Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit im Wind

Zeit im Wind

Titel: Zeit im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
probierte.
    »Landon«, rief sie und hielt die Tür auf, »was für eine Überraschung!«
    Jamie freute sich immer, einen zu sehen, auch mich, obwohl ich glaube, daß sie mein Aussehen etwas erschreckte. »Bist du gerannt«, fragte sie.
    »Eigentlich nicht«, log ich und wischte mir über die Stirn. Zum Glück ließ das Seitenstechen nach.
    »Dein Hemd ist richtig durchgeschwitzt.«
    »Ach, das«, murmelte ich und sah an mir herab. »Das macht doch nichts. Manchmal schwitze ich einfach sehr viel.«
    »Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen.«
    »Es ist nichts, wirklich.«
    »Ich werde trotzdem für dich beten«, erklärte sie mit einem Lächeln. Jamie betete immer für irgend jemanden, warum sollte ich da nicht mit von der Partie sein?
    »Danke«, sagte ich.
    Sie senkte den Blick und schien einen Moment lang unruhig. »Ich würde dich ja hereinbitten, aber mein Vater ist nicht da, und er will nicht, daß Jungen ins Haus kommen, wenn er weg ist.«
    »Oh«, sagte ich niedergeschlagen, »das macht nichts. Wir können uns ja hier draußen unterhalten.«
    Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich lieber im Haus mit ihr gesprochen.
    »Möchtest du ein Glas Limonade, während wir uns unterhalten?« fragte sie. »Ich habe gerade welche gemacht.«
    »Gern«, sagte ich.
    »Ich bin gleich zurück.«
    Sie ging ins Haus, ließ aber die Tür offenstehen, so daß ich mich ein bißchen umsehen konnte. Das Haus war klein, aber ordentlich; an einer Wand stand ein Klavier, an der anderen ein Sofa. In der Ecke drehte sich ein kleiner Ventilator. Auf dem Couchtisch lagen Bücher mit Titeln wie »Hör auf Jesus« und »Der Glaube ist die Antwort«. Auch ihre Bibel lag auf dem Tisch. Sie war beim Lukas-Evangelium aufgeschlagen.
    Im nächsten Moment kam Jamie mit der Limonade, und wir setzten uns auf zwei Stühle in der Ecke der Veranda. Ich wußte, daß sie und ihr Vater abends dort saßen, weil ich manchmal an dem Haus vorbeikam. Kaum hatten wir uns gesetzt, sah ich, wie Mrs. Hastings, die Nachbarin von der anderen Straßenseite, uns zuwinkte. Jamie winkte zurück, während ich meinen Stuhl so drehte, daß Mrs. Hastings mein Gesicht nicht erkennen konnte. Obwohl ich im Begriff war, Jamie zu dem Ball einzuladen, wollte ich nicht, daß jemand - auch nicht Mrs. Hastings - mich erkannte, für den Fall, daß Jamie schon Careys Einladung angenommen hatte. Mit Jamie zum Ball zu gehen war eine Sache, von ihr wegen eines Typen wie Carey abgewiesen zu werden war eine ganz andere.
    »Was machst du da?« fragte Jamie. »Du rückst ja den Stuhl in die Sonne.«
    »Ich mag die Sonne«, gab ich zur Antwort. Doch sie hatte recht. Fast auf der Stelle merkte ich, wie die Strahlen durch mein Hemd hindurchbrannten und mir den Schweiß aus den Poren trieben.
    »Wenn du meinst«, sagte sie lächelnd. »Und weshalb wolltest du mit mir sprechen?«
    Jamie nestelte an ihrem Haar. Soweit ich sehen konnte, war jedes Härchen an Ort und Stelle. Ich atmete tief ein, um mich zu sammeln, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, gleich mit der Sache herauszurücken.
    »Du warst also wieder im Waisenhaus heute?« sagte ich statt dessen.
    Jamie musterte mich merkwürdig. »Nein. Mein Vater und ich waren beim Arzt.«
    »Ist alles in Ordnung mit ihm?« Sie lächelte. »Kerngesund.«
    Ich nickte und warf einen Blick über die Straße. Mrs. Hastings war wieder ins Haus gegangen, und ich konnte sonst niemanden entdecken. Die Luft war rein, aber ich war noch nicht soweit.
    »Wirklich ein schöner Tag heute«, sagte ich und zögerte den Moment hinaus.
    »Ja, finde ich auch.«
    »Und warm.«
    »Du sitzt ja auch in der Sonne.« Ich sah mich um, der Druck stieg.
    »Also, ich glaube, es ist keine einzige Wolke am Himmel.«
    Diesmal antwortete Jamie nicht, und wir saßen ein paar Augenblicke schweigend da.
    »Landon«, sagte sie schließlich, »du bist nicht hergekommen, um mit mir über das Wetter zu sprechen, oder?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Warum dann?«
    Der Moment der Wahrheit war gekommen. Ich räusperte mich.
    »Also… ich wollte wissen, ob du zum Schulball gehst.«
    »Ach so«, sagte sie. Es klang, als hätte sie gar nicht gewußt, daß es so etwas gab. Ich rutschte unruhig hin und her und wartete auf ihre Antwort.
    »Ich hatte eigentlich nicht vor zu gehen«, gestand sie endlich.
    »Aber wenn dich jemand einlädt, würdest du vielleicht gehen?«
    Sie ließ einen Moment verstreichen, bevor sie antwortete.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher