab ihm angewidert einen Schubs. Jack fiel nach vorn, bis sein Kopf auf der Ecke von Lindseys Sitz liegen blieb.
    »Wenn es wirklich so weit kommen sollte, denke ich, dann würde er begreifen, dass wir das alles nur für ihn tun«, sagte Alison.
    »Das glaubst du doch selber nicht«, sagte Chuck, dessen Stimme durch den Eisbeutel etwas gedämpft klang.
    »Musik, irgendjemand?«, unterbrach uns Lindsey und schaltete das Autoradio ein, bevor irgendjemand Einspruch erheben konnte. Die 10 000 Maniacs ertönten mit
These Are Days
, und jede Unterhaltung verstummte, während wir uns zurücklehnten und über das Ausmaß dessen nachdachten, was wir soeben getan hatten, oder vielmehr darüber, ob das, was wir soeben getan hatten, überhaupt ein Ausmaß hatte, das bedenklich war. Je nachdem wie man die Sache sah, waren wir entweder fünf Freunde, die in die Berge fuhren, um ein bisschen Urlaub zu machen, oder vier Verbrecher, die soeben einen bekannten Filmstar über Bundesgrenzen hinweg entführt hatten. Wie auch immer, die nächsten paar Tage würden mit Sicherheit denkwürdig werden. Während ich beobachtete, wie Lindseys Haar in der Zugluft meines offenen Fensters um ihr Gesicht wehte, wurde ich von einem Gefühl süßer Vorfreude erfüllt, das ich schon seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Natalie Merchants sirupartige, volle Stimme erfüllte den Wagen, während wir in das orange-rosafarbene Halbdunkel des Palisades Parkway bei Sonnenuntergang fuhren. Ich entschied, dass ich, komme, was wolle, ein paar denkwürdige Tage mit Sicherheit gebrauchen konnte.

14

    D as Ferienhaus der Schollings lag auf einem Grundstück mit Seeblick am Rande einer Kleinstadt namens Carmelina, New York. Die Rückseite des Hauses ging auf den halbmondförmigen Crescent Lake hinaus, genau in der Krümmung des Halbmonds, was bedeutete, dass so ziemlich jedes Fenster des Hauses einen Blick auf den See hatte. Das Haus selbst war ein typisches Beispiel moderner Landhausarchitektur, eine Mischung aus Kolonialstil und Wohnanlage für Skiurlauber. Die Außenfassade bestand aus bunt bemaltem Holz, und wohin man auch blickte, sah man schräge Dächer, Dachluken und Fenster. An der Rückseite des Hauses befand sich eine Holzterrasse auf Pfählen, ebenfalls mit Blick über den See. Das Haus und der umliegende Wald gaben einem das Gefühl, sich in einem J.-Crew-Katalog zu befinden. Es war genau das Haus, das ich hätte haben wollen, wenn ich jemanden gehabt hätte, mit dem ich es hätte haben können.
    Wir fuhren die lange, schmale Einfahrt links neben dem großen Vorgarten hoch und parkten nah bei der Haustür. Alison lief vor, um die Tür aufzuschließen und ein paar Lichter anzuknipsen, während Chuck und ich den noch immer bewusstlosen Jack aus dem Wagen hievten. Jack hatte sich während der Fahrt einmal leise gerührt, und Chuck hatte ihm noch eine Injektion verpasst, diesmal Versed, direkt in die Vene. Chuck war zuversichtlich, dass Jack damit für den Rest der Nacht betäubt bleiben würde.
    In der Diele türmten sich unsere Koffer, die Alison am Tag zuvor Lucy mitgegeben hatte, der Haushälterin ihrer Eltern, die losgeschickt worden war, um die Betten herzurichten und das Haus zu entstauben. Außerdem war sie beauftragt worden, die Küchemit Vorräten aufzufüllen, bevor sie wieder abfuhr, was kein leichtes Unterfangen war, wenn man berücksichtigte, dass die Küche größer als meine gesamte Wohnung war.
    Wir folgten Alison die Treppe hinauf, einen kurzen Korridor entlang und um die Ecke ins Arbeitszimmer ihres Vaters. Das Haus hatte jenen leicht modrigen Piniengeruch, den ich immer mit einem Sommerlager assoziierte. Das Arbeitszimmer selbst war rechteckig, mit einem Mahagonischreibtisch und ebensolchen Bücherschränken, die drei der Wände säumten. Ein rascher Blick auf die Regale ließ ein
Oxford English Dictionary
erkennen, eine
Encyclopedia Britannica
, gebundene Ausgaben von allem, was Rang und Namen hat, von Shakespeare und Milton bis hin zu eher postmodernem Zeug wie Pynchon und Barthelme, dazu allem Anschein nach ein ganzes Regal voller alter
New Yorker
- und
Commentary
-Ausgaben und dazwischen

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