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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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wir hätten jedes Zimmer durchsucht …«
    »Ich … mein … Ich habe meine Räume im äußeren Flügel«, erklärte sie mit leiser Stimme. Aus ihren Augenwinkeln quollen Tränen, aber sie wischte sie ungeduldig fort. »Ich hatte angenommen, daß Sie auf mein Signal hin gekommen seien.« Ihre Stimme hatte die frühere Festigkeit wiedergewonnen. »Aber das ist natürlich nicht so wichtig. Hauptsache, Sie sind hier. Geben Sie mir noch ein paar Minuten Zeit? Ich habe einige Dinge … Erinnerungen … Aber wenn Sie in Eile sind, kann ich sie natürlich auch zurücklassen«, ergänzte sie hastig, als sie meine Miene sah.
    »Ich habe nicht die Absicht, Sie zur Eile zu drängen, Ma’am«, beruhigte ich sie. »Aber ich glaube, es gibt da ein Mißverständnis …«
    »Sie werden mich doch mitnehmen, nicht wahr?« Ihre dünne Hand krampfte sich um meinen Arm; ihre Stimme wurde fast hysterisch. »O bitte, nehmen Sie mich mit! Ich flehe Sie an, lassen Sie mich bitte nicht hier zurück …«
    »Ich verspreche es Ihnen«, gelobte ich und legte meine Hand auf die ihre.
    »Aber ich glaube, Sie machen sich da eine falsche Vorstellung. Ich habe das vielleicht auch getan. Gehören Sie zur Stationsbesatzung?«
    »O nein!« Sie schüttelte den Kopf. »Dies ist gar nicht meine Station. Ich habe hier lediglich Zuflucht gesucht, wissen Sie. Nach dem Zusammenbruch.«
    »Wo ist die Stationsbesatzung, Ma’am?«
    Sie sah mich an, als hätte ich etwas Absurdes gesagt. »Es gibt keine. Niemanden. Genau, wie ich in meinen Berichten gemeldet habe. Als ich diese Station fand, war sie verlassen. Ich bin ganz allein hier, außer mir ist niemand …«
    »Aha, ich verstehe. Muß ziemlich einsam gewesen sein. Aber jetzt ist ja alles in Ordnung. Jetzt sind wir hier, und Sie sind nicht mehr allein.«
    »Ja, Sie sind hier. Ich wußte, daß Sie kommen würden – eines Tages. Die Instrumente lügen nicht. Das habe ich mir immer wieder gesagt. Nur, daß ich nicht wußte, wann, das war schlimm.«
    »Die Instrumente – haben Ihnen gesagt, daß wir kommen würden?«
    »Aber ja!«
    Sie setzte sich auf den nächsten Stuhl, und ihre alten Finger flogen über die Tasten. Der Bildschirm wurde hell, veränderte seine Textur, durchfloß Farben und wurde schließlich zu einem leuchtend grünlich-weißen Rechteck, an dessen rechtem Rand eine flimmernde, schwarze, senkrechte Linie, dem Kratzer auf einem Filmstreifen gleich, flackerte und tanzte. Ich wollte gerade eine bewundernde Bemerkung über ihre Geschicklichkeit an der Tastatur machen, als sie einen leisen Seufzer ausstieß und über der Kontrolltafel zusammenbrach.
    Ich packte sie, hob sie aus dem Stuhl und trug sie durch den Saal. Sie konnte höchstens neunzig Pfund wiegen. Am Eingang des Korridors kam mir Mellia entgegen. Sie blieb wie vom Donner gerührt stehen und hob die Hand an den Mund. Dann erinnerte sie sich jedoch an ihre Ausbildung als Außenagentin und gewann ihre Selbstbeherrschung zurück.
    »Ravel … Wer …«
    »Keine Ahnung. Als ich aufwachte, war sie hier. Dachte, wir wären gekommen, um sie zu retten. Sie wollte mir etwas mitteilen, da brach sie zusammen und wurde ohnmächtig.«
    Mellia trat zurück, um mich vorbeizulassen. Ihr Blick ruhte auf der alten Frau. Sie zuckte zusammen, ergriff meinen Arm. Sprachlos starrte sie auf das welke Gesicht.
    »Mutter!« keuchte sie.

 
24.
     
    Ich ließ mehrere endlose Sekunden verstreichen. Die Lider der alten Dame flatterten, dann schlug sie die Augen auf.
    »Mutter!« sagte Mellia noch einmal und ergriff ihre Hand.
    Die alte Dame lächelte unbestimmt. »Nein, nein, ich bin keine Mutter«, widersprach sie. »Ich wäre so gern … aber …« Noch einmal verlor sie das Bewußtsein.
    Ich trug sie in ein leeres Zimmer und legte sie dort aufs Bett. Mellia setzte sich neben sie, rieb ihr die Hände und vergewisserte sich, daß sie richtig atmete.
    »Was war das eben, mit deiner Mutter?« fragte ich.
    »Tut mir leid. Sie ist natürlich nicht meine Mutter. Ich war ein bißchen sentimental. Vermutlich sehen sich alle älteren Frauen ähnlich …«
    »Ist deine Mutter denn so alt?«
    »Nein, natürlich nicht. Es ist nur eine flüchtige Ähnlichkeit.« Sie lachte verlegen. »Die Psychologen würden bestimmt alle möglichen Dinge daraus ableiten.«
    »Sie hat gesagt, daß sie uns erwartete«, berichtete ich. »Die Instrumente hätten es vorausgesagt.«
    Mellia sah mich an. »Vorausgesagt? So ein Instrument gibt es nicht.«
    »Vielleicht hat sie den Verstand

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