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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Veränderung der Atmosphäre. Mellia spürte sie ebenfalls – beide Mellias. Der Bildschirm flackerte und erlosch. Die Anzeigelämpchen der ganzen Tafel wurden dunkel. Die Nebengeräusche verebbten in absoluter Stille. Die Farbe der Luft veränderte sich, wurde zu einer schmutzigen, elektrischen Transparenz. Winzige Farbwellen schienen über die Oberfläche der Gegenstände zu laufen wie chromatische Abweichungen in einer billigen Linse. Ein kühler Luftzug wehte uns an, als habe gerade jemand die Tür eines gigantischen Kühlschrankes geöffnet.
    »Das ist das Ende«, sagte die ältere Mellia gefaßt. »Die Zeit steht still; alle Wellenphänomene fallen ab auf die Nullfrequenz und werden dadurch nicht-existent, auch jene besondere Form der Energie, die wir Materie nennen …«
    »Augenblick mal!« wandte ich ein. »Dies ist kein Naturphänomen. Irgend jemand manipuliert den Chronokosmos!«
    »Woher weißt du das?« fragte Mellia erstaunt.
    »Keine Zeit für lange Erklärungen. Agentin Gayl«, ich packte die alte Dame beim Arm, »wo waren Sie, als wir hier eintrafen?«
    Mellia wollte protestieren, aber die andere Mellia antwortete prompt: »In der Stasenkammer.«
    »Die Spiegel?«
    Sie nickte. »Ich – schämte mich, es zuzugeben. Es kam mir so … so feige vor.«
    »Kommt!« Ich führte die beiden durch die Halle, durch Schweigen, Kälte und tote Luft, den Korridor entlang zur Spiegelkammer. Die reflektierenden Flächen waren angelaufen, aber intakt.
    »Rasch!« drängte die alte Mellia. »Die Felder können jeden Moment kollabieren!«
    Aus dem großen Saal hinter uns kamen Geräusche: das Krachen stürzenden Mauerwerks, sonderbar gedämpft; ein dumpfes Grollen. Langsam schob sich eine Rauch- oder Staubwolke durch den Gang. Dahinter glühte gelbes Licht.
    »Hinein – schnell!« befahl ich Mellia.
    »Nein – du und … Agentin Gayl!«
    »Keine Widerrede, Mädchen!« Ich schnappte sie mir und stieß sie auf den Spiegel zu. Matte Farbwellen liefen über die Fläche. Mellia wehrte sich.
    »Mr. Ravel – Sie müssen fort – auf der Stelle!« sagte die ältere Mellia, drehte sich um und schritt auf die näherrollende Staubwand zu. Mellia stieß einen Schrei aus. Ich stieß sie durch den Spiegel. Ihr Schrei brach unvermittelt ab.
    Die alte Dame war verschwunden, von der dichten Wolke verschluckt. Ich trat durch den anderen Spiegel; es fühlte sich an wie kalter Nebel. Es schimmerte um mich herum, eklig wie substanzlose, graue Gelatine, blitzte wie explodierendes Glas. Dunkelheit umschloß mich.
    Sekundenlang hatte ich jenes Gefühl atemloser Spannung, das man in dem Moment nach der Katastrophe hat, bevor sich der erste Schock bemerkbar macht.
    Dann – nichts.

 
26.
     
    Gelbes Licht drang durch den Dunst. Wie lange schon, wußte ich nicht. Es wurde heller, dann hob sich die Silhouette eines Mannes ab, der langsam, als habe er gegen einen Widerstand zu kämpfen, vorwärts schritt.
    Als er noch zwei Meter von mir entfernt war, erkannte ich meinen Irrtum.
    Es war kein Mann. Es war ein Karg. Derselbe, den ich bereits zweimal getötet und ein drittes Mal lebendig hatte entkommen lassen.
    Ich war nicht fähig, einen Muskel zu regen, nicht einmal meine Augen. Ich sah, wie der Karg durch mein Gesichtsfeld schritt. Ich atmete nicht, und falls mein Herz schlug, so spürte ich es nicht. Aber ich war bei Bewußtsein. Wenigstens etwas.
    Der Karg ging mühsam, aber unbekümmert. Er trug einen schlichten, schwarzen, hautengen Anzug mit Harnisch und diversem Beiwerk. Er warf einen Blick auf ein Sortiment von Meßgeräten, die er an die Innenseite seines Handgelenks geschnallt hatte, und stellte etwas ein. Bisher hatte er mir nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als wäre ich ein Stück Holz.
    Jetzt aber kam er auf mich zu und betrachtete mich. Seine babyblauen Augen trafen sich nie genau mit den meinen – nicht etwa aus Verlegenheit, sondern weil ich ihm gleichgültig war. Zwei weitere Männer – keine Kargs – kamen in Sicht. Sie stapften zu ihm hinüber und sprachen mit ihm. Die Neuankömmlinge trugen etwas, das aussah wie gebündelte Schindeln. Sie kamen näher und traten hinter mich – alles in tiefem Schweigen. Einige Zeit verging – oder auch nicht. Aus den Augenwinkeln entdeckte ich eine Bewegung. Zu meiner Linken stand plötzlich eine Platte, dunkelgrün, glasig. Dann eine zweite zu meiner Rechten. Einer der Männer kam in mein Gesichtsfeld; er trug eine drei mal sechs große Tafel aus dünnem Material. Er stellte sie

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