Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper

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sie.
    »Alison, du dumme Kuh!«, brüllte Jack. »Lass mich sofort hier raus, du … blöde Schlampe!«
    Alison schnappte nach Luft, Tränen traten ihr in die Augen. Lindsey legte einen Arm um sie und schob sie sanft zurück in Richtung ihres Schlafzimmers. »Hör gar nicht auf ihn«, sagte Lindsey. »Denk einfach dran, dass es ihm im Augenblick eben nicht gut geht.« Jack begann, in einem gleichmäßigen Rhythmus gegen dieTür zu hämmern. »Ich schlage vor, wir versuchen alle, noch ein bisschen Schlaf zu bekommen«, flüsterte Lindsey. »Sieht aus, als würde es heute noch ein langer Tag für uns werden.«
    Wir gingen alle zurück zu unseren Schlafzimmern, aber ich drehte mich noch ein letztes Mal um. »Jack?«
    »Was?«
    »Hast du meinen Brief bekommen?«
    »Verpiss dich, Ben!«, schrie er und schlug, wie es sich anhörte, mit bloßen Knöcheln gegen die Tür.
    »Autsch«, sagte ich. »Das muss wehgetan haben.« Ich drehte mich um und ging zurück ins Bett.

    Um halb elf wachte ich wieder auf und warf einen Blick aus meinem Fenster. Die Bäume, die den See umsäumten, bildeten eine Patchworkdecke aus Herbstfarben, deren Gelb, Orange- und Rottöne sich herrlich in der unberührten Oberfläche des Sees spiegelten. Ein paar Minuten lang saß ich einfach aufrecht im Bett, beobachtete eine Schar von Vögeln, die auf dieser Seite des Sees badeten, und dachte darüber nach, wie romantisch und beglückend dieser Ausblick sein könnte, wenn neben mir unter der Decke noch ein warmer Körper stecken würde. Aber so fühlte ich mich nur wie die Betttücher neben mir, kalt und leer.
    Es klopfte an meiner Tür, und Alison kam herein. »Bist du schon wach?«
    »Ja.«
    »Wir frühstücken.«
    »Hört sich nach einem Plan an.« Ich schlug die Bettdecke zurück und rollte mich zum zweiten Mal an diesem Morgen aus dem Bett. »Er hat sich beruhigt, was?«
    »Ich glaube, er hat sich heiser geschrien«, sagte sie. »Ist das da eine Darth-Vader-Maske?«
    »Was? Oh, ja. Ist es.« Ich hatte sie auf dem Nachttisch liegenlassen. Alison sah mich fragend an. »Ich weiß selbst nicht genau, weshalb ich sie eingepackt habe«, gestand ich. »Ich dachte, vielleicht könnte sie sich als nützlich erweisen.«
    »Man kann nie wissen«, sagte sie.

    Und jetzt kommt, wie wir Jack das Essen brachten. Alison machte ihm Rühreier mit Ketchup auf Toast, und wir legten es auf einen Teller und in eine Tasche mit Reißverschluss. Wir gossen Orangensaft in eine Tupperware-Tasse mit abnehmbarem Deckel und etwas Kaffee in einen Becher für unterwegs mit der Aufschrift
Mystic Aquarium
auf dem Deckel und einem Bild von zwei springenden Delfinen an den Seiten. Das alles stellten wir auf ein Tablett, das Chuck und ich leise die Treppe hochtrugen, auf Zehenspitzen, bis wir genau vor der Tür zum Arbeitszimmer standen. Ich beugte mich nach unten und spähte durchs Schlüsselloch, in der Hoffnung, das leise Knarzen der Dielen würde durch die Teppiche gedämpft werden.
    Jack lief im Zimmer auf und ab wie ein gefangenes Tier, unablässig vor und zurück. Er befand sich ziemlich nah an der Tür, so dass das Einzige, was ich erkennen konnte, der Bereich zwischen seinen Knien und seinem Bauchnabel war, aber seine Körpersprache verriet nichts als wutentbrannte Energie. Ich hielt die linke Hand hoch, um Chuck ein Zeichen zu geben, während ich leise mit der rechten den Schlüssel ins Schloss steckte. Mein Herz schlug schneller, und ich hielt den Atem an und versuchte angestrengt, mich völlig ruhig zu verhalten. Chuck kauerte vor mir, beugte sich zu der Stelle vor, an der sich die Tür öffnen würde. Als Jack sich umwandte und wieder auf das andere Ende des Zimmers zusteuerte, ließ ich die linke Hand fallen und drehte mit einer einzigen raschen Bewegung den Schlüssel im Schloss und drückte die Tür auf, ohne den Türknauf loszulassen. Augenblicklich schleuderte Chuck das Tablett ins Zimmer, dessen Inhalt herunterpurzelte, als es aufden Boden aufschlug. Ich hatte genug Zeit, um zu erkennen, wie Jack überrascht herumschnellte, mit wutentbrannten Augen unter einer wirren Mähne schmutziger blonder Locken, und dann, als er einen Satz nach vorn machte, knallte ich die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Der Türknauf bebte in meiner Hand, als sich sein Körper in dem Augenblick, in dem sich die Tür schloss, dagegenwarf, und der Schlüssel wurde aus dem Schlüsselloch auf den Teppich geschleudert.
    »Ben!«, brüllte Jack und hämmerte entnervt gegen die Tür.